Agfa - Das Stimmt Dann Doch Nachdenklich...

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Das sogenannte Agfadrama sollte man im Zusammenhang des Gesammtkomplexes Bayer Konzern und dessen Entwicklung sehen. Ich lebe und bin in der Region großgeworden. Viele meiner Freunde und Bekannten sind von dieser Entwicklung betroffen, vorstellen und für möglich gehalten haben es die wenigsten.

Einst fühlte man sich unter dem Bayerkreuz sicher und ließ auch nichts auf seinen Arbeitgeber kommen, heute ist aus einer geschickten juristischen Konstruktion nichts von der einstigen Größe übrig geblieben.

Als vor mittlerweile 5 Jahren der mit aller Höte geführte Kampf um den Erhalt des (unseres) Eisenbahn-ausbesserungs- werkes (Leverkusen) Opladen begann, kam von den Beschäftigten der Chemie am Rhein meist nur Kopfschütteln. Man verstand das Problem der wegbrechenden Existenz nicht.

Es gibt viele Unterschiede: Bei uns ging es um nur 1000 Arbeitsplätze, wir waren 95% gewerkschaftlich organisiert, wir haben uns nicht wie eine Salami zerteilen lassen, unser Arbeitgeber hätte es nie gewagt, die Löhne nicht zu zahlen. Unser Betriebsrat ist für uns zweimal in den Hungerstreik getreten, wobei sich beim letzten Hungerstreik die Belegschaft mit beteiligt hat. Wir hatten über 3 lange Jahre immer wieder Aktionen vom Autokorso bis zu mehrtägigen Betriebsversammlungen am Laufen.

Über so etwas wird der Kölner Stadtanzeiger im Zusammenhang mit Agfa oder Bayer nie berichten können.

Wisst Ihr auch warum? 70% der Belegschaft sparen sich die Mitgliedschaft in der Gewerkschaft, der Betriebsrat ist zersplittert, jeder der eine andere Farbe der Scheißhaustür wünscht, sammelt in diesen Werken Stützungsunterschriften und stellt eine Wahlliste auf. Es gibt dort immer noch viele Leute, die glauben, ihnen wird nichts passieren.

Vor 20 Jahren habe ich in meiner Wut über das laue Getue beim Bayer nach ein paar zu viel Bieren immer gesagt: passt mal auf euren Scheißbayer auf, der macht sich ohne euch auf die Reise.

Leider habe ich recht behalten, verdient hat das, was dort zur Zeit abgeht, keiner.

Wir, das AW Opladen, haben im Kampf um unser Werk eine hohe Schlagzahl vorgegeben, ja wir haben verloren, aber mit der Gewissheit, alles möglich getan zu haben. Für uns hat es sich nicht gelohnt, aber wir haben für viele Kollegen aus anderen betroffenen Ausbesserungswerken den Weg für Lösungen bereitet und den Weg für eine bessere Beschäftigungssicherung freigeköpft. Ich bereue keine Minute, die ich mit Aktionen beschäftigt war oder im Hungerzelt saß.

Mir tun die in erster Linie Menschen, deren Existenz am roten Rombus hängt, leid.

Aus eigener leidvoller Erfahrung: Die Politik kann nur in sehr kleinem Umfang effektiv helfen. Bei uns waren die CDU-Leute immer dann da, wenn die Presse da war, um gegen die Landesregierung zu schießen. Jetzt haben sie die Genossen abgeschoben. Die haben eine ganz andere Vorstellung von Arbeit, Arbeitsbedingungen, Absicherung und Lohn.

Noch eine kleine Spitze zur sogenannten CDU: Von Walter Ulbricht stammt der Slogan: Einholen, Aufholen, Überholen.

Einer ehemaligen FDJlerin ist es gelungen, den Feind zu unterwandern und Ulbrichts Vermächtnis in die Tat umzusetzen.

Denk ich an Deutschland in der Nacht.............................................

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