@ cfb_de, das ist doch klar, dass man mit der Mittelformat keine Schnappschüsse von den lieben kleinen Macht,
dachte wir Reden hier vom fotografischen Aufnehmen von Bildern mit bewusster Motivsuche und nicht von Familienfotos. Mache so gut wie nie Schnappschüsse, egal mit welcher Kamera.
@Marwan, Du schreibst sehr interessant über die Kiev 88, jetzt wird mir einiges klarer, vor allem warum bei drei 1,5 Volt Batterien die mittlere grüne Diode immer blinkt obwohl die Batterien voll sind, laut Anleitung heißt das, die Batterien sind leer bzw. wie Du jetzt meinst 4,5 Volt ist zu wenig Betriebsspannung. Original gab es wohl mal eine 5 V Batterie die genau in den Schacht passte.
Der Prismensucher hat bei der Seriennummer eine 89 vorne, also aus dem Wendejahr, die alte Baureihe.
Werde es mit vier 1,5 V Knopfzellen versuchen, das könnte die Lösung sein.
Natürlich gibt es inzwischen einen externen Handbelichtungsmesser, einen Lunasix 3, ein Ausrangierter vom Fotografenmeister. Nur war das Wetter bisher nicht geeignet um Außenaufnahmen zu machen, es ist geplant und auch das Gelände dafür ausgeguckt.
grußfluuu
Ok, ist immer gut wenn man ein Problem einkreisen kann. Es werden sicher Unterschiede zwischen dem Werten des Gossen (Achtung auch der braucht 1,35 Quecksilber Zellen, unbedingt Adapter verwenden) und des Kiev Prismensuchers sein, das hat aber mit dem Messfeld zu tun. Es ist auch so das man ein wenig mit der Skala spielen muss, denn die 20DIN Einstellung muss nicht Zwangsläufig an der richtigen Stelle sein, so dass man da ein wenig mit Erfahrung den Wert ein wenig nach oben oder unten korrigieren kann. Vorsicht mit dem AN/AUS Schalter man vergisst den schnell und der Beli saugt die Batterien schneller leer als man schauen kann. Und unbedingt darauf achten die Anfangsöffnung der entsprechenden Objektive nach dem Wechsel einzustellen, das vergisst man gerne. Sollte das alles nicht helfen muss man halt neu kalibrieren, geht aber auch recht einfach mit ein wenig handwerklichem Geschick.
Noch ein Tipp, man sollte immer einen kleinen Uhrenmacherschraubenzieher dabei haben und die sichtbaren Schrauben kontrollieren, sowohl an der Kamera als auch an den Magazinen wie auch die Madenschrauben an den Objektiven. Letztere lösen sich gerne mal auf Reisen und die Einstellringe lösen sich dann und die Schrauben können herausfallen. Normalerweise sind die Schrauben mit einem Sicherungslack gesichert. Bei Deiner älteren Kiev würde ich das mal überprüfen und gegebenenfalls mit etwas (ICH SAGTE ETWAS!!! und meine sehr wenig!!!) klarem Nagellack die Schrauben sichern.
Noch ein weiterer Tipp zu den Magazinen. Wenn kein Film im Magazin ist den Schieber nicht drin lassen, das gilt auch für die Hblad. Die Dichtungen sind aus Schaumgummi und sind natürlich dann platt gedrückt und benötigen einige Zeit um wieder in Ihre alte Form zu kommen. Daher bei Magazinen die mit Film gelagert werden und mit eingeführter Dichtung aufbewahrt wurden, einige Zeit warten bis sie sich ausreichend entfaltet haben bevor man wieder in die pralle Sonne geht.
Wenn mal ein Magazin undicht ist kannst Du Dir Dichtungen bei Hasselblad bestellen, das Wechseln ist sehr einfach. Die Dichtung ist nahezu identisch von der Form, wobei die Hblad Dichtungen um ein Vielfaches besser vom verwendeten Material sind.
Ein weit verbreiteter Fehler ist beim Einführen der Magazinschieber diese mittig mit einer Schieberspitze zuerst einzuführen. Dies führt ungünstigerweise auch zu Lichteinfall (nicht nur bei der Kiev), da mittig die Dichtung eingedrückt wird und an den Rädern dann Licht eindringt, manchmal kann man durch Spiegelungen des silbernen Schiebers den Einführverlauf sogar auf dem Negativ oder Dia sehen. Den Schieber korrekt ansetzen und auch wenn es fummelig ist in ganzer Länge gleichmäßig einführen.
Rollfilme auch wirklich nur im Körperschatten einlegen und aus dem Magazin entnehmen und anschließend sofort in einem dunklen Behälter verschwinden lassen, auch das Hinfallen kann an den Rädern zu Lichteinfall führen und man ist bei der Kiev schnell dabei die Kamera als älter zu verdächtigen.
Ja dann wünsche ich Dir mal viel Spaß mit der Ukrainerin!
Gruss
Marwan
(This post was last modified: 14-12-2007, 03:05 PM by Schwedenstahl.)
Danke für die Wünsche.
