Gut fixierte und gewässerte Schwarzweißbilder gelten als ziemlich haltbar, aber wie haltbar genau, und wie kann man die Haltbarkeit erhöhen?
Ich habe mir sagen lassen, dass Abzüge auf Barytpapier haltbarer sind als welche auf PE-Papier, und dass man die Haltbarkeit durch Gold- Schwefel- oder Selentonung erhöhen kann. Welche Faktoren sollte man dabei berücksichtigen? Und um welche Größenordnungen geht es überhaupt? Zig Jahre? Hunderte?
Und wenn ich schon dabei bin zu fragen, wie verhält es sich mit der Haltbarkeit der Negative?
Grüße,
Samuli
"No photograph ever was good, yet, of anybody - hunger and thirst and utter wretchedness overtake the outlaw who invented it! It transforms into desperadoes the meekest of men; depicts sinless innocence upon the pictured faces of ruffians; gives the wise man the stupid leer of a fool, and a fool an expression of more than earthly wisdom." (Mark Twain)
http://www.samuli-schielke.de/foto.htm
Hallo Samuli,
Du kannst davon ausgehen, dass ein gut ausgewählter Silbergelatineabzug schon mal zig Jahre hält, heutzutage auch egal, ob PE oder Baryt. Die Zeiten, in denen PE wesentlich weniger haltbar war, sind wohl vorbei. Andererseits gibt es schlichtweg keine praktischen Erfahrungen, sondern nur Simulationstests (die angeblich gut für das moderne PE ausgehen).
Mit Selen oder Goldtonung kommt man in die Größenordnung hundert Jahre.
Im Wesentlichen geht es um 3 Risiken:
Mechanisch: das ist wohl das Wesentliche. Hier könnten PE Papiere evtl. im Vorteil sein.
Chemisch bzgl. der Gelatine: Wird's feucht, kann die Gelatine schimmeln oder sonst Mikroorganismen ernähren.
Chemisch bzgl. des Silbers: Nur hier hilft die Tonung weiter. Selen oder am besten Gold.
Schau Dir Bilder aus der Zeit vor dem ersten Weltkrieg an. Die sind primär verknickt/angerissen/zerkratzt, dann evtl. ausgebleicht oder verschimmelt.
Wenn Du die Gelatine ausschließen möchtest, musst Du auf Platin oder Kallitypien mit Goldtonung gehen.
Wie gesagt, das dann mechanisch über 100 Jahre zu konservieren ist auch Aufwand. Aber Platin auf gutem Papier dürfte haltbar wie eine Gutenbergbibel sein.
Für Negative gilt im Prinzip das gleiche, wobei die modernen Filmunterlagen im Gegensatz zu Zelluloid wohl fast ewig halten.
Grüße
Martin
Hallo, Samuli !
Schon ohne weitere Behandlung ist ein einwandfrei ausgearbeitetes SW-Bild unter günstigen Aufbewahrungsbedingungen eine Sache für Generationen. Tonung oder Sistan-Behandlung kann das befördern indem sie vor möglicherweise einwirkenden schädlichen Einflüssen schützt.
Du siehst also: Es wirken mehrere Faktoren für die Haltbarkeit zusammen.
1.) Voraussetzung ist einwandfreie Ausarbeitung mit gründlicher aber nicht überzogener Fixage und ausreichender Wässerung.
2.) Das fertige Bild ist vor Feuchtigkeit, starken Temperaturschwankungen, schädlichen Gasen (z.B. aus Baustoffen oder Möbeln ausdünstend) und mechanischen Beschädigungen zu schützen.
3.) Durch bestimmte Tonungen (z.B. Schwefeltonung) wird das Bildsilber in stabilere Verbindungen überführt, die eine höhere Widerstandsfähigkeit gegenüber Umwelteinflüssen aufweisen. Eine Behandlung mit Sistan oder vergleichbaren Bildsilberstabilisatoren ist keine Tonung, schützt aber das Bild vor einer Zersetzung durch verbliebenes Thiosulfat (aus der Fixage).
Grüße
Holger
He, was ist denn da passiert? Bei der Eingabe sah der Text noch ganz normal aus, ohne den vielen Freiraum drumherum.
Holger
Die Haltbarkeit von SW ist generell wesentlich höher wie die von Farbematerial.
Generell gilt wie bei fast allen irdischen Dingen die Devise kühl und trocken (aber nicht zu trocken).
Weiterhin gilt Baryt hält länger wie PE Material.
Logisch, dass die Verarbeitung wichtig ist, aber das gilt eigentlich auch generell.
Vermeiden sollte man die gemischte Lagerung von PE und Baryt. Auch neue Möbel, die noch riechen, sind ungünstig.
Es gibt Richtlinien und Normen für die archivgerechte Verarbeitung ( www.ehrleprint.de) und Lagerung. Häufig taucht in diesem Zusammenhang der Begriff PAT auf. Eine amerikanische Richtlinie, die weit verbreitet ist.
Mein persönliche Erfahrung:
Ein PE Print, schlampig fixiert und oder gewässert, fügt nach schon nach einigen Wochen an sich zu verändern.
Dito Barytabzug.
Ein gut verarbeiteter PE Print, der an der Wand hängt, hält mehrere Jahre, abhängig von der Lichtintensität.
Ein gut verarbeiteter Barytprint hält unter denselben obengenannten Bedingungen Jahrzehnte.
