FOTOLABORFORUM

Normale Version: Umkehrentwicklung Schwarz-Wei?
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Habe noch den Umkehrprozess des mir bisher unbekannten italienischen Fotochemie-Herstellers Bellini Foto entdeckt: www.bellinifoto.it.

 

Gruß

 

tepe

Hallo,

das kann doch wohl nicht wahr sein, daß es heute noch jemanden gibt, der für die  Verwendung durch Amateure ein Bleichbad auf Kaliumdichromatbasis verkauft! Und das auch noch auf dem Versandweg! Auch Italien ist EU-Mitglied und es gelten dieselben REACH Vorschriften wie bei uns. Kaliumdichromat ist sehr giftig, erbgutverändernd, umweltgefährlich, krebserzeugend und sensibilisierend. Darüber hinaus ist es von der europäischen Chemikalienagentur ECHA in Helsinki als SVHC Substanz (Substance of Very High Concern) eingestuft worden und die gewerbliche Verwendung (das ist hier eindeutig der Fall) ist für jeden Zweck einzeln genehmigungspflichtig. Ich selbst bin Chemiker und habe in der Ausbildung und meiner beruflichen Tätigkeit gelernt mit solchen Substanzen verantwortungsvoll und sicher umzugehen und mir stünden dazu auch alle erforderlichen Sicherheitshilfsmittel zur Verfügung. Aber es gibt harmlosere Ersatzstoffe für diese Anwendung und der Gesetzgeber hat im gewerblichen Bereich sogar ein Substitutionsgebot erlassen. Die verantwortungsbewußten deutschen Anbieter von Fotochemie, die ich kenne, wobei ich ausdrücklich auch Herrn Wehner erwähnen möchte, könnten sich so etwas sicher nicht leisten.

Ob jemand so etwas bestellen und verwenden möchte, muß er vor sich selbst, seinen Mitmenschen und der Umwelt verantworten.
Danke Jochen für diese deutliche und fundierte Klarstellung.

Das entspricht so vollständig meiner eigenen Einschätzung.

 

Auf der Photokina 2014 habe ich mich mit Repräsentanten dieser italienischen Firma unterhalten.

Das waren wahrscheinlich Kaufleute denen chemisches Wissen und jegliches Problembewußtsein zu fehlen schien..

 

Auch ein deutscher Anbieter hat 2014 diese Chemie an seinem Photokina Stand als "Messeneuheit" präsentiert.

Offensichtlich hat aber auch hier inzwischen die (späte) Einsicht gegriffen, denn dieses Produkt wird in dem online shop nicht mehr angeboten.

 

Herzliche Grüße

Klaus

 

 

 

 

Jochen, aber mal ganz nüchtern chemisch ohne die langen Zeigefinger betrachtet, vor allem für die sicher noch real existierenden Dichromatbesitzer z.B. aus alten Tonersets, an die man bei dem Thema auch mal denken sollte:  wenn man, wie für Gefahrstoffe immer sinnvoll

 

1) beim Ansetzen keinen Staub erzeugt, vor allem nicht einatmet

2) jeglichen Hautkontakt mit der Lösung vermeidet

3) verbrauchte Lösung korrekt entsorgt


kurz: eben wie ein Mensch mit funktionierendem Hirn verantwortungsvoll damit umgeht (und das lernt man ja nicht erst im Diplomstudiengang Chemie), was für ein konkretes Restrisiko soll denn für den Anwender noch bleiben, das die sonstigen Lebensrisiken übersteigt, wie z.B. das ständige Bombardement mit Schwermetallen oder diesem dubiosen Feinstaub aus den unendlich vielen heissen Rohren im öffentlichen Raum?


Gruß Wolfgang

Hallo Wolfgang,

sicher hast Du Recht. Wenn man alle erforderlichen Maßnahmen beachtet, kann man mit allen chemischen Stoffen sicher umgehen, sogar mit Cyaniden, Aziden und organischen Peroxiden. Aber darum geht es hier ja gar nicht. Hier arbeiten teilweise blauäugige Amateure, für die Naturwissenschaften immer schon ein rotes Tuch waren und die Soziologie und BWL viel chicker fanden, weil sie die Schwarz-Weiß Fotografie entdeckt haben, plötzlich mit solchen chemischen Substanzen. Und das will der Gesetzgeber verhindern, und das zu Recht. Ich selbst hätte ja auch kein Problem mit Dichromat, auch nicht mit einem Quecksilberverstärker oder damit, einen Selentoner selbst anzusetzen (habe ich übrigens schon gemacht). Aber ich habe mittlerweile schon über 30 Jahre Berufserfahrung als Chemiker und während dieser Zeit nicht nur eine, sondern zahlreiche Schulungen über Gefahrstoffe und Sicherheit im Labor mitgemacht und auch selbst abgehalten. In mehreren Foren zum Thema Fotolabor muß ich leider immer wieder feststellen, mit wie wenig gesundem Menschenverstand und Hirn die Leute schon an viel weniger problematische Dinge herangehen. Meine Ausführungen sollten dazu dienen, diese Leute zu sensibilisieren, und nicht diejenigen, die damit verantwortungsbewußt umzugehen verstehen, an den Pranger zu stellen. Also bitte nicht persönlich nehmen und das restliche Dichromat aufbrauchen.

Der Hintergrund für die Restriktionen ist, daß Kaliumdichromat nicht nur giftig und gefährlich ist (so wie von Jochen beschrieben), sondern daß es auch schon in Spuren wirkt und daß es in der Umwelt ziemlich persistent ist.

