Düsseldorf (Reuters) - Der südkoreanische Hyosung-Konzern nimmt Teile der Filmproduktion des insolventen Traditionsunternehmens AgfaPhoto wieder auf. Damit bietet sich 50 Mitarbeitern, die momentan in einer Beschäftigungsgesellschaft untergebracht sind, wieder eine Perspektive.
Teile der Sparte seien an Hyosung verkauft worden, teilte AgfaPhoto am Mittwoch mit. Damit könne die Produktion am Standort Leverkusen wieder aufgenommen werden. Zum Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden.
AgfaPhoto habe seit der Insolvenz im Mai 2005 vielfaches Interesse an einer Fortführung der Film-Folienproduktion vernommen, sagte der Insolvenzverwalter Andreas Ringstmeier. Hyosung habe sich mit seinem Geschäftsmodell im Bieterverfahren durchgesetzt, weil es die meisten Arbeitsplätze in diesem Unternehmensbereich sichere. Der Markt für Filmfolien sei ein Wachstumsmarkt. In einem angemieteten Gebäude werde nun umgehend mit Hilfe von Hyosung die Produktion mit 50 ehemaligen Beschäftigten neu gestartet, die bislang in einer Beschäftigungsgesellschaft untergebracht waren. Bis zum Ende des Geschäftsjahres solle die Mitarbeiterzahl auf 70 steigen.
Quelle: [url="http://de.today.reuters.com/news/newsArticle.aspx?type=companiesNews&storyID=2006-04-05T155233Z_01_HUB557144_RTRDEOC_0_DEUTSCHLAND-FIRMEN-AGFAPHOTO.xml&archived=False"]Reuters[/url]
Nach einer mündlichen Information ist Ilford der erste Kunde des "neuen" Unternehmens.
Beste Grüße,
Franz
Ich schätze dass die Agfa Gevaert auch großes Interesse daran hat.
Jetzt fehlt nur noch ein Käfer für die Film- und Papierbeschichtung, dann ist alles wichtige in trockenen Tüchern. <img src='http://forum.fotoimpex.de/public/style_emoticons/<#EMO_DIR#>/wink.gif' class='bbc_emoticon' alt=';)' />
Ich bezweifle mal, dass sich da jemand findet. Die Anlagen sind zu groß für den verbliebenen Markt und lassen sich - nachdem das Licht einmal an war - auch nicht ganz ohne weiteres wieder hochfahren.
Ilford hat nach dem Umzug der #14 über ein Jahr gebraucht, bis das Maschinchen wieder lief, obwohl es fehlerlos zusammengesetzt und abgenommen wurde.
Aber der Teufel ist ein Eichhörnchen und die Hoffnung stirbt zuletzt.
Beste Grüße,
Franz
Die Maschinen müssen ja auch nicht unbedingt umziehen. Und warum es schaden sollte, das Licht anzumachen, ist mir nicht ganz ersichtlich. Das mussten sie sicher öfters mal machen für Wartungen und Reparaturen. Sicher sind die Maschinen auch besser als das, was in Osteuropa und China verwendet wird. Es wäre also schade, wenn diese Technik verloren ginge.
Im Übrigen fände ich es schon seltsam, wenn es nicht möglich wäre, mit der vorhandenen Nachfrage eine gute Film- und Papierbeschichtung in Europa aufrechtzuerhalten. Ansonsten gibt es nämlich wohl keine Farbfilm- und Farbpapierproduktion mehr in Europa. Falls Kodak noch was hat, kann das ja auch nur eine Frage der Zeit sein, bis die sich zurückziehen. Fuji produziert demnächst nur noch in Japan.
Es sieht also so aus, dass in Europa außer den kleinen S/W-Produzenten, die teilweise auf Agfa-Vorkriegsmaschinen produzieren, nichts mehr übrig bleibt, und das kann ja wohl auch nicht sein.
(This post was last modified: 06-04-2006, 12:03 AM by Petzi.)
[quote name='Petzi' date='05-04-06, 22:51 ']Die Maschinen müssen ja auch nicht unbedingt umziehen. Und warum es schaden sollte, das Licht anzumachen, ist mir nicht ganz ersichtlich. Das mussten sie sicher öfters mal machen für Wartungen und Reparaturen. Sicher sind die Maschinen auch besser als das was in Osteuropa und China verwendet wird. Es wäre also schade wenn diese Technik verloren ginge.
