Wie entwickeln wenn bei "Nennempfindlichkeit" belichtet?

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Hallo!



Hier nun mal wieder eine Anf?gerfrage von mir:



Wenn ein 400 ISO Film laut versch. Angaben eine tats?hliche Empfindlichkeit von 320 ISO aufweist und ich diesen also mit 320 ISO belichte, nehme ich dann bei einem Entwickler die vorgegebenen Zeiten f?r 400 ISO oder muss ich einen Faktor f?r die Entwicklungszeit ber?cksichtigen? <img src='http://forum.fotoimpex.de/public/style_emoticons/<#EMO_DIR#>/blink.gif' class='bbc_emoticon' alt=':)' />

Ganz allgemein also: Wenn ich den Film "richtig" belichte muss ich auch eine andere Entwicklungszeit als bei der Belichtung mit 400 ISO ber?cksichtigen?

Da bei vielen Entwicklern immer vorgaben f?r 400 ISO gemacht werden, wie bekomme ich einen groben Anhaltspunkt f?r eine Entwicklungszeit wenn ich tats?hlich mit 320 ISO oder sogar nur mit 200 belichte?



Vorweg schon mal danke f?r die Antworten (wenn vileicht auch meine naive Anf?gerfrage nerven sollte..).



Gruss



Mehmet
Hallo Mehmet,

jaja, die Expertenmeinungen. Meiner Erfahrung nach sind die Herstellerangaben f?r die Empfindlichkeit meist verl?slicher, als die f?r die Entwicklung.

Ist ja auch klar, in der Entwicklung sind mehr individuelle Variablen, von der Genauigkeit Deiner Me?echer, ?ber Temperaturkonstanz bis zur Wasserh?te. (Den Anspruch f?r die Dichte in Zone I nicht zu vergessen)

Ergo bringen die ganzen Behauptungen ?ber: "Belichte HP5 immer auf 320 ASA" so erstmal ?berhaupt nichts, sondern nur im Kontext, welcher Entwickler, welche Zeit/Temperatur, und was f?r Motive.

Alternative 1: Zonensystem durchackern, da wirds komplett erkl?t.

Alternative 2: die alten Faustregeln, als da w?en:

-Negativ zu hart ist zu lange entwickelt, zu weich zu kurz.

-Keine Schattenzeichnung (bei sonst gutem Negativ) ist unterbelichtet, ausgebl?hte Lichter (sonst gutes Neg.) ?berbelichtet.



Was folgt als konkrete Antwort auf Deine Frage?

Wenn Du normale Motive hast, nimm die normale Entwicklungszeit (f?r normale Gradation). Du bekommst mit der ?erbelichtung dann bessere Schattenzeichnung (auf Kosten von etwas Spielraum in den Lichtern).

Bei harten Motiven (grelles Licht und dunkle Schatten) k?rzer entwickeln, das staucht die Motivkontraste, und nennt sich bei Adams N-1.

Bei weichen Motiven hat ?erbelichtung nichts zu suchen.

Gru?
Martin
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-07-2006, 01:17 PM von max.)
Hallo Max!



Danke erst mal f?r Deine ausf?hrliche Antwort.

Mit dem Zonensystem habe ich mich ?berhaupt noch nicht besch?tigt, habe aber zwei B?cher von Adams (The Negative / The Print) im engl. Original im Regal stehen. Das sind bei mir echt die Einzigen ungelesenen B?cher....... :-))

Also sollte ich mir "Das Negativ" dann wohl mal unbedingt zu Gem?hte f?hren....



So c.a. genau vor einem Jahr habe ich mit dem selber Entwickeln angefangen. Habe dann so c.a. zwei drei Monate "rumgewurschtelt" und bin erst jetzt wieder dabei einiges auszuprobieren. Irgendwie bl?, da der Sommer f?r die Chemikalien echt zu warm ist und ich besser die Chemie auf 20 grad w?men als k?hlen kann. Warum auch immer...



Bisher habe ich immer alle Filme, die ich probiert habe, auf die "aufgedruckte" Empfindlichkeit belichtet und dann ausgiebig mit verschiedenen Entwicklern, Verd?nnungen und Zeiten rumprobiert.

Ab und zu den Einen oder Anderen Adox/Ilford gepuscht, aber das war?s schon.



Genau wie Du schreibst, habe ich dann gelesen, der Adox 400 chm h?te tats?hliche 320 ISO.

Ebenso w?e es sinnvoll den Lucky 400 auf 320 statt 400 zu belichten.

Inzwischen haben sich so ca. 24 Luckys und Adox mit 320 ISO angesammelt und dachte mir am Woe mal diese zu entwickeln und zu schauen was das mit diesen Angaben auf sich hat.

