Moin, Kollegen!
Ich brauche mal wieder Rat von Euch. Um zwei Fragen geht's:
- Bringt die Lufttrocknung von Baryt eine schönere Oberfläche als die Maschinentrocknung?
- Wie verfahre ich bei der Lufttrocknung am besten?
Meine Barytpresse steht mir im Weg, und eigentlich ist die ersatzweise Anschaffung einer Tischpresse geplant, wenn ich das Monstrum los bin. Aber in letzter Zeit bekomme ich immer mal wieder von Kunden gesagt, dass die Lufttrocknung von Barytpapier eine feine Sache wäre.
Heute hat mich einer dann vollends strubbelig gemacht, weil er sagt, dass die Oberfläche schöner wird, wenn man die Lappen nicht durch die Presse leiert. <img src='http://forum.fotoimpex.de/public/style_emoticons/<#EMO_DIR#>/dry.gif' class='bbc_emoticon' alt=':D' />
Zu den Voraussetzungen: Ich verarbeite Maco expo RF, das eventuell bald durch Classic von den Impexen ersetzt wird. Die Presse, auf der ich bisher trockne, ist ein altes 3 kW-Trommelgerät. Wir betreiben sie mit 60° und dem langsamsten möglichen Vorschub. Auch der Anpressdruck ist so gering wie möglich. Die resultierende Oberfläche ist ein schönes seidenmatt - ohne Tuchstruktur, obwohl wir die Abzüge mit der Schicht aufs Tuch legen.
Was könnt Ihr mir sagen über die Oberfläche eines luftgetrockneten Baryts? Glanz mag ich generell gerne, aber der echte Hochglanz soll ja mit den aktuellen, nicht mehr so giftigen Glanztinkturen nicht mehr möglich sein.
Natürlich werde ich die Lufttrocknung ausprobieren. Aber die Frage ist, wie ich das am besten anstelle...
Welches Nassklebeband verwendet Ihr? Wie breit muss die Überlappung beim Kleben sein?
(Ich würde gerne mein Papier in der Höhe so weit wie möglich ausnutzen.)
Was ist die beste Unterlage? Eine Glasplatte oder besser eine (leicht saugende) Holzplatte?
Wie verhindert Ihr, dass sich während der Trocknung Staub auf der Oberfläche einnistet?
Wie feucht sollten die Abzüge sein, wenn sie aufgeklebt werden?
Gibt's keine Trockenflecken (ich habe hier extrem hartes Wasser, das bei der Filmtrocknung trotz Netzmittel Probleme machen kann)? Behandelt Ihr die Abzüge mit Netzmittel, bevor sie auf die Platte kommen?
Danke im Voraus,
Axel
Hallo Axel,
> Bringt die Lufttrocknung von Baryt eine schönere Oberfläche als die Maschinentrocknung?
das muss jeder selbst wissen. Der Geschmack lässt sich trefflich streiten :-)
Es ist so eine Mischung zwischen seidenmatt und Glanz, eher zum Glänzen hin. Die Oberfläche bleibt leicht strukturiert. Mir gefällt's gut.
Als Nählebeband verwende ich dasjenige einer Firma aus Hatten die recht eng mit www.sw-magazin.de verbandelt ist.
Meine Vorgehensweise ist wie folgt:
- Holzrahmen sägen, rundrum etwas größer als das Photopapier (billiges Leimholz, Hartfaser taugt nicht so gut)
- Print mit "schöner" Seite zur Innenseite einkleben
- Klebebandbreite papierabhängig: Bei 18x24 klebe ich ca. 8mm breit auf den Print, bei 30x40 1,5cm
- Auf die andere Seite des Rahmens kommt ein weiterer Print, so bleibt alles staubfrei
- Die Prints nehme ich aus der Wässerung, streife ab und klebe direkt.
- Trockenflecken hatte ich noch nie, da die Trocknungsrichtung von "innen" nach "außen" geht (Wasser im Hütebereich 3-4)
- Kein Netzmittel
- Den/die Rahmen lasse ich dann einfach über Nacht bei mir im Zimmer stehen. Am nächsten Morgen hängt der Print straff wie ein Trommelfell und topfeben im Rahmen, wird rausgeschnitten und fertig.
Was auch ganz hübsch kommt, ist die Abzüge hinterher mit Wachs zu polieren. Die Oberfläche gefällt mir fast noch besser und das ganze wird ziemlich unempfindlich gegen Fingerabdrücke.
Etwas basteln musst du, ehe du raushast, wie feucht das Klebeband sein muss damit es auf dem trockenen Holz hält, vom nassen Print jedoch noch nicht abgleitet. Ich lege das Klebeband auf eine Arbeitsfläche und fahre mit einem mäßig feuchten Schwamm drüber.
HTH,
Beste Grüße,
Franz
Hallo Franz,
erklär das doch mit dem Wachs noch mal. Das hört sich spannend an.
Gruss Sven.
Hallo Sven,
auf das Wachsen bin ich gekommen, als ich mal den guten alten Croy gelesen habe (Dr. Otto Croy, Vergrößern mit allen Finessen).
Ich geb' Dir einfach mal eines meiner Postings von anderswo wieder, das spart mir das erneute Tippen:
Los geht's:
Hallo Karl Heinz,
danke, dass Du über die Haltbarkeit berichtest! Ich habe da bisher immer so ein leicht schlechtes Gewissen gehabt, wenn ich Baryts gewachst habe (mit Erdal Schuhcreme mit Bienenwachs, EAN: 4 001499 010651).
