APX Filme und MCP/MCC

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Es kursieren zur Zeit diverse Gerüchte über das APX Material und seine Zukunft.

Teilweise wird behauptet es gäbe bereits "frische Ware" aus neuer Produktion, an anderer Stelle liest man es werde bald wieder frisch bei Agfa in Belgien produziert werden, wenn nur die Mengen stimmen.

In diversen Foren erhitzen sich die Diskussionen darüber ob in Leverkusen noch gegossen werden kann oder ob in Belgien das Know How für die APX Filme vorliegt.

Es fallen Fachbegriffe, man liest von Schichtaufbau und Demontage von Gießmaschinen und spekuliert über frühere Produktionsorte der Agfa.

Wenn ich die entsprechenden Threads richtig interpretiere, dann ist der Grund für diese diversen Auseinandersetzungen die Frage ob man:

1) Mit einer langfristigen Versorgung des Materials rechnen kann.

2) Nicht lieber mit seinen Käufen "lebende" Anbieter unterstützen solle anstatt günstig Restposten zu erwerben die den noch verbliebenen das Leben schwer machen.

Zuerst würde ich gerne etwas das Durcheinander aufräumen.

1) Alle derzeit angebotenen APX Varianten stammen aus Leverkusen aus der Zeit vor dem Konkurs.

2) "Frische Ware" die aktuell in den Markt kommt stammt aus fachgerecht gelagerten Halbprodukten, welche jetzt "frisch" konfektioniert werden. Das ist durchaus normal solche Ware als frisch zu bezeichnen und entsprechend zu datieren. Das wird anderswo genauso gehandhabt. Es kommt maßgeblich auf die richtige Lagerung der Halbprodukte (Temperatur, Strahlungsschutz) an. Das ist ein Teil des normalen Ablaufes in der Produktion.

3) Das Gerücht Agfa habe die SW Filme bei Gevaert produziert kann ich nicht bestätigen. Ich vermute, dass hier die Papierproduktion mit der Filmproduktion verwechselt wird. Da hat genau diese "Arbeitsteilung" stattgefunden (Emulsionsherstellung in Leverkusen, Verguss bei Gevaert), da die L6 zu viel Kapazität und Vor- / Nachlaufkosten für kleinere Produktionen hatte.

Möglicherweise wurden das eine oder andere Mal in Belgien auch Filme begossen. Die Emulsionsherstellung für APX fand aber nach allen mir vorliegenden Informationen in Leverkusen statt.

4) Der Schichtaufbau eines Filmes, insbesondere der APXe ist komplexer als die Anzahl der Schichten des fertigen Filmes es vermuten lässt.

5) Die Konstanz von Emulsionen und damit vom fertigen Material ist nicht abhängig von der Gießmaschine sondern von dem Aufwand der bei der Qualitätskontrolle der Rohstoffe und bei der Steuerung der Emulsionsherstellung betrieben wird. De facto wird die Konstanz des Produktes sogar erhöht wenn in kleineren Kampagnen gefüllt und gereift wird, da so die Anzahl möglicher Blends erhöht wird. Die Gießmaschine wiederum ist verantwortlich für die Gleichmäßigkeit/Fehlerfreiheit des Begusses.

Jetzt zur Zukunft.

Es gibt offensichtlich verschiedene Bestrebungen die APX Filme zu retten/am Markt zu halten, angeregt von unterschiedlichen Zielsetzungen.

Zu einem Projekt, nämlich dem unseren, kann ich konkret Rede und Antwort stehen:

ADOX beabsichtigt langfristig die Versorgung mit S/W Material für die eigene Belieferung zu sichern indem wir eine eigene Fotomanufaktur aufbauen.

Dazu wurden bisher aus der Agfa Insolvenzmasse die notwendigen Anlagen zur Herstellung von fotografischen Emulsionen, zur Testvergießung und zur Aufarbeitung erworben, ein Fabrikgelände nahe Berlin gekauft und ein konkretes Forschungsprojekt mit ehemaligen Agfa Leuten ins Leben gerufen um die Technologie zur Herstellung von Filmen mit vergleichbaren Eigenschaften wie APX zu erarbeiten und an unsere kleine Maschine anzupassen.

Ziel ist es mittelfristig in der Lage zu sein ein vollständiges Sortiment an S/W Materialien selber produzieren zu können.

An dieser Sache arbeite ich seit 2003 als die FOTOKEMIKA beinahe über die Klinge gesprungen wäre und die kurze Zeit später einsetzenden rasanten Umbrüche im Markt haben mich in diesen Bestrebungen bestärkt.