Wie gesagt, der zweite Testfilm fiel technisch absolut zur Zufriedenheit aus.
Da es im November immer geregnet oder geschneit hat und es jetzt im Dezember mächtig kalt ist, kommt es nicht zu Außenaufnahmen im Gelände und richte deshalb das Ministudio ein mit Dauerlicht und Diffusor, um Filme belichten zu können mit entsprechenden künstlerischen Themen und Motiven.
Habe inzwischen den Arbeitstitel dafür hergeleitet: "Babotschka - Abgründe überbrücken". Ist das russische Wort für Schmetterling=Psyche=Seele, also 'seelische Abgründe' etwas lyrisch umschrieben.
Der Belichtungsmesser im Prismensucher funktioniert nun mit vier Knopfzellen, die grüne Lampe blinkt nicht mehr, aber der Messer muss unbedingt neu justiert werden, er zeigt zu viel Licht an. Habe mit mehreren Belichtungsmessern gemessen und bin nie auf so kurze Belichtungszeiten bzw. Blenden gekommen. Da gilt es noch zu tüfteln.
Mit der Entscheidung, nicht auf schönes Wetter zu warten, sondern Aufnahmen mit Hilfe des Ministudios zu machen, wird es bald wieder einen belichteten Film geben. Wie im anderen Thread beschrieben, macht mir noch die Rondinax 60 Kummer, um die Filme dann auch entwickeln zu können.
Hier ein Bild vom ersten Film der Kiev 88:
[ATTACHMENT NOT FOUND]
grußfluuu
Hallo, schön zu sehen dass hier noch einige andere mit der Kiev 88 unterwegs sind. Ich habe meine 2004 bei ebay erstanden und mir seitdem einiges an anderen Objektiven etc. hinzugekauft. Ich mag meine Kiev und sie hat mich bisher noch nie im Stich gelassen, auch nicht unter extremen Witterungsbedingungen.
Das Messprisma habe ich relativ schnell gegen den Klappsucher (auch gerne WLF = Waist Level Finder genannt) ausgetauscht, da das Prisma von den Messergebnissen zu oft sehr daneben lag und die Kiev 88 mit WLF einfach handlicher ist. Ein externer Belichtungsmesser (am besten mit Spotfunktion) ist finde ich unerlässlich...
fluuu, bin gespannt auf weitere Bilder von dir !
Hallo,
ja die Kiev 88 ist eine treue Kamera die einen durch Dick und Dünn begleitet und nicht den eigenwilligen Charme verliert. Allein ihre Anwesenheit auf dem Stativ am Ministudio hat eine positive Ausstrahlung.
Der zuletzt belichtete Film ist gerade in der Entwicklung, eine Serie über das Thema seelische Abgründe oder wie der Titel verfremdet heißt " Babotschka-Abgründe to bridge".
Das russische Wort passend zur Kiev 88 heißt Schmetterling-Psyche-Seele und das englische Wort zur Globalisierung überbrücken, also 'seelische Abgründe überbrücken'. Ein sehr spannendes Thema für die mittelformat s/w Fotografie dicht an menschlichen Zuständen.
Wenn diese Bilder, falls sie gelungen sind, in einer Ausstellung veröffentlicht werden halte ich es für einen wichtigen Beitrag innerhalb der Gemeinschaft sich mit den menschlichen Widrigkeiten auseinander zu setzen.
Gerade dafür ist die Kiev 88 wie geschaffen wird sie doch sehr viel belächelt, erniedrigt und verspottet...
grußfluuu
[quote name='fluuu' post='9997' date='12-12-07, 23:27 ']Somit ist sie nicht zum Schnappschüsse knipsen wie es grad kommt, halt so zum Spaß sondern
für langwierig vorbereitete fotografische Aufnahmen, vielleicht ein bisschen wie unsere Vorfahren.[/quote]
Das sehe ich ein bisschen anders. Eine Mittelformatkamera ist freilich nicht für Schnappschüsse der schnellsten Art gedacht, aber ich benutze meine ständig "im Feld" unterwegs, für Portraits und Dokumentaraufnahmen. Ich mache damit also nicht nur unter optimalen Lichtverhältnissen sorgfältig und in Ruhe komponierte Bilder. Dafür habe ich eine Großformatkamera. Aber gerade mit Portraits und Dokumentaraufnahmen muss ich Vertrauen in die Kamera haben. Meine Selige Flexaret 2a (Baujahr 1947), die ich leider verloren habe, war eine extrem primitive Kamera aber trotzdem unübertrefflich, weil auch extrem robust. Auf Kiev bin ich umgestiegen, um mehr Brennweiten und Wechselmagazine zu haben, und auf die würde ich ungerne verzichten. Die Tücken der Bedienung und andere bekannte "Probleme" von Kiev stören mich da eigentlich wenig - genauso wenig ist es ein Problem, dass es ein paar Sekunden länger dauert die Kamera einzustellen. Ich belichte eh fast immer Manuell (oder wenn keine Zeit ist, nach Augenmaß) und nehme mir ein bisschen Zeit fürs Bild.
