Zitat:Das ist schon das ganze Geheimnis um gute, tonwertreiche Prints zu erreichen.Ich würde sagen: nein, das ist das Geheimnis, um ausgewogene Negative zu erhalten. Mit den Prints ist das wieder eine andere Nummer.
Ich habe mich lange mit so ziemlich den gleichen Problemen wie der Threadersteller herumgeschlagen. Weil ich eben auch mein Augenmerk auf die Schwärzen gelegt habe und die Lichter mittels Gradation versuchte in den Griff zu kriegen. Das Ergebnis: Abzüge, in denen vom tiefen Schwarz bis zum reinen Weiß alles vorhanden war, die aber kraftlos und ohne Biss wirkten. Ich hatte immer das Gefühl, dass sie "blendeten", aber nicht leuchten. Ich fragte mich: was habe ich falsch gemacht? Ich habe doch alle Tonwerte im Bild enthalten! - Bis ich irgendwann ausgerechnet bei der Negativbearbeitung in Photoshop quasi zufällig entdeckte, dass die Bilder merkwürdigerweise umso mehr zu leuchten begannen, je dunkler ich sie mittels Gamma- bzw. Belichtungsregler in Camera Raw machte - mit gleichzeitiger kräftiger Kontrastanhebung. Was da entstand, war ansatzweise der Effekt, den ich z. B. bei den Bildern von Koudelka so liebe: fast etwas "schmutzig" wirkende, rauhe, aber umso plastischer wirkende helle/lichte Bereich im Bild, Kraft und Biss und Charakter. Das versuche ich nun in die Dunkelkammer zu übertragen - indem ich eine höhere Gradation verwende und länger belichte. So in etwa.
Was ich hier damit zu sagen beabsichtigte: ein "korrektes" Negativ genügt nicht für einen schönen Abzug. Die gängigen Faustregeln, man müsse Belichtungszeit und Gradation so einstellen, dass alle Tonwerte im Bild vorhanden seien; Schatten dürfen nicht so dunkel werden, dass keine Zeichnung mehr erkennbar ist und was es dergleichen noch gibt, genügen auch nicht. Meine Erfahrung bisher: Man habe Mut, kräftige, auch dunklere Abzüge zu erstellen. Mut zum Charakter, Mut zum Schatten und zum Geheimnisvollen. Dann hat man gute Chancen, statt belangloser, korrekter, aber "platter" Bilder eben dieses Geheimnis zu erzeugen und sichtbar zu machen, dass man bei der Aufnahme vor seinem Objekt spürte - wenn es denn so war.
Ich bin begierig, hierzu auch die Erfahrungen von Euch Menschen mit viel längerer Dunkelkammererfahrung zu lesen.
P.S. u_d: schade, dass du gestern deinen doch recht interessanten Beitrag mit der Gardinenanalogie editiert hast. Ich fand diesen Vergleich sehr anschaulich.