Bis wir in der Lage sein werden in der eigenen Fabrik zu produzieren müssen noch einige Hürden genommen werden.

Die größte Unbekannte ist dabei immer die Finanzierungsfrage. Das gesamte Projekt wurde bisher aus Eigenmitteln gestemmt und die sind immer nur so verfügbar wie ADOX und FOTOIMPEX Gewinn macht.

Als nächstes steht die Demontage der Anlagen in Leverkusen auf der Tagesordnung. Danach der Umbau der Fabrik und der Neuaufbau der Anlagen (Zeitfenster 2007, 2008, 2009).

Klappt alles werden wir am Ende in der Lage sein Forschung zu betreiben, Technologie und Know How zu internalisieren und Fotomaterialien in Kleinstserien selber herzustellen.

Solange es geht werden wir aber keine komplette eigene Produktion am Standort fahren sondern so viele Teilbereiche wie möglich outsourcen und die Anlagen hauptsächlich zu Forschungszwecken, zur Emulsionsherstellung oder zur Qualitätskontrolle nutzen, ergänzt durch Lagerung, Konfektionierung und Vertrieb am Standort.

Da keiner weiß wie es in Zukunft aussieht halte ich es für absolut unverzichtbar zumindest theoretisch (und sei es zu derzeit noch völlig unrealistischen Kosten) in der Lage zu sein selber zu produzieren.

Falls alle Contracter wegbrechen sollten, müssen wir eben selber ran.

Wir wollen einen hohen Qualitätsanspruch durchsetzen und mit den ersten Produkten die aus dem Projekt erwachsen sofort ein nahezu konkurrenzloses Qualitäts-Niveau vorgeben.

Die Produkte werden nicht billig sein, sollen sich aber im Rahmen der Alternativen am Markt bewegen.

In einem überschaubaren Zeitrahmen ist es geplant Produkte auf den Markt zu bringen, die nahezu identische Eigenschaften aufweisen wie folgende bekannte Produkte sie hatten:

Agfa MCP (Timeline August-November 2007, neuer Name: MCP)

Agfa MCC (Timeline April 2008, neuer Name: MCC)

APX 100 (Timeline Herbst 2008, neuer Name: ADX 100)

APX 400 (Timeline Herbst 2008, neuer Name: ADX 400)

APX 25 (Vorsichtige Planung für 2008, neuer Name: ADX 25)

Der Aufbau der Manufaktur und die Produkteinführung können parallel laufen, da alle Anlagen und Maschinen baugleich doppelt vorhanden sind. Einmal bei ADOX und einmal bei den ehemaligen Agfa Leuten. Es wird später möglich sein an beiden Standorten zu produzieren.

Was die Spekulationen um eine mögliche Produktion ähnlicher Materialien bei Gevaert betrifft kann ich nur sagen, dass man nach allen mir vorliegenden Informationen dort nicht in der Lage ist APX Filme herzustellen. Natürlich kann die Agfa in Belgien Schwarzweiß Filme machen. Und was immer sie für wen auch immer machen wird sicherlich von hervorragender Qualität sein. Es würde mich aber schon sehr wundern wenn es ein APX identischer Film ist.

Warten wir’s mal ab. Gegebenenfalls haben wir eben gutes aus Mortsel und gutes aus Berlin.

Ich hoffe, dass vor diesem Hintergrund möglichst viele Kunden dem Agfa Material treu bleiben, sich derzeit über die günstigen Angebote aus der Konkursmasse freuen und später bereit sind einen fairen Preis zu bezahlen und so die langfristige Sicherung der Versorgung mit zu unterstützen.

Grüße sendet und ein schönes Wochenende wünscht,

Mirko

[url="http://www.zfaph.de"]FOTOMANUFAKTUR WEBSEITE[/url]
(This post was last modified: 08-05-2007, 04:03 PM by Mirko Boeddecker.)
Hallo Mirko,

ZFAPH? Da musst Du Dir aber noch was einprägsameres einfallen lassen. <img src='http://forum.fotoimpex.de/public/style_emoticons/<#EMO_DIR#>/cool.gif' class='bbc_emoticon' alt=':rolleyes:' />
Petzi,

da hast Du sicher recht. Die Manufaktur wird auch unter ADOX-FOTOWERKE bzw. ADOX Microcoating betrieben werden.

Die Webseite, welche ich oben kurz verlinkt habe, ist eigentlich hauptsächlich für das Zentrum für analoge Photografie, welches in das Gebäude in der ersten Etage integriert werden soll.

Erreichen kann man die Webseite zukünftig dann auch unter www.mietlabor.de und anderen URLs.

