Ansatz von Neutol/Adotol WA

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Hi,

in den Agfa-Unterlagen heißt es, man soll Neutol liquid WA mit 30°C warmem Wasser ansetzen, und dann zur Verwendung auf 20°C abkühlen lassen. Gilt das auch für Adotol?

Oder spielt das keine große Rolle, solange man der Lösung genug Zeit zum Mischen gibt? Bisher habe ich mein Neutol halt immer sicherheitshalber mit dem warmen Wasser angesetzt, wenn man sich den Schritt sparen könnte, wäre das schon was... <img src='http://forum.fotoimpex.de/public/style_emoticons/<#EMO_DIR#>/rolleyes.gif' class='bbc_emoticon' alt=':rolleyes:' />

Gruß

Matthias
Hallo Matthias!

In meinen Originalunterlagen von Agfa zum Neutol WA liquid (vom Oktober 1970) steht nichts von höherer Ansatztemperatur, was sollte das chemisch auch für einen Sinn ergeben? Es muss nichts mehr gelöst werden, sondern nur gleichmäßig verteilt. Oder liegt bei Teilsubstanzen eine übersättigte Lösung vor? Dann wären Teilentnahmen problematisch und es müsste mindestens noch heißen: "Vor der Entnahme Konzentrat gut umrühren". Aber davon ist mir nichts bekannt.

Teste es einfach, die Verdünnung bei 20°C (ich nehme immer nur 20°C), ein Vergleich gibt Klarheit.

Nur beim Pulver heißt es "maximal 50°C", dort beschleunigt die höhere Temperatur das Auflösen der Substanzen.

Gruß Wolfgang
Sorry für die späte Antwort, ich hatte Probleme mit meinem Account, aber der Chef hat es gerichtet, danke nochmal! <img src='http://forum.fotoimpex.de/public/style_emoticons/<#EMO_DIR#>/smile.gif' class='bbc_emoticon' alt=':rolleyes:' />





Also ich hab mich auch gefragt, warum man bei einem Flüssigkonzentrat mit warmem Wasser ansetzen sollte. Ich zitiere mal aus den [url="http://www.mgeiss.de/bilder/foren/agfaswpos.pdf"]Technischen Daten Agfa SW-Chemikalien – Papierverarbeitung[/url] von 2004:



Quote:Neutol, Neutol Liquid NE, Neutol Liquid WA

...

Ansatzvorschriften



Das Entwicklerkonzentrat wird mit Wasser von ca. 30 °C auf das gewünschte Endvolumen aufgefüllt und gut durchgemischt. Der Entwickler ist nach Abkühlen auf die Arbeitstemperatur gebrauchsfertig.





Dann habe ich mal einen kleinen Versuch gemacht, und jeweils eine Menge mit einer Wassertemperatur von 20°C und 30°C angesetzt. Man konnte sehen, dass in den ersten Minuten die Mischung mit dem "kalten" Wasser beim Betrachten in einer Glasflasche noch Schlieren zeigte, so als ob sich Wasser und Entwickler noch nicht komplett gemischt hätten. Das nächste mal hab ich nach 15 Minuten nachgesehen, da war dann beides gleich gut vermischt, keine Schlieren mehr zu sehen.



Was ich auch festgestellt habe ist, dass beide Ansätze kurz nach dem Mischen etwas abgekühlt waren, vielleicht eine chemische Reaktion? Jedenfalls hatte der 20°C Ansatz direkt nach dem Mischen nur noch 18-19°C (so genau ich es eben mit meinem einfachen Thermometer messen kann). An der Raumtemperatur kann es eigentlich nicht gelegen haben, die lag sogar über 20°C und die Verdunstungsfläche in der Flasche war auch klein.





Diese beiden Punkte scheinen dann wohl auch der Grund dafür zu sein, dass Agfa sicherheitshalber das Ansetzen mit warmem Wasser empfiehlt. Ich werde in Zukunft aber auch einfach zimmerwarmes Wasser nehmen. Bis das erste Papier in die Schale wandert, ist die Mischung lange fertig und die Temperatur wieder normal.



Gruß

Matthias
(This post was last modified: 23-02-2010, 08:27 PM by SxDx.)
Hallo Matthias,

das hast Du gut beobachtet!

Der Effekt ist kein chemischer, sondern ein rein physikalischer. Er wird als Lösungsenthalpie bzw. hier konkret als Lösungskälte bezeichnet.

Das Mischen der zwei Flüssigkeiten erfordert eine gewisse Energie, die dem System entzogen wird. Die sog. innere Energie verringert sich und manifestiert sich nach außen als Temperaturerniedrigung. Wenn Du die Lösung mit 22 - 23 gräigem Wasser ansetzt, kannst Du direkt damit arbeiten.

Das Gegenteil tritt ein, wenn man z.B. Schwefelsäure mit Wasser verdünnt (genau, jeder weiß es noch: "erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure!"). Durch Änderung der inneren Struktur wird hier gewaltig viel Lösungswärme frei, die Temperatur der Mischung ist höher, als die der Ausgangskomponenten.

Soweit der kleine Exkurs in die physikalische Chemie. Und jetzt ab in die DuKa, der Praxis zugewandt!

Schönen Abend wünscht

Volker
Agfa hat vor 40 Jahren zu den längst vorhandenen Pulverversionen die Flüssigkonzentrate nachgeschoben mit der Begründung "sofort gebrauchsfertiger Ansatz". Ansatz mit 30°C wäre da ein Witz. Also: Wasser knapp über 20°C dazu, kurz umrühren bis die Schlieren weg sind und los geht's.

Gruß Wolfgang



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