Ferrania ist wieder da!

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Hallo,

 

ein paar ergänzende Informationen zu demThema noch von meiner Seite. Ich bin vor einigen Wochen bei Ferrania gewesen, habe mit den dortigen Verantwortlichen gesprochen und mir die Anlagen ansehen können (mein Besuch dort stand in einem etwas anderen Kontext als Mirkos Besuch).

In der nächsten Ausgabe der PhotoKlassik (erscheint jetzt im Dezember) wird ein kurzer Bericht von mir über das Film Ferrania Projekt erscheinen. Übrigens ist in der aktuellen Ausgabe ein schöner Bericht über Adox, sehr lesenswert.

Ich möchte dem Bericht nicht zu sehr vorweggreifen, nur vielleicht so viel als ergänzende Informationen:

 

1. Bilder des Ferrania Werkes: Die Bilder, die Mirko gepostet hat, zeigen überwiegend Aufnahmen von Unternehmensbereichen der "alten" Ferrania. Die Produktionsstätte von Film Ferrania ist nicht auf den Aufnahmen. Bei der Produktionsstätte von Film Ferrania handelt es sich um das frühere Forschungs- und Entwicklungszentrum, das in einem separaten Gebäudekomplex untergebracht ist (die Aufnahme von der Triazetat-Produktionsanlage [im Vordergrund] wurde vom Dach dieses mehrstöckigen Forschungsgebäudes aufgenommen; dort stand ich auch und habe fotografiert...;-) ).

Die Kantine wird allerdings auch von den Film Ferrania Mitarbeitern genutzt. Genauso wie von den Mitarbeitern des Chemiewerks dort auf dem Firmengelände (die stellen teilweise auch wieder Rohstoffe für die neuen Filme her). Ferner befindet sich auf dem Gelände auch die Ferrania Solorpanel Fabrik.

 

2. Die Produktionsanlagen: Die Anlage, mit der Film Ferrania demnächst wieder an den Start gehen will, unterscheidet sich schon etwas von den Anlagen anderer Filmhersteller. Denn früher wurden dort nicht nur reine Produkttests für die F&E durchgeführt, sondern auch kleinere Produktionen, die als Markttest an ausgewählte Abnehmer gingen.

Die Maschinen dort (Emulsionierung und Beschichtungsmaschine) sind schon etwas größer als die Technikumsanlagen bei einigen anderen Herstellern.

Konkretes Beispiel: Letzte Woche war ich bei Ilford und habe die 'Ilford Factory Tour' mitgemacht. Dort hat man uns an der dortigen Technikumsanlage eine Probebeschichtung vorgeführt (übrigens ein absolut faszinierendes Erlebnis, so etwas einmal nur wenige Zentimeter vor den eigenen Augen zu erleben).

Bei Ilford wird die dortige kleine Beschichtungsmaschine wirklich nur für Tests eingesetzt: Die beschichteten Proben sind ca. 20cm breit und max. 2 Meter lang. Für die benötigten Testzwecke reicht das auch völlig. Aber für eine Serienproduktion kann diese Maschine nicht eingesetzt werden.

Die kleine Maschine bei Ferrania dagegen hat Breite von (brutto) ca. 35cm, und kann bis zu 600m lange Masterrollen beschichten. Damit ist eine Serienproduktion zumindest technisch möglich. Wie gesagt, früher wurde das bei Ferrania auch so gemacht, das ist also dort für die zumindest nichts grundlegend neues. Und die Ingenieure und Chemiker, die jetzt bei Film Ferrania arbeiten, sind die langjährigen und erfahrenen Mitarbeiter, die dort früher schon für die Produktion verantwortlich waren.

 

3. Ob das neue Projekt wirtschaftlich tragfähig ist? Nun, werden wir sehen. Letztendlich liegt das aber maßgeblich auch in unseren eigenen Händen, in den Händen von uns Fotografen. Wenn wir das Projekt unterstützen und die Filme auch regelmäßig verwenden, dann hat es sicher auch eine Chance.

Wenn dann aber wieder das selbstgerechte und kleinmütige Gemecker kommen sollte, und das "Geiz ist geil" Verhalten durchschlägt, weil die Filme dann nicht auf Drogeriemarktfilm-Niveau verramscht werden, dann wird dieses sehr mutige Projekt leider keine Chance haben.

 

Wir haben (glücklicherweise!!) einige kleine und mittelständische Anbieter in unserem Nischenmarkt, die sich wirklich den "Allerwertesten aufreißen", um unter schwierigsten Marktbedingungen uns Fotografen mit den gewünschten Produkten zu beliefern.

Die meisten Anwender machen sich überhaupt keine Vorstellung von den großen Schwierigkeiten, die täglich in diesem Marktumfeld zu bewältigen sind.

Diesen Firmen und ihren Mitarbeitern zolle ich allerhöchsten Respekt.

Zu diesen kleinen, flexiblen und überaus engagierten Firmen sind z.B. Ilford, Adox, Impossible, Maco, FilmoTec, Tetenal, InovisProject und auch Film Ferrania zu zählen.

 

Und eins noch: Als Adox und Impossible beispielsweise loslegten, wurde von beiden auch klar kommuniziert, dass das ein Anfang ist, mit entsprechenden Anfangsschwierigkeiten verbunden. Dass nicht gleich vom Start weg Perfektion erwartet werden könne. Es wurde, zu recht, um Geduld und Solidarität gebeten, und dass man in diesem Weiterentwicklungsprozess den Hersteller begleitet.

Ich denke diese unsere Solidarität und Unterstützung beim Neustart und Wiederaufbau eines Produktionsprogramms hat auch Film Ferrania verdient.

 

Beste Grüße,

Henning


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