Ausnutzung der Empfindlichkeit - Anfängerfrage

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Hallo,

ich bin neu hier im Forum, mache grade eine Versuchsreihe mit allen SW-Filmen, in der zweiten Phase jeweils ein Film + verschiedene Entwickler

Es heißt ja immer, einige Entwickler nutzen die Empfindlichkeit gut aus, einige vermindern sie (Feinstkornentwickler, Perceptol), einige wiederum (Microphen) steigern sie.

Das ist schön und gut, ich habe schon viel über Pushen und Pullen gelesen,

ich verstehe aber nicht, was passiert da eigentlich konkret auf der chemischen Ebene?

Frage:

Ist es so, dass ein Feinstkornentwickler die Kristalle durch die halbphysikalische Entwicklung aufbricht, feiner macht und insofern die Empfindlichkeit verringert, ein Push-Entwickler dagegen das Korn vergrößert (???) und daher Empfindl. steigert? Wird das Latentbild in diesen beiden Fällen eben schwächer oder stärker entwickelt?

Und bedeutet es dann eigentlich, dass ein (normal belichteter!) 400 Iso-Film in Perceptol (als Beispiel) dann zwar feines Korn aber weniger Details in den Schatten hat, derselbe Film in Mikrophen dagegen ein aufgeblähtes Korn und mehr Zeichnung in den Schatten haben wird?

Irgendwo habe ich gelesen, dass die beim Pushen durch Unterbelichtung verlorenen Schattendetails NICHT wiederhergestellt werden können, nur der Kontrast würde größer werden, warum dann "höhere Empfindlichkeit"?? Etwa in den mittleren Werten oder Lichtern?

Bin dankbar für jede Auskunft!

Gruß
Maciej
Bei SW-Filmen ist der Entwicklungsprozess nicht standardisiert wie bei Farbe. Bei den Farbprozessen gibt es den C41-Prozess für Negativfilme und den E6-Prozess für Diafilme. Diese Prozesse sind weltweit einheitlich und es kommt keiner auf die Idee, andere Prozesse oder Entwickler zu verwenden.

Bei SW hat im Prinzip jede Film-/Entwicklerkombination eine eigene Entwicklungszeit und eine eigene Empfindlichkeit. Die auf der Filmschachtel angegebene Empfindlichkeit bezieht sich auf einen in der Norm angegebenen Prozess und Entwickler. Wird ein anderer Entwickler verwendet, erzielt man eine andere effektive Empfindlichkeit. Da es viele Filme und noch mehr verschiedene Entwickler gibt, kann man sich leicht ausrechnen wie viel Kombinationen möglich sind.

Daher gehören wohl in eine gute Entwicklungstabelle neben der Entwicklungszeit weitere Abgaben (wie z.B. effektive Empfindlichkeit), um besser Werte für die eigene Arbeit zu erhalten. Bevor man daher irgendwelche Vergleichsergebnisse auswerten kann, muss man zuerst die richtige Entwicklungszeit und die effektive Empfindlichkeit bestimmen. Und gerade das macht aussagekräftige Tests so aufwendig.

Was soll denn durch die oben skizzierten Tests für eine Frage beantwortet werden?

Beste Grüße,

Otto Beyer!

[url="http://www.ottobausw.de/"]http://www.ottobausw.de/[/url]
Was soll denn durch die oben skizzierten Tests für eine Frage beantwortet werden?

Beste Grüße,

Otto Beyer!

Hallo,

vielen Dank für deinen Beitrag!

meine Fragen sind damit leider nicht beantwortet...

ich weiß, dass die ISO-Empfindlichkeit unter genormten Bedingungen, mit einem bestimmten Entwickler, im Hinblick auf einen bestimmten Kontrast usw. getestet wird, und dass eine Film-Entwickler-Kombination eine andere, effektive Empfindlichkeit, EI ergibt, bzw. dass man sie auch selber eintesten und einstellen kann im Hinblick auf gewünschte Ergebnisse.

meine Frage war zweifacher Natur:

Praktisch - heißt Empfindlichkeitseinbuße (z.B. korrekt belichteter 400-ISO Film in Perceptol, oder eben Delta 3200 in ADX A+B - effektive Empfl. soll ca. 400 betragen - einfach nur Zeichnungsverlust in den Schatten oder insgesamt, also Schatten, Mitten, Lichter - denn verringerte Empfindlichkeit müsste doch heißen, weniger Schwärzung bei gleicher Belichtung, und Empfindlichkeitssteigerung entsprechend mehr Zeichnung in den Schatten/in Schatten, Mitten und Lichtern - denn erhöhte Empfl. müsste doch stärkere Schwärzung bedeuten?? Alles im Vergleich mit einem Entwickler, bei dem die Empfindlichkeit vollständig ausgenutzt wird;

und theoretisch:

Was passiert da? siehe meine ursprüngliche Frage - wie kann es zu einer Empfindlichkeitseinbuße kommen? Die Empfindlichkeit - bestimmt über die Korngröße - ist doch vorgegeben. Laut Steven Anchell "Darkroom Cookbook" kann man die Korngröße nur in einem sehr geringen Umfang ändern.

Ich habe also das Latentbild, verteilt im Korn einer bestimmten Größe, und jetzt?

