Farbfilterung bei Farbvergr?erungen

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Hallo Michael

 

da muss ich Renate widersprechen. Die Filterfarbe ist immer die Farbe des Farbstiches. Ist also das Bild zu Gelb wird die Gelbfilterung erhöht.

 

Ich versuche dir mal im Überblick das Vorgehen zu farbstichfreien Kopie in wenigen Schritten zu erläutern. Also es stimmt, nur Gelb und Magentafilter werden benutzt wenn du vom Farbnegativ arbeitest. Für den Anfang  ein Negativ auswählen das sowohl Grautöne als auch helles Weiß beinhaltet, als Beispiel Asphaltstraße oder ein weißes Hemd etwa. Sehr geeignet wäre eine Markt oder Fußgängerzonenaufnahme.

 

Ob du jetzt mit der Nullkopie, also ohne Filter oder doch gleich mit 30 30 -- anfängst überlasse ich dir. Immer auf die Proben die Filterung mit weichem Bleistift auf die Rückseite schreiben und zwar in der Reihenfolge Yellow, Magenta und Cyan. Dann also ans Werk und Probestreifen mit verschiedenen Belichtungszeiten fertigen oder eine Stufenbelichtung. Erst wenn du die richte Belichtungszeit gefunden hast geht es ans Filtern.

 

Also nochmal der Merksatz: Filterfarbe ist gleich Stichfarbe!

 

Normal wird ein Gelb/ Magentastich vorliegen, was zusammen einen Rotstich ergibt. Die Filterfarbe ist also Rot, was aus Gelb und Magenta zusammengesetzt ist. Jetzt werden Probestreifen mit steigender Filterung belichtet. Angenommen die Kopie mit 30 30 -- ist noch schön rot, dann in 10er Stufen die Filter erhöhen. Daher Proben mit 40 40 --, 50 50 --, 60 60 -- und 70 70 --.

 

Sollte es noch nicht reichen um einen Rotstich zu beseitigen dann nochmals mit höheren Filterwerten Probestreifen fertigen.

 

Achtung, jetzt wird es etwas knifflig. Wenn die eingestellte Filterung höher ist als der vorhandene Farbstich im Negativ, dann kippt der Farbstich in die Gegenfarbe .Ich schreibe dir mal schnell die Filterfarben und Gegenfarben ( Komplementärfarben) auf.

 

Gelb--- Blau

Magenta --- Grün

Cyan --- Rot

 

Abermals gilt aber auch hier die Filterregel. Ein Beispiel:  Ein Abzug mit der Filterung 60 60 -- hat jetzt einen Blaustich. Blaue Filterfarbe erreichst du mit Magenta und Cyan. Jetzt kommt aber noch eine Regel dazu, niemals wird mit drei Farben gefiltert.

 

Im Detail sieht es dann so aus: der Abzug hat sagen wir mal einen Blaustich der Stärke 10, das erfordert, aufgeschrieben in der gewohnten Reihenfolge Yellow, Magenta Cyan die Filterung -- 10 10.

 

Jetzt wird dies zu der vorhandenen Filterung addiert: 60 60 --

                                                                                   +-- 10 10

                                                                                   -------------------

                                                                                     60 70 10 

also 60 yellow, 70 Magenta 10 cyan

 

Der kleinste Wert wird nun von allen Farben abgezogen : 60 70 10

                                                                                  minus 10 10 10

                                                                                            --------------

                                                neue Filterung                      50 60 --

 

Das ist jetzt viel Theorie, muss aber leider sein. Ist die Magentafilterung zu hoch springt der Farbstich nach Grün, meist sehr gut an Hauttönen zu sehen. Das Vorgehen ist genauso.

 

Eine gute Hilfe wäre auf Farbpapier einen Kontaktabzug des ganzen Filmes zu fertigen. Diesen soweit ausfiltern das einige Negative schon gut gefiltert sind, dann kannst du an den anderen schon erkennen wo die Richtung des Farbstiches hingeht.

 

Eine Sache habe ich bis jetzt noch nicht erwähnt, nämlich das die Filter Licht schlucken. Für jeden Filter den du erhöhst muss die Belichtungszeit verlängert werden. Dafür gibt es elendige Tabellen welchen du entnehmen kannst mit welchem Faktor die Zeit für welche Filterstärke multipliziert wird. Hier wird ein Laborbelichtungsmesser ratsam, etwas einfaches wie ein Jobo Comparator ist erst mal genug.

 

Damit geht es am besten so, das du die Proben für die Belichtungszeit mit etwa Blende 11 an der Vergrößerungsoptik fertigst. Dann, und jetzt kommt ein Profitip, das Negativ entfernen oder nur die Negativbühne ein Stück vorziehen und dann den Belichtungsmesser eichen, also auf das Grundbrett legen in den Lichtkegel des Vergrößerers und soweit an der Eichung drehen bis er abgeglichen ist, beim Comparator leuchten dann beide Dioden gleich hell auf.

 

Wenn du jetzt die Filterung erhöhst, wieder den Comparator ohne Negativ in den Lichtkegel legen und mit der Blende abgleichen, da Licht durch die Filter geschluckt wird wirst du die Blende öffnen müssen, Spielraum ist aber da, da Blende 11 der Startwert war. Die Belichtungszeit bleibt gleich! Damit haben wir den Herrn Schwarzschildt und seinen Effekt ausgeglichen. Farbpapier reagiert nämlich auf eine Veränderung der Belichtungszeit mit einem anderen Farbstich, da die drei Schichten unterschiedliche Empfindlichkeiten haben. Eine Fehlerquelle weniger.

 

So, nun viel Glück bei deinen Versuchen.

 

Wen noch weiter Fragen sind melde dich nochmal.

 

Gruß

 

Jürgen

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Farbfilterung bei Farbvergr?erungen - von michi-gap - 13-11-2013, 07:15 AM
Farbfilterung bei Farbvergr?erungen - von T.R. - 13-11-2013, 08:19 AM
Farbfilterung bei Farbvergr?erungen - von Renate - 13-11-2013, 09:21 AM
Farbfilterung bei Farbvergr?erungen - von hambo - 14-11-2013, 05:26 PM
Farbfilterung bei Farbvergr?erungen - von f?chschen - 15-11-2013, 07:41 PM
Farbfilterung bei Farbvergr?erungen - von michi-gap - 19-11-2013, 07:10 AM



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