Hallo zusammen!
Ich hab da mal ne Frage: Wer von Euch hat Erfahrung mit Pyrogallol Entwickler?
Ergebnisse? Rezept und Ansatz? Für Negative und Papier?
Danke und Gruß aus Paderborn
Klaus
Hallo Klaus,
zum Erfahrung sammeln mit selbst angesetzten Pyrogallolentwicklern beginnst am besten mit PMK. Da siehst dann schon, ob Dir die Wirkung gefällt. Nach meiner Erfahrung machen aber alle Pyrogallolentwickler beim Film nur dann Sinn, wenn man die starke Gradationsverflachung im Lichterbereich braucht oder was ausgefallenes wie Platindruck vorhat. Ähnliche Wirkung im Lichterbereich kann man nämlich auch mit Stand/Quasistandentwicklung erreichen (Rodinal z.B.).
Ein anderer Entwickler, der die Vorteile von stainenden Substanzen gut in sich vereint, ist Pyrocat (vor allem -MC).
Für erste Versuche gibt es aber auch stainende Fertigprodukte von meinem Namensvetter beim Hausherr.
Gruß Wolfgang
Hallo Klaus,
seit einigen Jahren verwende ich primär PMK als Film-Entwickler. Die Ergebnisse sind ausgesprochen scharf und wirken feinkörnig, obwohl sie es eigentlich nicht sind. Der "Stain" maskiert das Korn und sorgt so für einen feinkörnigen Bildeindruck (Flächen reißen nicht auf). Bei Vergrößerungen auf VC-Papier vermeidet die Gradationsbeugung des "Stain" ein Ausfressen der Lichter. PMK ist langzeithaltbar (mehrere Jahre) und hat durch seinen Farbumschlag beim Ansatz der Gebrauchslösung von grüngrau auf bernsteinfarben einen eingebauten Indikator für den Qualitätszustand des Entwicklers. Erfolgt der Farbumschlag nicht, ist der Entwickler unbrauchbar. Besonders gut harmoniert PMK mit den HP5+.
Beste Grüße,
Klaus
Noch ein paar Details:
Die Farbe des Stains ist so eine Sache, Pyrogallol ergibt gelbgrünen, Brenzcatechin braunen Stain. Auf Gradationswandelpapier stellt Pyrogallol folglich in den Lichtern die Gradation auf weich, was oft zu kraftloser Lichterabstufung führt und vor allem zu anderer Wiedergabe als auf festgraduiertem Papier. Bei Brenzcatechin ist dieser Effekt nur schwach ausgeprägt. Dann der Bewegungsrhythmus: Pyrogallol verlangt Kippen alle 15sec damit keine wolkigen Flächen entstehen (ab 30sec sieht man tatsächlich schon Wolken), mit Quasistand/Stand ist also nix, bei Brenzcatechin dagegen kann man bis Standentwicklung gehen. Alles in allem ein riesiges Experimentierfeld, da kann man Jahre damit verheizen.
Vorteilhaft wirkt bei beiden Substanzen die glühende Wirkung des Stains bei großen Flächen (Himmel) und der schärfesteigernde Kanteneffekt.
Gruß Wolfgang
Hallo,
Hat man eigentlich bei stainenden Entwicklern überhaupt eine Chance, reproduzierbar mit Analyzern zu arbeiten? Die messen ja für gewöhnlich unter ungefiltertem Licht.
Gruss,
Philipp
Hallo Philipp,
wenn es um das Ausmessen der Dichtekurve geht: da holst Dir Kodak Wratten Nr. 98, schneidest ein Stück für die Sonde zurecht und schon kannst die Blaukomponente ausmessen, vorausgesetzt, der Analyzer ist ausreichend empfindlich bei blau. Nach meinen Versuchen ist selbst auf Ilford Multigrade die unter blau gemessene Dichtekurve maßgebend.
Zur Messung der Papier-Belichtungszeit ist es am besten, wenn man die Schatten anmisst, die eben volles Schwarz ergeben sollen, weil dort fast kein Stain vorliegt. Kontrast des Negativs ausmessen erübrigt sich ja bei Zonenfritzen <img src='http://forum.fotoimpex.de/public/style_emoticons/<#EMO_DIR#>/smile.gif' class='bbc_emoticon' alt=';)' />.
Gruß Wolfgang
Hallo zusammen- und vielen Dank für so viele Antworten!
Wow! Ich hätte nicht gedacht, dass sich so viele mit einem so exotischen Thema auskennen.
Da fühle ich mich ermutigt, eine weitere Frage anzuschließen:
Bisher habe ich mit einem Brenkatechinansatz entwickelt. Die Ergebnisse schwankten aber merklich - die gemessenen
Dichten waren nicht immer reproduzierbar. Der Stain war visuell sehr unterschiedlich ausgeprägt.
Meine Hoffnung war, mit Pyrogallol zu ähnlich guten - aber auch konstanten Ergebnissen zu gelangen.
Ist das zu viel erwartet?
Kann jemand etwas zum konkreten Vergleich Brenzkatechin/Pyrogallol sagen?
Kann Pyro als (haltbare) Stammlösung angesetzt werden?
Hat jemand ein erprobtes Rezept?
