Der Satz war weniger als Vorwurf an diese "FreiStil"-Firma gedacht (die sind weltweit Nummer 1 - Hut ab, das Konzept scheint zu funktionieren, auch wenn es vielen zuwider ist), sondern eher als Träne, die ich Kentmere nachgeweint habe.
"FreiStil" ist wie es ist und wird sich nicht mehr ändern. Dazu sind die Herren zu alt.
Das ist halt so und man muss sich irgendwie arrangieren.
Hintergrund:
"FreiStil" ist mit Abstand der größte Abnehmer von S/W Fotoprodukten weltweit.
Diese Marktmacht benutzt "FreiStil" dazu, alle andere Konkurrenz auf dem US-amerikanischen Markt zu eliminieren.
Das ist erklärte Firmenstrategie.
Entweder zwingen Sie die Hersteller sofort dazu, exklusiv nur an "FreiStil" zu verkaufen (so wie in diesem Fall Kentmere), oder sie bringen den Produzenten dazu, an Sie zu "Sonderpreisen" zu verkaufen.
Im Gegenzug werden wirklich große Mengen geordert. Mengen, mit denen Sie jedem Kostenmanager eines Industriebetriebes mit 60% Fixkosten einen Höhenflug verschaffen.
Der rechnet dann: Fixkosten sind gedeckt durch unsere anderen Kunden; marginale Kosten = 50%; "FreiStil" Preis 30% unter Liste; also dennoch 20% verdient; "machen wir!"
Diese Preise nutzen Sie dann dazu, solange unter EK der anderen Kunden dieser Fabrik an den Endverbraucher zu verkaufen (nennen wir es mal relatives Dumping), bis diese gezwungen sind, sich vollständig aus dem Geschäft zurückzuziehen.
Dann sind sie der einzige Marktkanal, der bleibt, und der Hersteller wird halt im zweiten Schritt zu einem Exklusivvertrag "gezwungen" und muss die Dumpingpreise obendrein weiter garantieren.
Sonst würde er den US-Markt vollständig verlieren und müsste sofort bankrott anmelden.
Dann gehen aber die Umsätze der anderen Kunden zurück - der Deckungsbeitrag für die Fixkosten muss plötzlich in den "FreiStil"-Umsatz hereingerechnet werden und effektiv führt der Hersteller Verluste ein.
"FreiStil" zuckt die Schultern und sagt: "take it or leave it".
Das ganze ging 9 Jahre so und jetzt sind beide Hauptlieferanten von "FreiStil" (Forte und Ilford) pleite.
Ich möchte nicht behaupten, sie sind nicht zum großen Teil selber schuld. Nur leider haben diese Firmen andererseits auch keine andere Wahl gehabt.
Die haben wirklich an die zu 30% günstiger geliefert als an alle anderen Abnehmer.
Das war dann das richtige Dumping.
In den USA hat das zu einer relativen Monotonie im Einzelhandel geführt.
Es gibt fast keine Händler neben Adorama und B&H, die überhaupt noch S/W Produkte verkaufen. Wegen "FreiStil".
Da, wo Überschneidungen sind, fehlen diese Produkte ganz.
Nochmal zur Klarstellung: Pakt mit dem Teufel verstehe ich als Bild für: "Heute lebe ich nochmal gut und dafür schmort meine Seele später in der Hölle".
Ich will nicht andeuten, dass die Methoden von "FreiStil" illegal oder gar (besonders bei amerikanischen Firmen) unüblich seien.
Und das Endergebnis ist auch deutlich. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Es kommen immer mehrere Dinge zusammen.
Ich verstehe völlig, wenn das ganze aus Kundensicht anders ausschaut.
Der Kunde ist natürlich hoch erfreut über diese Preise und freut sich, dass es "FreiStil" gibt.
Meine Sicht ist, verständlicherweise, die des Produzenten und Händlers.
Mirko
Nachsatz:
Was der Hinweis auf Classic betrifft: wir haben nie unter Preis verkauft - den Abstand zum Original nie zu groß werden lassen und Forte immer einen fairen Preis für Ihre Waren geboten. Unser gesamtes Firmenkonzept ist langfristig und auf zukünftiges Wachstum ausgelegt. Nicht auf fast cash.
Natürlich würden wir (auch) gerne weltweit der größte Abnehmer für S/W Produkte werden (ist total unrealistisch - weiß ich selber ;-).
Anders als "FreiStil", die nur kaufen und verkaufen, um schnelles Geld zu machen, würden wir aber zum Beispiel damit Versorgungssicherheit garantieren, neue Produkte entwickeln, Herstellerbetriebe stützen und sichern etc.
Aber niemals darf eine eigene Expansion auf Kosten eines der Glieder in der Kette gehen. Jeder muss etwas verdienen dürfen. Sonst kann es nicht lange gut gehen.