Mein konkretes Problem ist, dass nach zwei Reparaturversuchen der Fokus immer noch daneben ist, und dabei noch bei verschiedenen Objektiven anders daneben. Ich hatte letzten Herbst die Kamera mit auf Feldforschung in Ägypten und habe ein paar gute Fotos gemacht, aber allesamt nur eher statische Bilder, weil ich kein Vertrauen in den Fokus hatte und deswegen jedes Bild zwei- bis dreimal mit verschiedener Fokuseinstellung gemacht habe. Erschwerend hinzu kommt, dass ich gerne mit offener Blende aufnehme. Ergebnis: Ich habe weniger gute Bilder gemacht. Ob Hasselblad die Lösung ist, bin ich nicht sicher. Ich habe das 65er MIR-Objektiv so lieb gewonnen, dass ich eher vielleicht ein neues Kiev-Body kaufe - auf jeden Fall bleibt die Kiev bei mir bis auf weiteres im Schrank liegen, was schade ist.
frohes Neues,
Samuli
"No photograph ever was good, yet, of anybody - hunger and thirst and utter wretchedness overtake the outlaw who invented it! It transforms into desperadoes the meekest of men; depicts sinless innocence upon the pictured faces of ruffians; gives the wise man the stupid leer of a fool, and a fool an expression of more than earthly wisdom." (Mark Twain)
http://www.samuli-schielke.de/foto.htm
(This post was last modified: 01-01-2008, 09:09 PM by Samuli Schielke.)
Hallo Samuli,
was für ein Bajonett hat Deine -88? P-Six? Falls ja, überlege Dir eine Kiev-60.
Die ist robuster und notfalls getreu der alten Lada-Devise feldinstandsetzbar: "Mit Hammer, Zange, Draht kommst Du bis nach Leningrad."
Ansonsten: Kauf eine anständige -88 und lass mal Deine Objektive hinsichtlich Auflagemaßvereinheitlichen. In einem anderen Forum würde jetzt ein Wolf-Rainer ganz laut nach einer "Wiese" brüllen.
IMHO ist das 65er die schönste Scherbe, die die Sowjets zustandegekriegt haben. Bei mir taugte allerdings erst das zweite, das erste war dermaßen fehlgeschliffen, dass es gleichmäßig nirgendwo scharf war.
Für 75/80mm halte ich allerdings meine Flexen/Cords für besser geeignet. Da habe ich ein 75er-Triotar für Portraits, ein 75er-Tessar für knackige Schäfe, und die Xenare als Allrounder.
Im P-Six-Bajonett gibt es nichts dem Triotar vergleichbares und handgepäckkompatibler sind die Rollei-Briketts allemal. Wenn die K-60 mitkommt, dann meist mit 65 und 180 und im Koffer.
Beste Grüße,
Franz
Hallo Franz,
Danke für den Tipp. Das Bajonett ist Kiev-Original, Kiev 60 kommt also nicht in Frage. Das Gehäuse muss man vielleicht gar nicht tauschen, denn bis auf den daneben kalibrierten Spiegel sollte es einigermaßen in Ordnung sein - und ich habe sogar eine Ahnung wo ich ein neues 65er Mir auftreiben könnte... Vielleicht wird es noch was.
Samuli
"No photograph ever was good, yet, of anybody - hunger and thirst and utter wretchedness overtake the outlaw who invented it! It transforms into desperadoes the meekest of men; depicts sinless innocence upon the pictured faces of ruffians; gives the wise man the stupid leer of a fool, and a fool an expression of more than earthly wisdom." (Mark Twain)
http://www.samuli-schielke.de/foto.htm
Mal ne dumme Frage? Hast du die Mattscheibe geprüft? Mir ist das mal in Schweden passiert, es ließ sich beim 250er kein unendlich mehr einstellen, ich hatte aber zum Glück eine 2. dabei. Zuhause hab ich dann festgestellt, dass sich die Mattscheibe dejustiert hatte.
Gruss
Marwan
Hallo,
wieder hat die Kiev 88 gute Dienste geleistet und das Belichten des letzten Filmes hat wunderbar funktioniert.
Mit dem Ministudio und verschiedenen Figuren ging es um das Thema 'seelische Abgründe', ein Darstellen von inneren Grausamkeiten, Schmerzen und tiefschürfenden ambivalenten Gefühlen, ein Bereich des menschlichen Daseins der oft gerne ausgeklammert wird aber zum Leben unweigerlich dazugehört.
Die s/w Bilder sind kräftig im Kontrast, satt in den Tiefen und nur ab und zu etwas überstrahlt in den Lichtern.
Da mit Blende f/5,6 die Tiefenschärfe gering ist, liegt das Motiv nicht völlig im Schärfebereich, besser ist es, so wurde mir erklärt, die Blendenzahl zu erhöhen und die Verschnusszeit zu verlängern. Das wird beim nächsten Film Berücksichtigung finden. Wie schauen die Erfahrungen mit dem Belichtungspaar allgemein aus?
grußfluuu
|