(Ach ja, einige Lucky habe ich auch mit 200 ISO belichtet)



Nun dachte ich mir also (inzw. habe ich mich ziemlich auf Calbes A49 eingeschossen) wenn ich f?r den Adox 400 chm mit 9-10 min in A49 klar komme, welchen Anhaltspunkt m?sste ich dann f?r 320 ISO haben an dem ich mich orientieren kann.

Das war eigentlich die Grundidee meiner Frage.



Die Entwickler mit denen ich bisher haupts?hlich rumprobiert habe sind:



Rodinal

LP-Supergrain

Emofin

A49

D76

Microphen

AM-74





[quote name='max' post='8033' date='13-07-06, 13:44 ']Was folgt als konkrete Antwort auf Deine Frage?

Wenn Du normale Motive hast, nimm die normale Entwicklungszeit (f?r normale Gradation). Du bekommst mit der ?erbelichtung dann bessere Schattenzeichnung (auf Kosten von etwas Spielraum in den Lichtern).

Bei harten Motiven (grelles Licht und dunkle Schatten) k?rzer entwickeln, das staucht die Motivkontraste, und nennt sich bei Adams N-1.

Bei weichen Motiven hat ?erbelichtung nichts zu suchen.

Gru?
Martin[/quote]



Also entwickel ich mit meinen gewohnten Zeiten, mit denen ich zufrieden war bei 400 ISO, und schaue mal was denn so bei den 320 und 200 Filmen herauskommt?

Und beim n?hsten mal Fotografieren (in ?nlichen "fotografischen" Situationen) ?berlege ich mir ob ich z.B. bessere Schattenzeichnung w?nsche und belichte dann auf 320 ISO



[quote name='max' post='8033' date='13-07-06, 13:44 ']Meiner Erfahrung nach sind die Herstellerangaben f?r die Empfindlichkeit meist verl?slicher, als die f?r die Entwicklung.[/quote]



Ansonsten bleib ich lieber bei den "aufgedruckten" empfindlichkeiten und probiere weiter mit verk?rzten/verl?gerten Entwicklungszeiten und versch. verd?nnungen?

Das mit der "tats?lichen Empfindlichkeit" der Filme ist dann in der Praxis eher quatsch?



Rein Theoretisch, was w?rde eigentlich passieren wenn ich einen adox 400 chm auf 100 ISO belichte und ihn dann nach den angegebenen Zeiten f?r einen adox 100 chm entwickle. Das Selbe wie bei einem adox 100 chm?



Na denn



HEITER WEITER





Mehmet
Hallo Mehmet,

man kann ja auch sagen, Zonensystem ist Fotolabor f?r Buchhalter;-).

Zitat:Also entwickel ich mit meinen gewohnten Zeiten, mit denen ich zufrieden war bei 400 ISO, und schaue mal was denn so bei den 320 und 200 Filmen herauskommt?

genau. In jedem Fall f?r die 320er. Damit bekommst Du im schlimmsten Fall gut printbare Negative mit ausgebl?hten Lichtern (wenn der Himmel keine Zeichnung hat gibts ja noch 1000 und noch einen Grund). Wenn die 320er gut kommen, w?rd ich die 200er genauso behandeln.

Zitat:Das mit der "tats?lichen Empfindlichkeit" der Filme ist dann in der Praxis eher quatsch?

Nein, und nein.

1. f?r die Zonis, die meisten wollen n?lich schon in ZoneI, also 4 Blenden unter Mittelgrau eine Negativdichte von 0,15 (+base&fog) haben, was sich in der Praxis durchaus auch bew?rt hat, die Industrie rated nach etwas anderen Kriterien meist auf 0,1.

2. f?r alle anderen hat sich rausgestellt, da?die Faustregel "auf die Schatten belichten, auf die Lichter entwickeln" in der Praxis nicht so einfach zu realisieren ist, zumindest mit Belichtungsautomatik (wie war das doch, tiefe Schatten ins Messfeld, AE-Lock dr?cken und dann 3 oder 4 Blenden dagegen unterbelichten?!?!?!?!?), praktischer also 1/2 (das w?en 320)bis 1 (200) Blende Spielraum in die Schatten packen und unbeschwert losknipsen. Solange Du einen normalen Motivkontrast zwischen 1:30(5 Blenden)-1:100 (7 Blenden) hast, alles kein Problem.

Die meisten Entwicklungsangaben sind n?lich schon f?r eine vern?nftige Gradation ausgelegt. Ob die Gesamtdichte dabei etwas h?er oder niedriger liegt macht in der Praxis keinen Unterschied.



Wohlgemerkt, solange Du Deine Negative gut printen kannst ist die Entwicklung ok. Verk?rzen musst Du nur dann, wenn Du st?dig auf Papier zwischen 00-1 rumgurkst, und trotzdem noch keine sch?en Graut?e kommen.