Zu argumentieren, daß es ganz andere Gefahrenquellen gibt ist meines Erachtens nicht sachgerecht.

Es geht ja gerade darum die Gefahrenquellen zu minimieren und zwar alle.

 

Beim Gebrauch gerät eben doch zwangsläufig ein Anteil unkontrolliert in die Umwelt (z.B. beim Spülen der Filme).

Wegen der Persistenz und wegen der Wirksamkeit in geringen Dosen soll das gerade vermieden werden.

 

Ich vertraue auch immer auf die Vernunft und Einsicht der Menschen.

Aber manchmal reicht das nicht und dafür gibt es dann gesetzliche Bestimmungen.

 

In diesem Fall ist es so, daß ein Hersteller sich nicht an gesetzliche Vorgaben hält.

Das ist zum Nachteil der Allgemeinheit.

Und das sollte man schon deutlich feststellen dürfen.

 

Herzliche Grüße

Klaus

 

Hallo Klaus,


schon richtig, aber es ging mir um die Gefahrenquellen für den Anwender. Die Wirkung auf "Dritte" über das Abwasser wäre dann wieder ein anderes Kapitel. Dieses Fass richtig aufgemacht würde z.B. auch heissen, dass alle, die Medikamente nehmen, zum Schutz Dritter in ihre Toilette einen Medikamentenabscheider einbauen lassen müssen.

Dummerweise kommt bei der analogen Fotografie immer irgendwann der Punkt, an dem alles raus muss, Film oder Papier also gespült wird. Und das Spülwasser mit den Restchemikalien landet im privaten Bereich immer in der Kläranlage, wird dort vermischt mit unbekannten anderen Substanzen und reagiert damit oder nicht, wer weiss. Das Thema sollten wir generell nicht an die grosse Glocke hängen.


Gruß Wolfgang
Ja, Wolfgang, die unmittelbare Gefahr für den Einzelnen ist gering- da gebe ich Dir Recht.

Aber die Vielzahl an latenten Belastungen sind dann eben doch ein gravierendes Problem - für alle.

 

Wo es möglich ist sollten harmlosere Substanzen eingesetzt werden.

Und in diesem Fall gibt es eine harmlose Alternative.

 

Zum verantwortungsvollen Umgang mit Chemie gehört es aber auch sich Gedanken über den unmittelbaren Gebrauch hinaus zu machen.

Viele Zusammenhänge sind aber so komplex, daß sie nicht einfach zu durchschauen sind.

 

Aus dem Grund muß man dann den Fachleuten vertrauen, die solche Zusammenhänge statistisch oder epidemiologisch untersuchen.

Bestimmte Krebserkrankungen nehmen in der Industriegesellschaft zu.

Es ist aber praktisch unmöglich einen konkreten Krankheitsfall mit einem konkreten Chemiegebrauch in Zusammenhang zu bringen.

Trotzdem besteht dieser Zusammenhang. Er ist möglicherweise (indirekt) statistisch nachweisbar.

 

Ich möchte in einer Welt leben in der ich die vielfältigen Möglichkeiten unserer Industiegesellschaft nutzen kann.

Aber ich möchte auch in einer halbwegs intakten Umwelt leben mit einem nicht über die Maßen erhöhtem Gesundheitsrisiko.

 

Dazu kann und muß der Einzelne beitragen. Jeder trägt einen Teil der Verantwortung.

Wo das Wissen und die Einsicht nicht ausreicht sollten die gesetzlichen Bestimmungen wenigstens eingehalten werden. 

 

In diesem Fall gibt es eine klare Lage.

Kaliumdichromat ist eine gefährliche Substanz.

Es gibt genaue und begründete Einschränkungen für den Umgang mit der Substanz.

Es gibt harmlosere Alternativen.

 

Daß früher mit dieser Substanz sorgloser umgegangen wurde ist kein Freibrief dafür diese Substanz heute zu verharmlosen.

Erst heute sind die Folgen eines zu freizügigen Umgangs erkennbar. Die Zusammenhänge sind eben sehr komplex.

 

Sich an die Vorschriften zu halten bedeutet verantwortungsvoll zu verhalten.

 

Für alle anderen Fotochemikalien gibt es eben nicht solche restriktiven Beschränkungen.

Insofern kann man doch ganz gut im Fotolabor arbeiten, ohne daß man zu sehr regelmentiert ist.

Da wo es Vorschriften gibt sollte man diese aus Verantwortung vor der Allgemeinheit auch einhalten.

Ich halte das für eine zumutbare Erwartung.

 

Herzliche Grüße

Klaus

 

>kann man bei der Zweitbelichtung auch zu viel des Guten tun, also überbelichten?<

 

Theoretisch ja!

 

Manche Filme zeigen Solarisationserscheinungen- (also eine Umkehr der Dichten) bei zu hoher Lichtintensität..

Da die Zweitbelichtung mit sehr hoher Lichtintensität durchgeführt wird, gerät man eventuell in den Bereich wo die Solarisation einsetzt.

Das führ zunächst zu einem Verlust der Maximaldichte und zu einem Kontrastverlust.

 

"Viel hilft viel" kann hier also nicht die Maxime sein. Man erreicht u.U. das Gegenteil von dem was man möchte.

 

Herzliche Grüße

Klaus

Hallo Miteinander,

 

Es wurde ja jetzt viel über die Gefährlichkeit von Kaliumdichromat gesagt, aber wie heißt der gesunde ungefährliche und politisch korrekte Ersatzstoff? und in welcher Konzentration wendet man in wie lange an?

 

Gruß Achim

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