Danke im Voraus - und Gruß aus Paderborn
Klaus
Hallo Klaus,
versuche es mal mit PMK. Dieser Pyrogallol-Entwickler ist umfangreich im Buch "The Book of PYRO" von Gordon Hutchings dokumentiert. Wer nicht selbst ansetzen will, kann PMK als Flüssigkonzentrat von Photographers' Formulary, Inc. ([url="http://www.photoformulary.com/"]Homepage[/url]) erwerben (Vertrieb in Deutschland: Monochrom in Kassel). Die Stammlösungen halten "ewig" (eigene Erfahrung: nach 4 Jahren war keine Veränderung feststellbar). Die Ausbildung des Stain hängt auch von der verwendeten Filmsorte ab. HP5+ und FP4+ zeigen einen ausgeprägten grünlichen Stain, TMY-2 einen sehr viel geringeren grünlich braunen Stain. Saubere Belichtung vorausgesetzt, kann auch ein Duka-Messgerät auf Filme mit Stain kalibriert werden. Besonders einfach und zuverlässig lassen sich Negative mit Stain in Vergrößern mit Heiland Splitgrade und LED-Kaltlichtkopf verarbeiten. Da der LED-Kopf nur ein sehr schmales Lichtspektrum in den Farben grün und blau produziert, kann durch den Stain die Lichtfarbe nicht weiter beeinflusst werden. Eine sehr saubere Kalibrierung des Systems kann vorgenommen werden. Wird ein Halogenkopf im Vergrößerer genutzt, so hat das auf das Papier auftreffende Licht ein breiteres Spektrum, das von der Dichte des Stain abhängt. Hierbei ist die Kalibrierung schwieriger, da sie von der Dichte der Negative / des Stain abhängt.
Wenn es nicht "reines" Pyrogallol sein muss, dann bietet das Sortiment von W. Moersch ein breites Spektrum (Tanol, Tanol Speed und Finol) an zuverlässigen, gut dokumentierten, "stainenden" (gibt es das Wort?) Entwicklern. Diese Produkte sind hier bei unserem Gastgeber verfügbar.
Beste Grüße,
Klaus
Hallo Klaus,
beide Substanzen sind sehr oxidationsfreundlich, das begrenzt Haltbarkeit und begünstigt (Stain-)Schleier.
Mit beiden habe ich auch einiges experimentiert, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass die bereits bekannten Rezepturen, nämlich vor allem PMK bei Pyrogallol und Pyrocat-MC bei Brenzcatechin kaum noch zu verbessern sind und vor allem völlig ausreichende Konstanz (Schwankung <0,1D) und geringen Schleier liefern. Ich habe für meinen Teil nur die Vorratshaltung abgeändert, nutze also die Privilegien eines Rohchemiefritzen und setze die Vorratslösungen ohne die Entwicklersubstanz an, diese halten dann fast ewig, die Entwicklersubstanz (also hier Brenzcatechin oder/und Pyrogallol) wird erst kurz vor der Entwicklung extra abgewogen und als letztes der Arbeitslösung hinzugefügt. So kann es nie passieren, dass abgeranzter Entwickler einen Film vermasselt, es also kein Haltbarkeitsproblem mehr gibt.
Unterschiede Pyrogallol zu Brenzcatechin:
Pyrogallol ergibt gelbgrünen Stain, Brenzcatechin braunen, die Lichtergradation bei Gradationswandelpapier wird von Pyrogallol stark reduziert und bei Brenzcatechin nicht nennenswert.
Pyrogallol muss mind. alle 30sec bewegt werden, Brenzcatechin geht bis Standentwicklung.
Wie so ein PMK-Negativ aussieht, hier bei wm erstes PDF "Tanol&Co..":
[url="http://www.moersch-photochemie.de/content/knowhow"]http://www.moersch-photochemie.de/content/knowhow[/url]
Hier einige PMK Fotos:
[url="http://edkrebs.com/"]http://edkrebs.com/[/url]
Wer Englisch kann und tiefer eindringen will, bei apug.org u.a. nach Sandy King (Nick sanking) und Patrick Gainer (Nick gainer) suchen, hier ein paar Links:
[url="http://unblinkingeye.com/Articles/PCat/pcat.html"]http://unblinkingeye.com/Articles/PCat/pcat.html[/url]
[url="http://www.apug.org/forums/forum37/27497-new-pyrocat-m-experiences.html"]http://www.apug.org/forums/forum37/27497-new-pyrocat-m-experiences.html[/url]
[url="http://www.jackspcs.com/pmk.htm"]http://www.jackspcs.com/pmk.htm[/url]
Hier noch mein Vorgehen bei Brenzcatechin (Pyrocat-MC):
Zum Testen kleiner Ansatz von 50ml Teil A- (minus weil ohne Brenzcatechin):
50ml Wasser demineralisiert 20°C
0,4g Triethanolamin
0,125g Metol
0,2g Vitamin C
muss vor der Verwendung 1 Tag reagieren können und hält auch teilgefüllt mind. 1 Jahr (ggf. Feuerzeuggas drauf).
Arbeitslösung für 450ml bei 1:1:100:
450ml Wasser demin.
4,1g Soda
4,5ml Teil A-
0,23g Brenzcatechin
Der Kenner wird das Propylenglykol vermissen: brauch ich hier nicht. Das damit zu schützende Brenzcatechin kommt ja erst kurz vor der Entwicklung dazu.
Beispiel für Entwicklungszeiten:
CHS25 auf N: Verdünnung 0,5:0,5:100 60min 20°C Kipp erste min, dann nur alle 15min, Belichtung wie 12 DIN
Gruß Wolfgang
Hallo Klaus,
Hallo Wolfgang,
danke für die kompetenten Antworten!
Genau das ist ja meine Erfahrung mit Brenkatechin: bei einem Frischansatz (Eiwaage unmittelbar vor Ansatz) bleibt der stanierende Effekt (fast) aus.
Bei Ansatz aus Stammlösungen ist mit sehr unterschiedlichem Oxidationsgrad und unterschiedlichen Stanierungseffekt zu rechnen.
Wie lässt sich ein konstanter Staineffekt erreichen?
Danke und Gruß aus Paderborn
Klaus
|