Unter Archivbedingungen sollte der PE Print einige Jahrzehnte und der Barytprint 100 Jahre und länger halten.
Außerdem ist die Bildinformation selbst dann, wenn der Print anfängt sich zu verändern, noch lange Zeit sichtbar.
Lebensverlängernde Tonungen sind immer dann angebracht, wenn die Archiv- oder Präsentationsbedingungen unklar sind oder deutlich vom Optimalen abweichen.
Erstmal vielen Dank für eure Tipps, ich kann damit schon eine Menge anfangen. Aber da scheint es verschiedene Meinungen über die Archivfestigkeit PE im Vergleich zu Baryt zu geben. Angenommen, alle anderen Faktoren sind ideal: ist PE tatsächlich schlechter haltbar als Baryt, und wenn ja, warum? Und wenn nicht, was hat sich seit den 70ern geändert?
"No photograph ever was good, yet, of anybody - hunger and thirst and utter wretchedness overtake the outlaw who invented it! It transforms into desperadoes the meekest of men; depicts sinless innocence upon the pictured faces of ruffians; gives the wise man the stupid leer of a fool, and a fool an expression of more than earthly wisdom." (Mark Twain)
http://www.samuli-schielke.de/foto.htm
Alles Wesentliche wurde bereits gesagt, daher nur eine Bemerkung aus meinem "praktischen" Foto - Leben.
Ich habe vor ungefähr dreißig ( ?) Jahren Oriental - Seagul Papiere eingetestet, erste PE-Papiere und klassisches Baryt. Diese Eintestbilder lagern bis heute in einer normalen, dunklen Pappbox, unter normalen schwankenden "Raumbedingungen" (Temperatur zwischen 17 bis 24 Grad / Luftfeuchtigkeit zwischen 40 bis 70). Sowohl PE als auch Baryt haben sich unter diesen Bedingungen nicht sichtbar verändert. Ich gehe jedoch davon aus, dass sich in zwanzig Jahren (also nach fünfzig Jahren Lagerung) ein Unterschied zu Gunsten des Baryt zeigen wird.
Vor zwanzig Jahren, circa 1985/86, habe ich zwei Vergleichsabzüge angefertigt, die bis vor zwei Jahren gerahmt an der Wand, in einem normalen Wohnraum, mit schwankenden Temperaturen und Lichteinflüssen hingen. Beide Papiere wurden seinerzeit äußerst sorgfälltig und korrekt verarbeitet.
Ergebnis: Das Motiv auf dem Guilleminot (G3) - Baryt-Papier (leider gibt es dieses Papier nicht mehr) zeigt keinerlei Veränderungen. Dagegen hat sich das Foto auf dem Ilford PE Papier bereits stark verändert, zeigt "Silberspiegelungen", Braunfleckfärbungen und Verbleichungen!
Im Klartext. Die theoretischen Angaben bezüglich Haltbarkeit Baryt - und PE/RC Papieren treffen vollständig zu. Wer also dauerhafte Abzüge (vor allem wenn sie häufig "im Raum hängen") sein eigen nennen möchte, sollte, bzw. muss zwangsläufig mit Baryt-Papieren arbeiten. Die Mehrarbeit und Mühe lohnt sich. Übrigens ich arbeite nur auf Barytpapier, selbst bei sogenannten "Tagesgeschäften"; - aber das hat wohl auch sehr viel mit "Weltanschauung" zu tun.
Sorry, habe meinen Namen vergessen. Nur damit sich nicht wieder jemand über einen anonymen Schreiber aus dem "praktischen Foto - Leben" ärgert.
Grüße
Lothar van de Renne
Hallo Lothar,
Du hast nicht zufällig auch Erfahrung über die Haltbarkeit farbiger Silberprints, also z.B. schwere Lithprints oder auf Farbe getonte Gold-/Schwefel- Selen tonungen? ich meine bzgl. der Farbigkeit.
Grüße
Martin
Hallo Max,
ich kann dir nur etwas zu Selen (und Viradon/Agfa) Tonung sagen, da ich diese hin und wieder anwende. Letztere jedoch heute nicht mehr. Ich würde sagen, wenn ich alte Barytabzüge aus den 70er Jahren vergleiche, die häufig gehäuft wurden (u.a. in Ausstellungen unter schlechten Bedingungen), dass die Lebenserwartung, ohne dass ich dir jetzt konkrete Zahlen in Jahren nennen kann, bei Selen getonten Aufnahmen wahrscheinlich um 10 bis 20 % höher liegen wird, als bei ungetonten Abzügen. Ähnliche gute Werte, vielleicht aber nur maximal 10 Prozent, dürfte sicherlich für die Viradon/Agfa - Brauntonung gelten, da ich auch hier bei alten Abzügen einen sehr guten Erhaltungszustand festgestellt habe.
Agfas Sistan (Silberstabilisator) soll ebenfalls, wie Selen, sehr gute Archivfestigkeit hervorbringen. Ich selbst habe hiermit jedoch keine praktische Erfahrung gemacht.
Also, wenn du einen Abzug für die "Ewigkeit" herstellen möchtest, dann würde ich dir Baryt plus Selen - Tonung empfehlen!
P.S. … aber wer weiß, ob die Ewigkeit so erstrebenswert ist!?
Bis dann
Lothar
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