Fotoimpex reinvestiert ca. 95% seiner Gewinne in neue Produkte und den Ausbau der Firma.
(This post was last modified: 03-12-2004, 02:59 PM by Mirko Boeddecker.)
"FreiStil" ist wie es ist und wird sich nicht mehr ändern. Dazu sind die Herren zu alt.
Das ist halt so und man muss sich irgendwie arrangieren.
Hintergrund:
"FreiStil" ist mit Abstand der größte Abnehmer von S/W Fotoprodukten weltweit.
Diese Marktmacht benutzt "FreiStil" dazu, alle andere Konkurrenz auf dem US-amerikanischen Markt zu eliminieren.
Das ist erklärte Firmenstrategie.
Entweder zwingen Sie die Hersteller sofort dazu, exklusiv nur an "FreiStil" zu verkaufen (so wie in diesem Fall Kentmere), oder sie bringen den Produzenten dazu, an Sie zu "Sonderpreisen" zu verkaufen.
Im Gegenzug werden wirklich große Mengen geordert. Mengen, mit denen Sie jedem Kostenmanager eines Industriebetriebes mit 60% Fixkosten einen Höhenflug verschaffen.
Der rechnet dann: Fixkosten sind gedeckt durch unsere anderen Kunden; marginale Kosten = 50%; "FreiStil" Preis 30% unter Liste; also dennoch 20% verdient; "machen wir!"
Diese Preise nutzen Sie dann dazu, solange unter EK der anderen Kunden dieser Fabrik an den Endverbraucher zu verkaufen (nennen wir es mal relatives Dumping), bis diese gezwungen sind, sich vollständig aus dem Geschäft zurückzuziehen.
Dann sind sie der einzige Marktkanal, der bleibt, und der Hersteller wird halt im zweiten Schritt zu einem Exklusivvertrag "gezwungen" und muss die Dumpingpreise obendrein weiter garantieren.
Sonst würde er den US-Markt vollständig verlieren und müsste sofort bankrott anmelden.
Dann gehen aber die Umsätze der anderen Kunden zurück - der Deckungsbeitrag für die Fixkosten muss plötzlich in den "FreiStil"-Umsatz hereingerechnet werden und effektiv führt der Hersteller Verluste ein.
"FreiStil" zuckt die Schultern und sagt: "take it or leave it".
Das ganze ging 9 Jahre so und jetzt sind beide Hauptlieferanten von "FreiStil" (Forte und Ilford) pleite.
Ich möchte nicht behaupten, sie sind nicht zum großen Teil selber schuld. Nur leider haben diese Firmen andererseits auch keine andere Wahl gehabt.
Die haben wirklich an die zu 30% günstiger geliefert als an alle anderen Abnehmer.
Das war dann das richtige Dumping.
In den USA hat das zu einer relativen Monotonie im Einzelhandel geführt.
Es gibt fast keine Händler neben Adorama und B&H, die überhaupt noch S/W Produkte verkaufen. Wegen "FreiStil".
Da, wo Überschneidungen sind, fehlen diese Produkte ganz.
Nochmal zur Klarstellung: Pakt mit dem Teufel verstehe ich als Bild für: "Heute lebe ich nochmal gut und dafür schmort meine Seele später in der Hölle".
Ich will nicht andeuten, dass die Methoden von "FreiStil" illegal oder gar (besonders bei amerikanischen Firmen) unüblich seien.
Und das Endergebnis ist auch deutlich. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Es kommen immer mehrere Dinge zusammen.
Ich verstehe völlig, wenn das ganze aus Kundensicht anders ausschaut.
Der Kunde ist natürlich hoch erfreut über diese Preise und freut sich, dass es "FreiStil" gibt.
Meine Sicht ist, verständlicherweise, die des Produzenten und Händlers.
Mirko
Nachsatz:
Was der Hinweis auf Classic betrifft: wir haben nie unter Preis verkauft - den Abstand zum Original nie zu groß werden lassen und Forte immer einen fairen Preis für Ihre Waren geboten. Unser gesamtes Firmenkonzept ist langfristig und auf zukünftiges Wachstum ausgelegt. Nicht auf fast cash.
Natürlich würden wir (auch) gerne weltweit der größte Abnehmer für S/W Produkte werden (ist total unrealistisch - weiß ich selber ;-).
Anders als "FreiStil", die nur kaufen und verkaufen, um schnelles Geld zu machen, würden wir aber zum Beispiel damit Versorgungssicherheit garantieren, neue Produkte entwickeln, Herstellerbetriebe stützen und sichern etc.
Aber niemals darf eine eigene Expansion auf Kosten eines der Glieder in der Kette gehen. Jeder muss etwas verdienen dürfen. Sonst kann es nicht lange gut gehen.
Fotoimpex reinvestiert ca. 95% seiner Gewinne in neue Produkte und den Ausbau der Firma.