Grüße,

Mirko
Hallo!

Gute Nachrichten! Da kann man dir eigentlich nur alles Gute wünschen. Was wird eigentlich das Zentrum für analoge Fotografie?

Thomas
analog rockt.

VFDKV #252
Hallo Mirko,

habe schon lange keine so gute Nachrichten mehr gehört. Ein großes Kompliment für Deine unternehmerische Tatkraft!

Wie werden denn die Konfektionierungen der "APXe" aussehen? Neben 135 und 120 auch Planfilme? Das wäre super.

Grüße CP
CP,

selbstverständlich wollen wir, wenn schon in Eigenregie produziert wird, möglichst ein Vollsortiment anbieten.

Das ist alles eine Frage der Organisation und wie man herangeht.

Natürlich hätte auch die Agfa weiter gewinnbringend Planfilme herstellen können.

Da die aber (zum Zeitpunkt der Einstellung des Planfilmes) noch genügend fetterer Wiesen zum beweiden hatten, wurde scheinbar "unwichtiges" lieber eingestellt und sich auf lukrativeres konzentriert.

Das war aus unternehmerischer Sicht eines Weltkonzerns nicht unbedingt eine falsche Entscheidung denn über 1000 Mann füttert man nicht durch mit dem Verkauf von S/W Planfilmen.....

Wir wären von der Kapazität her gesehen gar nicht in der Lage eine solche fette Wiese zu beweiden und konzentrieren uns nur auf unseren, kleinen, überschaubaren, Teilbereich des Marktes.

Unser Ansatz ist von klein nach mittel und nicht von sehr groß herunter.

Als kleines Startup ist man von der Natur aus flexibler und freut sich über jede Nische in der man erfolgreich etwas dazuverdienen kann.

Thomas,

die Fabrik in Bad Saarow ist relativ geräumig. Die Idee ist einen Teil der Räumlichkeiten abzutrennen und einer zweifachen Nutzung zuzuführen. So benötigen wir z.B. die Fotolabore für die Produktion nur sporadisch.

Am Wochenende und unter der Woche nach Absprache wollen wir Produktunterstützung in Form von Anfänger-kursen, Laborvermietung usw. anbieten.

Dazu planen wir regelmäßige Highlights wie z.B. einen Kontaktpapier-printing Kurs mit Michael Smith/Paula Chamlee oder Fine Art Workshops mit Wolfgang Moersch und ähnliche Veranstaltungen. Auch historische Prozesse wollen wir "beleben".

Nicht zu vergessen natürlich alles rund um das Thema Selbstherstellung von Fotoemulsionen direkt in unseren Laboratorien.

Bad Saarow eignet sich dazu als Standort in hervorragender Weise. Die Anbindung an den Schönefelder Flughafen (zukünftig Berlin Brandenburg International) ist von der Fahrtzeit kürzer als bis in die Innenstadt, Der Regional Express über Fürstenwalde benötigt knapp 50 Minuten vom Alexanderplatz bis zur Fabrik und die Infrastruktur von Bad Saarow ist perfekt auf Übernachtungsgäste eingerichtet, mit einem umfangreichem Begleitangebot (Segeln, Wellness, Golfen, Reiten uvm.).

Grüße,

Mirko
(This post was last modified: 08-05-2007, 04:01 PM by Mirko Boeddecker.)
Hallo Mirko,

gibt es dann auch APX400 als Planfilm. Das wäre super! APX400 in Rodinal war, bzw. ist meine Lieblingskombi.

Wäre klasse wenn es den in 4x5 gäbe.

Grüße

Heinrich
Hallo Heinrich,

da gilt die selbe Aussage wie oben.

Natürlich würde ich gerne allen Kunden möglichst alles anbieten und wir werden auch alles tun dieses Ziel, unter Berücksichtigung der Rentabilität bei einem marktgerechten Preis, zu erreichen.

Oder anders ausgedrückt: Wenn es sich irgendwie rechnet dann machen wir das.

Grüße,

Mirko
[quote name='Petzi' post='9498' date='06-05-07, 15:31 ']Hallo Mirko,



ZFAPH? Da musst Du Dir aber noch was einprägsameres einfallen lassen. <img src='http://forum.fotoimpex.de/public/style_emoticons/<#EMO_DIR#>/cool.gif' class='bbc_emoticon' alt=':ph34r:' />[/quote]



Wieso? ZFAPH=Zum Fotografieren Alles Parat Herrgottnochmal

Duck und wech
Hallo Mirko,

hat sich in dieser Sache schon etwas getan?

Viele Grüße CP



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