Als Online-Alternative zum Negativ und in Kurzform w?rde ich mal folgendes empfehlen: [url="http://www.schwarzweiss-magazin.de/swmag_frame_kurse.htm"]http://www.schwarzweiss-magazin.de/swmag_frame_kurse.htm[/url]

und zwar f?r ganz eilige aus Teil 3 die Kurse 3 4 und 5.

Die sind f?r Kleinbildpraktiker realistischer, als Teil 2.



Kleiner Exkurs vom Gestalterischen her: Es hat mich pers?lich schwer erstaunt, wie pingelig ich bzgl. Kontrast wurde, als ich anfing selbst zu printen. Die "wundersch?en Altstadtbilder" bei strahlender Sonne (ist doch prima Licht zum Fotografieren) mach ich schon gar nicht mehr, weil kein Film (nicht SW, nicht CN und auch nicht digital) die Rathaust?r im Schatten gut aufnehmen kann, wenn das Hauptmotiv davor in der Sonne auch noch erkennbar sein soll (ja ich wei? ne Belichtungsreihe und Photoshop).

Dann lieber abwarten, bis die "Hamburger Softbox" (Wolke vor der Sonne) da ist, erstaunlich was auf einmal geht.



Gru?


Martin
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13-07-2006, 05:48 PM von max.)
Hi Martin!

(Sorry, ich hatte Dich vorhin max genannt)



Also erst mal aller besten Dank f?r Deine Ausf?hrungen.

Vor allem auch Dein Link scheint mir sehr hilfreich zu sein. Muss ich gleich mal ausdrucken und dann als Bettlekt?re lesen.

Ich habe bis gerade eben mal sechs 320iger Filme entwickelt und zwar nach meinen erprobten 400ter Zeiten.

Irgendwie scheinen mir die Negative im Vergleich nicht so prickelnd geworden zu sein, die "springen" mich nicht so an wie die vergleichbaren anderen. Ich muss die unbedingt mal printen um zu sehen was ich da tats?hlich rausholen kann.

Nur rein die Negative beurteilen find ich sehr schwierig.





Nun ja, irgendwie habe ich das Gef?hl, dass ich noch ne Menge an Theorie lesen muss.



Wenn mich die Prints nicht so ?berzeugen sollten, dann muss ich wirklich sagen, das ich mit den angegebenen Empfindlichkeiten wirklich prima klarkomme.





Zitat:2. f?r alle anderen hat sich rausgestellt, da?die Faustregel "auf die Schatten belichten, auf die Lichter entwickeln"



Kenn ich gar nicht!

Das werde ich mir mal merken und probieren.



Zitat:Solange Du einen normalen Motivkontrast zwischen 1:30(5 Blenden)-1:100 (7 Blenden) hast, alles kein Problem.

Die meisten Entwicklungsangaben sind n?lich schon f?r eine vern?nftige Gradation ausgelegt. Ob die Gesamtdichte dabei etwas h?er oder niedriger liegt macht in der Praxis keinen Unterschied.



Denke ich nun auch.



Also Martin, nochmals Danke. Ich finde Deinen Beitrag echt klasse.

Hat mir echt was gebracht.





Ansonsten



HEITER WEITER





Mehmet
Sch?e Erkl?ung, auch f?r Anf?ger.



Zitat:Die Entwickler mit denen ich bisher haupts?hlich rumprobiert habe sind:



Rodinal

LP-Supergrain

Emofin

A49

D76

Microphen

AM-74



Wobei die Bemerkung das LP-Supergrain und AM74 das Gleiche ist. Spart also wieder etwas zum testen.



Beste Gr?sse,



Robert
Hi Mehmet

Zitat:Sorry, ich hatte Dich vorhin max genannt

Macht nix, das ist der Vorteil mehrerer Vornamen.



Ein letzter noch, weil das sehr h?fig als erfolgreiche Standardprozedur genannt wird:

Forumsteilnehmer x:"ich belichte Film xxx immer eine Blende ?ber und verk?rze die Entwicklung um yyy."



Nat?rlich wei?ich nicht, wie andere Leute im einzelnen ihre optimalen Verfahren entwickeln. Retroengineered l?st dieses Vorgehen jedoch vermuten, da?Forumsteilnehmer x h?fig kontrastreiche Motive fotografiert, und sich ?gert, da?dann selbst auf Gradation 0 noch nicht optimal printbar sind, w?rend mittel-kontrastige Motive auch bei der Unterentwicklung mit Grad 3-5 noch printbar bleiben.

Ist im allgemeinen typisch f?r Menschen, die bei sch?em Wetter (sonnig) mit der Kamera losziehen, bzw. aus welchem Grund auch immer nicht auf das richtige Licht warten wollen/k?nen (Urlaub am Mittelmeer, und die Besichtigungstour geht weiter), und dann selbstverst?dlich auch genau der richtige Ansatz (und in ?ereinstimmung mit dem was ich oben schrieb).



Gru?
Martin
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 17-07-2006, 09:25 AM von max.)



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