Fetzt ein Feinstkornentwickler die Körner doch auseinander (durch Sulfit und die physikalische Entwicklung), ist das Ergebnis doch feineres Korn? Aber warum führt es zu Einbußen der Empfindlichkeit??

Wird eben aus dem Latentbild weniger Silber reduziert, folglich weniger Schwärzung und weniger Details???

Und bei einem empfindlichkeitssteigernden Entwickler? Wird da das Korn etwa vergrößert????

ich verstehe nicht, was da chemisch ablaufen soll.....

wie gesagt, bin dankbar für jeden Literaturtipp oder eben eine genaue Erklärung.

vielen Dank im Voraus!

Maciej

PS - mit den Tests will ich einfach die richtige Kombi für meine Zwecke herausfinden.
Ein Film hat in verschiedenen Entwicklern jeweils eine andere Nennempfindlichkeit. D.h. ein spezieller Film hat in D76 eine andere Nennempfindlichkeit als z.B. in Perceptol. Wenn man einen Film abweichend von der entwicklerspezifischen Nennempfindlichkeit belichtet, führt das in der Regel zu Qualitätseinbußen beim Print. Welche Qualitätseinbußen tolerierbar sind, muss jeder für sich entscheiden und hängt wohl vom Verwendungszweck und Größe der geplanten Bilder ab.

D.h. bei der Belichtung sollte man schon wissen, welchen Entwickler man nehmen möchte. Das hat nichts mit Empfindlichkeitseinbußen zu tun. Mit einem Entwickler erreicht man die entwicklerspezifische Nennempfindlichkeit; und das ist es. Es gibt da wohl keine Tricks.

Die Auswirkungen von Unter- oder Überentwicklung in Kombination mit Unter- oder Überbelichtung kann man z.B. hier sehen:

[url="http://www.fotokollegium.ch/Lektionen/Lektionen.html"]http://www.fotokollegium.ch/Lektionen/Lektionen.html[/url]

Hier speziell Lektion 10. Leider sind die Bilder recht klein, ergeben aber sicher einen ersten Eindruck der Wirkungsweise.

Was da fotochemisch abläuft ist eine Sache für sich. Es gibt eine große Zahl unterschiedlicher Entwicklersubstanzen. Und diese werden in handelsüblichen Entwicklern noch kombiniert und mit weiteren Substanzen optimiert. Ich glaube das geht dann ein wenig in die Allchemie.

Vielleicht habe ich ja ein wenig weitergeholfen.

Beste Grüße,

Otto Beyer!

PS: Die Wirkung verschiedener Entwickler in unterschiedlichen Verdünnungen auf denselben Film kann man hier studieren:

[url="http://www.inficad.com/~gstewart/filmtest.htm"]http://www.inficad.com/~gstewart/filmtest.htm[/url]
Hallo und danke noch einmal für deine Antwort.

Geholfen hat es schon mal, vielen Dank, insbesondere die Links bringen mich weiter....

ich mache jetzt einfach weiter mit meinen Tests, dann sehe ich ja die Unterschiede, und was die Alchimie anbelangt, da muss ich halt Marchesi und Anchell durcharbeiten, oder es meldet sich noch jemand, Wissen ist ja nur eine Frage des Einsatzes...

Schönen Gruß aus Luxemburg!

Maciej
Hallo Maciej,

hier ist noch ein Link, der mir in schon weitergeholfen hat:

[url="http://www.imx.nl/photosite/technical/indextech.html"]http://www.imx.nl/photosite/technical/indextech.html[/url]

Dort sind mehrere Aufsätze zu finden, die thematisch in Frage kommen.

Beste Grüße,

Otto Beyer!
Beste Grüße,

Otto Beyer!

Hallo,

vielen Dank für deinen Beitrag!

meine Fragen sind damit leider nicht beantwortet...

wie gesagt, bin dankbar für jeden Literaturtipp oder eben eine genaue Erklärung.

vielen Dank im Voraus!

Maciej

PS - mit den Tests will ich einfach die richtige Kombi für meine Zwecke herausfinden.

[/quote]

Versuch's mal hier

[url="http://www.foto.unibas.ch/SKRIPTEN/ReseauCinema/Bildgebende_Systeme_Chromogen.pdf"]http://www.foto.unibas.ch/SKRIPTEN/ReseauC...e_Chromogen.pdf[/url]

Gruß Horst
Ich weiß nicht, warum du als Anfänger unbedingt testen willst. Ich empfehle, du suchst dir einen möglichst normalen Film (z.B: FP4+ oder HP5+) raus und dazu einen ganz normalen bewerteten Entwickler wie ID11. Dann belichtest du den Film eine halbe Stufe reichlicher und entwickelst 20% weniger, als im Beipackzettel steht. Das ist ein guter Startwert.

Wenn die Schatten zu dünn sind, dann ist der Film unterbelichtet, also das nächste Mal mehr Licht (halbe Blende) Insgesamt zu dicht und die Schatten sind gut gedeckt: Weniger Licht.

Wenn die Abzüge auf Gradation 2 zu hart werden, dann ist überentwickelt - das nächste Mal 10% kürzer. Ist der Abzug zu weich, dann muss länger entwickelt werden.

2…3 Filme und man hat für normale Lichtsituationen eine gute Kombination gefunden.
Bleibt dran, am Sucher.



--Uwe



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