Versorgung mit Filmträger gesichert

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Hallo namenloser Gast,

Ferrania konfektioniert schon seit Jahren nur noch und gießt nichts mehr selbst.

Auch die Umstellung einer SW-Gießanlage auf Farbemulsion ist alles andere als nichttrivial. Es langt nämlich nicht, den Film einfach dreimal durchzujagen, der Gießvorgang erfolgt in einem Zug auf mehreren Stationen derselben Anlage. Und diese Anlage muss man haben, bedienen können *und* auslasten.

Eine alte Anlage kaufen und wieder in Betrieb nehmen, ist nicht ganz einfach und kam bei der Farbfilmfertigung in der bisherigen Geschichte des Anlagenbaus noch nicht vor. Der weltweit einzige Umzug einer Gießanlage kam bei Ilford mit der legendären #14 vor. Das war eine SW-Anlage und die Wiederinbetriebnahme dauerte mehr als ein Jahr. Wohlgemerkt: Mehr als ein Jahr nach erstem Anlaufen der Anlage bis zur konstanten Fertigung. Das waren einige *Kilometer* Zeug, die da durchliefen und direkt in der Mülltonne gelandet sind! Heute ist so etwas für ein Nachfolgeunternehmen unbezahlbar, damals hat die britische Königin mit ihrem Privatvermögen gehaftet/gebürgt (und sicherlich massiv Geld dabei vernichtet).

Deshalb hat Hyosung wohl auch nur die Trägerfertigung gekauft und lässt die kritischen Schritte der Filmfertigung bei den Unternehmen, die das bereits machen und können. Die Leverkusener Anlagen sind und bleiben in Hinsicht auf Emulsionierung mausetot und haben bestenfalls Schrottwert zu einer zweistelligen Eurosumme pro Tonne bei Abholung. Bitter, aber so ist es nunmal.

Alles andere würde mich schwer wundern. Wobei: "Wunder gibt es immer wieder".

Fertig gegossene Emulsionen von der Masterrolle schnippeln und konfektionieren ist dagegen einfach: Es braucht vergleichsweise simple ("simpel" ggü. dem Aufwand für den Gießvorgang) Maschinen, für Rollfilme in Manufaktur ein paar Tische samt Menschen, die im Dunkeln daran arbeiten wollen.

Deshalb wird z.B. in Deutschland auch nurmehr konfektioniert (z.B. in Wernigerode, Düren, Wolfen, Berlin und ein paar anderen Betrieben). Und eben -billiger, aber nicht ganz in der perfekten Qualität- in Osteuropa.

Leider wird sich da in Ungarn/Kroatien aufgrund der EU-Umweltauflagen auch der Filmguss demnächst erledigt haben. Die ehem. Staatsbetriebe dürften allergrößte Schwierigkeiten bei ihrer Kreditgewährung für die notwendigen Nachrüstungen abluft-/abwasserseitig bekommen. Der Markt wächst ja nicht mit zweistelligen Zuwachsraten...

Unsere zukünftigen Filme kommen aus England (Ilford hat die Anlagengenehmigung durch und macht seit fünfzehn Jahren einen auf "Altanlage mit Bestandsschutz"), Australien (wenn Kodak sich den Luxus noch leisten will) oder China (wenn die endlich Qualität produzieren können und der Markt "neue" Emulsionen anstelle eines TMX fressen will).

Filmproduktion in Kroatien oder Ungarn halte ich für ein Auslaufmodell, evtl. könnten die Tschechen es packen. Foma hat wenigstens heute schon eine eigene Abwasseraufbereitung, eine eigene Abluft-Filterung und sowas wie Gefahrstoffüberwachung am Arbeitsplatz. Die haben sich rechtzeitig auf den EU-Beitritt vorbereitet. Die anderen nicht, die krepeln immer noch an der Konversion vom Kombinat zum Betrieb. Das war jedenfalls mein Eindruck bei der Begutachtung. Mehr aus dem Nüchternen plaudere ich jetzt nicht. Das war ein nichtöffentliches Gutachten.

Nicht ganz ohne Grund ging Forte in Insolvenz und Fotokemika lebt von der Hand im Mund (resp. unseren Adox-Käufen...). Die nötigen Investitionen für den EU-Umweltschutz dürften denen extrem schwerfallen oder unmöglich sein. Das wird ab ca. 2012 akut und eine anständige Schwermetallreinigung von Prozesswässern aus 50er-Jahre-Anlagen mit 50 Jahren sozialistischem Verschleiß wird ziemlich teuer. Die kann man nämlich bisher nirgendwo kaufen. Da geht es also nur mit "Toleranz" der staatlichen Aufsicht (deshalb sind es wohl auch noch Staatsbetriebe...), "Augenzudrücken" bei der Konkurrenz und genügend Desinteresse bei der Kundschaft weiter.

Finde ich völlig in Ordnung. Verkehrsunsichere Rostlauben dürfen ja auch als Oldtimer gefahren werden. Warum sollte ich dann nicht einen R50, Fortepan, Polywarmtone oder sonstiges Zeug zu kaufen kriegen? Die Mengen sind klein, der Verlustschaden auch. Leider gelten aber "Vorschriften".

Beste Grüße,

Franz

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