Den Tipp habe ich -wie du- aus dem alten Croy "Vergrößern mit allen Finessen". Ich schreibe hier mal das entspr. Kapitel (mit Kommentar von mir in eckigen Klammern) ab:
-->
Das Lackieren und Wachsen der Bilder
Nasse Vergrößerungen, die in Tonumfang und Schwärzung befriedigen, sehen nach dem Trocknen oft kraftlos aus. Sie sind, wie man sagt, "eingesunken". Nur Hochglanzpapiere sind hiervon frei, tiefmatte hingegen sinken am stärksten ein.
Gibt man der Oberfläche nachträglich einen Glanz, so stellt sich die Brillanz des neuen Bildes bis zu einem gewissen Grade wieder ein. Das gelingt durch Wachsen oder durch Lackieren der Bilder.
Zum Wachsen wird das Bild mit sogenanntem "Cerat" eingerieben, einer Wachspaste, die zur Erzielung besonderen Glanzes ein "Glanzharz" enthält.
Cerat:
Weißes Wachs: 100g
Terpentin (rein): 100g
Dammarharz (oder Kunstharz, z.B. Maleinharz): 4g
[Zum Dammarharz: [url="http://www.umweltlexikon-online.de/fp/archiv/RUBwerkstoffmaterialsubstanz/Dammarharz.php"]http://www.umweltlexikon-online.de/fp/arch.../Dammarharz.php[/url]]
(Wachs und Terpentin werden zuerst im Wasserbad geschmolzen, bis sich eine homogene Flüssigkeit ergeben hat, in der das Dammarharz dann aufgelöst wird.)
Nach dem Erkalten verbleibt eine Paste, von der man etwas auf einen Flanellappen nimmt und die Bilder damit solange überreibt, bis sie einen schwachen Glanz angenommen haben. Unregelmäßigkeiten der Oberfläche, die von Retuschierfarbe oder vom Schaben herrühren, verschwinden dabei meist, und das Bild wird brillanter und plastischer.
Bilder, die mit Cerat behandelt werden sollen, dürfen nicht mit Positivretuschierstiften überarbeitet worden sein, denn beim Polieren würde die Retusche weggewischt werden. Erst nach dem Polieren kann mit dem Stift retuschiert werden, der dann allerdings nicht mehr so gut haftet.
Positivlacke [da meintest Du wahrscheinlich das aggressive Lösemittel]
Ein noch stärkerer Glanz und damit eine intensivere Vertiefung der Schatten wird durch Lackieren der Bilder erhalten. Dafür gibt es verschiedene Positivlacke im Handel, die je nach ihrer Zusammensetzung mehr oder weniger glanzende Oberflächen entstehen lassen. Sie können über das planliegende Bild ausgegossen, mit dem Pinsel aufgetragen oder auch -am gleichmäßigsten- mit einem Zerstäuber aufgesprüht werden.
Manche käflichen Positivlacke enthalten leider Leinöl oder ein anderes fettendes Öl. Wurde vorher auf der Schicht geschabt, so dringt das Fett an dieser Stelle in den Papierfilz ein und verursacht einen nicht mehr entfernbaren dunkel verlaufenden Fleck. Gut ist folgendes Rezept:
Glanzlack zum Aufgießen und Aufstreichen:
Dammarharz: 10g
Benzin (rein): 75ccm
Schwefelether: 75ccm
[Schwefelether heißt heute "Dimethylsulfid", ist hochgradig hautpermeabel, krebserregend wie die Sau und feuergefährlich hoch drei!!!]
Der Lack wird über dem Bild ausgegossen, den Überschuss lässt man über eine Ecke abtropfen. Nach ungefähr 24 Stunden sind die Bilder trocken. [Und der Laborant hat u.U. einen schweren Leberschaden!] Mit der gleichen Menge Benzin verdünnt, lässt sich der Lack auch mit dem Pinsel aufstreichen, wobei man allerdings leicht einen unregelmäßigen Auftrag erhält. Zum Versprühen eignet er sich wegen seiner großen Feuergefährlichkeit weniger. [Nett formuliert. Als Aerosol dürfte das Zeug *selbstentzündlich* sein!]
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So weit der Altmeister:-) (Prof. Dr. Otto Croy, Vergrößern mit allen Finessen, Heering-Verlag in Seebruck am Chiemsee, 76. - 85. Tausend, 1966, S. 205f)
Tippfehler stammen von mir und wurden beim Abschreiben zufällig eingestreut.
Daraufhin habe ich es mal mit lösemittelfreier Schuhcreme ausprobiert. Mir gefällt es und die Fusseln vom Trockentuch oder den Staub aus der "Kellertrocknung" im Holzrahmen bekommt man dabei auch gut runter. Außerdem sind Fingerprints kein Malheur mehr, weil man sie wieder runterpolieren kann.
Fertig.
Beste Grüße,
Franz
Besten Dank Franz,
habe am Wochenende noch an dich gedacht, als ich zufällig in einem Buch über die Herstellung von Farben mittels Caseinbinder auf das Cerat Rezept gestoßen bin. Da dachte ich mir doch gleich so könnte das mit dem Wachsen der Prints auch gehen. In dem Buch wird das Wachs halt vor allem dazu benutzt um Farbflächen unempfindlicher zu machen.
Gruss Sven.
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