Im Übrigen finde ich es schon seltsam wenn es nicht möglich wäre, mit der vorhandenen Nachfrage eine gute Film- und Papierbeschichtung in Europa aufrecht zu erhalten. Ansonsten gibt es nämlich wohl keine Farbfilm- und Farbpapierproduktion mehr in Europa. Falls Kodak noch was hat, kann das ja auch nur eine Frage der Zeit sein bis die sich zurückziehen. Fuji produziert demnächst nur noch in Japan.
Es sieht also so aus, dass in Europa außer den kleinen S/W Produzenten, die teilweise auf Agfa-Vorkriegsmaschinen produzieren, nichts mehr übrig bleibt, und das kann ja wohl auch nicht sein.
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Vergiß mal nicht Ferrania in Italien auch wenn die nur Amateur-Kleinbildfilme machen, das ist überhaupt kein Problem das Angebot bei Bedarf zu ergänzen.
Ansonsten kann auch jeder SW-Hersteller Farbfilme machen, d.h. nur, der Film muss 3mal begossen werden.
Wenn es hart kommt und nur noch die "kleinen Klitschen" übrig sind dann holen die Leute in Samobor den Adox-Color-Prozeß von 1958 aus der Schublade und Mirko macht einen Adox-Color-Labordienst.
Hallo namenloser Gast,
Ferrania konfektioniert schon seit Jahren nur noch und gießt nichts mehr selbst.
Auch die Umstellung einer SW-Gießanlage auf Farbemulsion ist alles andere als nichttrivial. Es langt nämlich nicht, den Film einfach dreimal durchzujagen, der Gießvorgang erfolgt in einem Zug auf mehreren Stationen derselben Anlage. Und diese Anlage muss man haben, bedienen können *und* auslasten.
Eine alte Anlage kaufen und wieder in Betrieb nehmen, ist nicht ganz einfach und kam bei der Farbfilmfertigung in der bisherigen Geschichte des Anlagenbaus noch nicht vor. Der weltweit einzige Umzug einer Gießanlage kam bei Ilford mit der legendären #14 vor. Das war eine SW-Anlage und die Wiederinbetriebnahme dauerte mehr als ein Jahr. Wohlgemerkt: Mehr als ein Jahr nach erstem Anlaufen der Anlage bis zur konstanten Fertigung. Das waren einige *Kilometer* Zeug, die da durchliefen und direkt in der Mülltonne gelandet sind! Heute ist so etwas für ein Nachfolgeunternehmen unbezahlbar, damals hat die britische Königin mit ihrem Privatvermögen gehaftet/gebürgt (und sicherlich massiv Geld dabei vernichtet).
Deshalb hat Hyosung wohl auch nur die Trägerfertigung gekauft und lässt die kritischen Schritte der Filmfertigung bei den Unternehmen, die das bereits machen und können. Die Leverkusener Anlagen sind und bleiben in Hinsicht auf Emulsionierung mausetot und haben bestenfalls Schrottwert zu einer zweistelligen Eurosumme pro Tonne bei Abholung. Bitter, aber so ist es nunmal.
Alles andere würde mich schwer wundern. Wobei: "Wunder gibt es immer wieder".
Fertig gegossene Emulsionen von der Masterrolle schnippeln und konfektionieren ist dagegen einfach: Es braucht vergleichsweise simple ("simpel" ggü. dem Aufwand für den Gießvorgang) Maschinen, für Rollfilme in Manufaktur ein paar Tische samt Menschen, die im Dunkeln daran arbeiten wollen.
Deshalb wird z.B. in Deutschland auch nurmehr konfektioniert (z.B. in Wernigerode, Düren, Wolfen, Berlin und ein paar anderen Betrieben). Und eben -billiger, aber nicht ganz in der perfekten Qualität- in Osteuropa.
Leider wird sich da in Ungarn/Kroatien aufgrund der EU-Umweltauflagen auch der Filmguss demnächst erledigt haben. Die ehem. Staatsbetriebe dürften allergrößte Schwierigkeiten bei ihrer Kreditgewährung für die notwendigen Nachrüstungen abluft-/abwasserseitig bekommen. Der Markt wächst ja nicht mit zweistelligen Zuwachsraten...
