Adox Selenid - praktische Tipps?

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Hallo, ich habe neulich Adox Selenid mit Ilford Barytpapier ausprobiert, allerdings stark verdünnt (1/100), da ich nur die Archivfestigkeit der Abzüge verlängern wollte.

Dazu habe ich einige Fragen: wie viele Abzüge kann man mit der Arbeitslösung tonen, bis sie keine Wirkung mehr hat? Sieht man, wenn sie ausläuft? Wie lange hält sich die Arbeitslösung? Ich habe nur etwa 12 24X30,5 Abzüge 10 Minuten lang getont.

Eine weitere Frage: bei welcher Verdünnung fängt man an, mit Ilford Papiere Farbveränderungen zu sehen? Bei 1/100 hat sich gar nichts geändert. Auf der Flasche steht, ab 1/50, aber so wie ich verstehe, gibt es je nach Papier starke Unterschiede. Vielen Dank für eure Erfahrungen!
Hi Patrick,

wenn Du nur die Archivfestigkeit Deiner Prints verbessern willst, würde ich Dir eher zu Sistan oder Adostab raten, denn da gibt es auf keinen Fall eine farbliche Veränderung - jedenfalls nichts, was ich sehen könnte. Wie archivfest die Bilder wirklich werden, kann ich Dir dann in hundert Jahren sagen...

Ich benutze Adox Selenid auch (müsse eigentlich "Selenit" heißen, oder?), aber nur 1+9 zum Vertiefen der Schwärzen. Der Effekt ist eindrucksvoll, vor allem beim Polywarmton, zu dessen Rettung der Gastgeber hier so rührig unterwegs ist - eintragen bei Polywarmtonprojekt!

Schattendetails werden dadurch deutlicher und der Kontrastumfang erhöht, der Ton in den tiefen Werten abgekühlt (bei Polywarm ein echter Vorbeimarsch!), aber man muss aufpassen, sonst säuft alles ab und wird rot. Also Temperatur und Zeit im Griff halten. Ich komme so mit 20s hin.

Nachfixieren und wässern, da kannst Du dann immer noch Sistan oder Adostab benutzen.

Wie lange mein Ansatz hält, weiß ich nicht, ich hab's noch nicht geschafft, ihn auszunutzen, und nach drei Monaten tu ich ihn lieber weg, nicht dass er schimmelt oder so.

Sorry, wohl nicht die Antwort auf Deine Fragen, aber bevor gar keiner was sagt...

Gutes Neues noch allerseits

Frank
Frank,

Danke für Deine Antwort. Ich sehe schon, dass ich noch etwas experimentieren muss.

Neue Frage: Wie belichtest Du Dein Papier? Normal oder etwas heller?

Ich habe immer Angst, dass die Vertiefung der Schwätzen zu einem zu dichten Bild führt, deshalb habe ich mich bis jetzt noch nie getraut, meine "schönen" Abzüge bei 1/10 zu tonen, für welche ich oft mehrere Stunden verbracht habe, um sie so zu bekommen, wie ich sie wollte...

Patrick.
Hallo Patrick!

Absolut richtig, das mit dem Belichten ist echt prickelnd... Natürlich solltest Du den Print schon im Hinblick auf spätere Selentonung belichten. Ich möchte mal sagen, "etwas" heller, da können Dir natürlich schon die Lichter ausfressen. An denen ändert der Toner nämlich nichts.

Du kommst eher klar, wenn Du stattdessen die Filterung etwas weicher wählst. Allerdings solltest Du die ursprüngliche Tonwertskala Deines Papiers schon ganz ausnutzen.

Der Selentoner verlängert ja die Skala um - naja, sagen wir einen halben Wert, je nach Papier, nach unten. Du willst ja schwarz zu rabenschwarz machen, nicht hellschwarz aus dunkelgrau.

Und zwar bei verbesserter Zeichnung.

Eine Papierentwicklung lässt sich wie beim Film durch eine Schwärzungskurve darstellen. Die Selentonung biegt am dunklen Ende die Kurve etwas gerader und steilt sie auf, vielleicht hilft das Deiner Vorstellung (mir hat’s geholfen).

Das bewahrt Dich jetzt aber nicht vorm Rumprobieren - wahrscheinlich musst Du auch mal nachts ins Kissen weinen... da bin ich auch noch nicht durch.

Meine Hilfsvorstellung ist die, dass ich vor der Tonung ein paar ganz schwarze Teile im Bild haben will, ihre Ausdehnung aber ganz klein halte (je nach Motiv natürlich).

Die Tonung trennt mir dann die Details besser, ohne dass die Schwärzen sich ausdehnen. Was aber auch sicher passiert, wenn Du zu lange tonst.

Um die optimale Tonungszeit sichtbar zu machen, hilft auch, einen Graukeil auf mehrere Papierstreifen zu belichten und die mit verschiedenen Zeiten zu tonen.

Achte mal drauf, wie sich die Wiedergabe noch nach der Tonung noch ändert! Der visuelle Eindruck IM Tonerbad ist kein Maßstab!

Außerdem scheint es auch noch etwas auszumachen, welchen Entwickler Du verwendet hast. Kann ich nicht verstehen, ist aber so. Lieblingskombo finden und treu sein.

Meine: Gottes Papier (Polywarmton) + Tetenal Variospeed W. Und MCP (gottes Papier) + N113.

Fröhliche Dukanächte wünscht

Frank
Frank,

Vielen Dank für die ausführliche Erklärungen, das muss ich jetzt unbedingt ausprobieren!

Viele Grüße,

Patrick.
Nur so nebenbei: Nachfixieren nach der Selentonung bringt nichts (was auch?).

Georg
Hallo Georg,

da hast Du eigentlich recht, irgendwer hat mir den Floh ins Ohr gesetzt und jetzt mach ich es so, weil ich nicht sicher bin, ob nicht doch was passiert, wenn ich es lasse. Das (Zweit-)Fix steht eh da, es kostet also nix extra. Danach Lavaquick und wässern.

Wäre aber nett, wenn es mal wer kundtäte, der es weiß. Wir vermuten ja gerade alle.

vermutlich liebe Grüße vielleicht vom

Frank
Hallo Frank,

nachfixieren muss man eigentlich nur, wenn z.B. für eine indirekte Schwefeltonung zuerst gebleicht wurde. Nachdem nicht garantiert ist, dass der Schwefeltoner dann anschließend alles gebleichte Silber auch wirklich zu Silbersulfid umsetzt, muss man nach der Färbung nochmals fixieren, um evtl. verbliebenes Silberbromid auszuwaschen. Kann sein, dass das noch irgendwo im Hinterkopf herumgespukt hat.

Bei der Selentonung wird nichts gebleicht, von daher ist definitiv keine wiederholte Fixierung nötig. Unnötige Belastung fürs Papier, und schade um die Zeit.

Schöne Grüße

Georg



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