Adox Mcc und Variokontrastfilter

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Hallo zusammen,

es freut mich außerordentlich, dass es doch noch Menschen gibt, die die Fotografie ernst nehmen und sich so intensiv mit dem Material befassen!

Vor vielen Jahren hatte ich auch die gleiche Idee: mein Fotopapier (Agfa MCP) zu kalibrieren, um verlässlich nach dem Zonensystem arbeiten zu können (mit einem Durst Fabmischkopf).

Es ging mir außerdem um eine genaue Bestimmung der Verlängerungsfaktoren durch die Farbfilter, sowie um exakte Daten zur Splibelichtung (Addition von Belichtungen mit unterschiedlichen Gradationen).

Ich habe mich wirklich um ein exaktes Arbeiten bemüht! Aber in der gewünschten Genauigkeit hat es nicht funktioniert.

Im Kurvenfuß und der Kurvenschulter ist der Verlauf der Gradationskurve naturgemäß so flach, dass ein exaktes Bestimmen von Zone 0 und Zone X einfach mit zu großen Toleranzen behaftet ist. Bereits nach kurzer Zeit verändert sich der Entwickler und bringt deutlich andere Ergebnisse. Steulichteffekte (im Objektiv), Helligkeitsschwangungen in der Beleuchtung, Schwarzschildeffekte...

Wochen- und Monate lang habe ich nichts anderes als Testvergrößerungen gemacht - habe mein Ziel aber letztlich nicht erreicht. Die gefundenen Werte waren oft in der Praxis nicht ausreichend reproduzierbar.

Trotzdem war es keinesfalls wertlos! Ich habe viel gelernt. Heute glaube ich, dass solche Herstellerangaben wie der R-Wert nur eine grobe Orientierung darstellen. Viele Zahlen und Kurven suggerieren Exaktheit und Sicherheit, die nur auf dem Papier besteht. Die Vielzahl von Toleranzen machen es fast nicht möglich, solche Angaben zu verifizieren.

Ich habe gelernt, dass es in der Fotografie nicht um Zahlen und Daten geht. Es geht um einen künstlerischen Ausdruck - und der löst sich nicht mit Zahlentabellen und dem Taschenrechner erreichen.

Ich habe gelernt, dass man sich von Empfehlungen von Herstellern und Experten frei machen muss. Meine Filmentwicklungen z.B. weisen heute einen wesentlich höheren Kontrastindex als allgemein empfohlen auf (0,8...0,9) auf. Alle meine Kursteilnehmer und (ich persönlich auch) kommen so zu guten Ergebnissen (auf MCP Papier bei Gradation von 2...3).

Ich habe gelernt, dass es in der Fotografie nicht um reine Reproduktion geht. Der eigene Weg ist richtig. Den findet man dadurch, dass man ein Ziel im Kopf hat. Nur wenn man weiß, wo man hin will, wird man auch den Weg finden. (Sackgassen und Irrwege mit eingeschlossen).

Jeder gute Print ist ein Unikat. Und das ist auch gut so.

Eigene Versuche und Tests sind dafür extrem hilfreich, wahrscheinlich unerlässlich. Aber sie sind nicht alles. Das Wesentliche wird man damit nicht erkennen können.

Herzliche Grüße aus Paderborn

Klaus

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Adox Mcc und Variokontrastfilter - by Klaus Wehner - 27-01-2012, 11:36 AM
Adox Mcc und Variokontrastfilter - by piu58 - 27-01-2012, 01:09 PM
Adox Mcc und Variokontrastfilter - by T.R. - 28-01-2012, 11:42 AM



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