Neueinstieg in Negativentwicklung - welcher Entwickler?

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Servus Christian!

 

Du hast inzwischen wohl gemerkt, dass du mit deiner Frage allerhand aufgerührt hast, nicht zuletzt auch allerhand Halbwissen. Also:

 

Abgesehen von einigen wirklich teuren Ausnahmen (Pyro z.B.) sind Filmentwickler preiswert bzw. der Preis kein Argument für oder gegen einen bestimmten! Kriterium kann hier höchstens sein, dass man keine ausreichend kleine Packung kaufen kann und nicht den Großteil des ungenützt verdorbenen Safts entsorgen müssen will. So gesehen ist z. B. der Kodak D-76 problematisch (nur 3,6 Liter-Packung, allerdings recht billig), der Ilford ID-11 (baugleich! für 1 Liter erhältlich, aber verhältnismäßig teurer) sinnvoller.

 

Pulverentwickler soll man immer komplett ansetzen, weil die Mischung der einzelnen Bestandteile, die nach der Produktion noch homogen war, sich in der Packung wieder "enthomogenisiert" (größere/kleinere bzw. leichtere/schwerere Kristalle verhalten sich unterschiedlich und entmischen sich durch jede Erschütterung). Teilansätze beinhalten deswegen höchstwahrscheinlich nicht mehr dieselbe Komponentenrelation wie die Gesamtpackung, auch wenn das einige Anwender beharrlich nicht wahrhaben wollen.

 

Angesetzter Pulverentwickler ist nicht verderblicher als gekauftes Flüssigkonzentrat (zumindest, wenn du nicht dein chemisch wahrscheinlich nicht ideales Leitungswasser, sondern demineralisiertes Wasser aus dem Baumarkt nimmst), im Gegenteil: erst mit dem Ansatz beginnt der Verfallsprozess, nicht schon beim Händler in der Flasche. Übrigens: kauf dir in der Apotheke (keine Angst, ist überraschend billig) eine Aponorm-Glasflasche dafür (gibts bis zur 1-Liter-Größe), nur die ist sauerstoffdicht, und mit ein bisschen (!) Protektan (das ist übrgens nichts anderes als Feuerzeuggas) steigerst du die Haltbarkeit des Inhalts überdeutlich. Etwa 1 Jahr sollte jeder so angesetzte Entwickler halten!

 

Rodinal ist der älteste heute noch verkaufte Entwickler, "ewig" haltbar, aber doch etwas speziell, damit würde ich nicht anfangen. HC-110 kommt als zähflüssiger Sirup in den Handel, der auch fast "ewig" hält, aber unangenehm zu dosieren ist. Beide arbeiten eher grobkörnig (auch wenn jetzt gleich wieder einer kommen wird, der sie mit irgendeiner speziellen Methode feinkörnig hinkriegt). Ich rate dir für den Anfang zu etwas Problemlosem: ID-11 von Ilford, X-Tol von Kodak (nur als 3,6 Liter-Packung erhältlich), Ultrafin von Tetenal, A-49 von Adox (übrigens schon längst nicht mehr das originale Atomal-Rezept!), SLD von Spur usw. Und verwende keinen Entwickler mehrmals, sondern verdünne ihn lieber 1+1 bis 1+3 mit Wasser und verwende ihn nur einmal (gilt für die sog. Stammlösung des angesetzten Pulverentwicklers, Konzentrate musst du sowieso verdünnen und nach der Entwicklung entsorgen).

 

Ein Stopbad ist nicht wirklich nötig bei diesen Standardentwicklern, auch wenn eine milde Zitronensäure nicht schaden kann. Nimm einfach Wasser! Und fixiere mit konzentriertem Schnellfixierbad 1+4 verdünnt. Das kannst du mehrmals nehmen, das oxidiert auch nicht, aber entsorge es, sobald die Klärzeit anfängt, deutlich länger zu werden (du kannst schon nach etwa 1 Minute den Film zur Begutachtung des Fixierfortschritts bei Licht betrachten: dann sollte er schon aufgehört haben, milchig undurchsichtig zu sein). Fixierfehler sind heimtückisch, weil sie sich womöglich erst viel später herausstellen.

 

Viel Erfolg, Karl

(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 09-10-2016, 10:38 AM von karlokell.)

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Neueinstieg in Negativentwicklung - welcher Entwickler? - von karlokell - 09-10-2016, 10:34 AM



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