Unsere zukünftigen Filme kommen aus England (Ilford hat die Anlagengenehmigung durch und macht seit fünfzehn Jahren einen auf "Altanlage mit Bestandsschutz"), Australien (wenn Kodak sich den Luxus noch leisten will) oder China (wenn die endlich Qualität produzieren können und der Markt "neue" Emulsionen anstelle eines TMX fressen will).
Filmproduktion in Kroatien oder Ungarn halte ich für ein Auslaufmodell, evtl. könnten die Tschechen es packen. Foma hat wenigstens heute schon eine eigene Abwasseraufbereitung, eine eigene Abluft-Filterung und sowas wie Gefahrstoffüberwachung am Arbeitsplatz. Die haben sich rechtzeitig auf den EU-Beitritt vorbereitet. Die anderen nicht, die krepeln immer noch an der Konversion vom Kombinat zum Betrieb. Das war jedenfalls mein Eindruck bei der Begutachtung. Mehr aus dem Nüchternen plaudere ich jetzt nicht. Das war ein nichtöffentliches Gutachten.
Nicht ganz ohne Grund ging Forte in Insolvenz und Fotokemika lebt von der Hand im Mund (resp. unseren Adox-Käufen...). Die nötigen Investitionen für den EU-Umweltschutz dürften denen extrem schwerfallen oder unmöglich sein. Das wird ab ca. 2012 akut und eine anständige Schwermetallreinigung von Prozesswässern aus 50er-Jahre-Anlagen mit 50 Jahren sozialistischem Verschleiß wird ziemlich teuer. Die kann man nämlich bisher nirgendwo kaufen. Da geht es also nur mit "Toleranz" der staatlichen Aufsicht (deshalb sind es wohl auch noch Staatsbetriebe...), "Augenzudrücken" bei der Konkurrenz und genügend Desinteresse bei der Kundschaft weiter.
Finde ich völlig in Ordnung. Verkehrsunsichere Rostlauben dürfen ja auch als Oldtimer gefahren werden. Warum sollte ich dann nicht einen R50, Fortepan, Polywarmtone oder sonstiges Zeug zu kaufen kriegen? Die Mengen sind klein, der Verlustschaden auch. Leider gelten aber "Vorschriften".
Beste Grüße,
Franz
Franz,
Quote:Leider wird sich da in Ungarn/Kroatien aufgrund der EU-Umweltauflagen auch der Filmgußdemnächst erledigt haben... Filmproduktion in Kroatien oder Ungarn halte ich für ein Auslaufmodell
Bis Kroatien in der EU ist, dürften wohl noch zehn Jahre ins Land gehen, das Land hat gerade letztes Jahr im Oktober erst die Beitritts verhandlungen aufgenommen. Insofern haben wir und efke noch ein paar Jahre.
Philipp
Nö Die "Beitrittsfähigkeit" der Industrie ist eines der Schlüsselkriterien.
Und deshalb ist das heute schon ein Thema für die. Mal schauen, wann die das mitschneiden und umsetzen.
Ich muss da ja jetzt sagen "möglichst gestern", eigentlich fände ich aus persönlichem Interesse eher den "St.-Nimmerleins-Tag" passender.
Das bestehende Europa verliert da nichts. Im Gegenteil: Die gewinnen einen weiteren Bereich größten Umweltschutzes hinzu (hm. Um die wirklich wichtigen ökologischen Gründe kümmert sich da ja keine Sau). Vorschrift ist Vorschrift. Und nach Ahnung fragt keiner, weil Politniks die Vorschriften beschließen.
Fröhlichste Grüße,
Franz
Franz,
der Gast war ich, das mit Ferrania ist mir nicht bekannt, ich würde mal gerne wissen, woher Du dein Wissen beziehst?
Außerdem sind dann da ja auch noch die Russen und die werden wohl in den nächsten 30 Jahren nicht EU.
Irgendwie kann man schon Farbfilme zusammenhauen, Hauptsache bunt!
Roland
Hallo Roland,
Quote:ich würde mal gerne wissen, woher Du dein Wissen beziehst?
ich lese viel, kann mir einige Dinge merken und habe ein paar Kontakte:-) Im Fall Ferrania u.a. von photo.net resp. drf.
Beste Grüße,
Franz
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