Was meint ihr für Zukunft?

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Hallo,

wie schätzt Ihr Zukunft von Fotofilm und Papier ein.

Agfa ist bankrott, Kodak streicht Papier, Forte ist auch insolvent, Slawitsch hat angeblich auch vor Programm zu kürzen, Swema ist seit Oktober auch insolvent, ist aber wahrscheinlich Sache für Justiz (machen nicht nur Photofilm, gut aber 20 Millionen Schulden seit 2002?), Azomures hat Produktion geschlossen, die Homepage von Fohar ist weg, hört sich nicht so gut an.

Und wenn auch, nichts anderes, dann Rollfilmpapier selber machen, keine vernünftige Filmunterlage und so weiter, ich habe Gefühl dass Photofilm ist bald schlechter als damals in UdSSR, wenn es überhaupt noch gibt.

Dann ist ewig nichts lieferbar, und vor allem, die Maschinen sind uralt, bei vielen, wenn da Kühlung geht kaputt, dann ist Ende.

Ich glaube dass wir bald gar nicht mehr Film, Papier, Chemie haben werden oder den letzten Mist, wer investiert noch in Maschinen, bei der Lage?

Oleksander
Hallo Oleksander,

ich glaube die Frage kann man auch allgemeiner stellen: "Wie schätzt Ihr die Zukunft ein?" Nun, angesichts des größten Artensterbens der Erdgeschichte, hervorgerufen durch hemmungslose Vermehrung der eigenen Spezies - der noch so sorgfältig mülltrennende grüne Oberststudienrat wird daran auch nichts ändern - nicht sonderlich gut. Ich glaube, Du kommst aus der Ukraine. Seitdem es den real existierenden Sozialismus nicht mehr gibt, gibt es andere Realitäten, die man in der Zeitung, wenn überhaupt, nur auf hinteren Seiten findet. Daß z. B. die Lebenserwartung von Männern in der ehemaligen UdSSR seitdem um über zehn Jahre gesunken ist.

Aber wir sind hier ein Photoforum und bevor mein Beitrag noch gelöscht wird, der Versuch einer Antwort auf Deine Frage:

Eine beschränkte Auswahl an Materialien wird es wohl, unter Umständen sehr teuer, noch lange geben.

Was wohl gefragt sein wird ist Pioniergeist wie es ihn in den Anfangstagen der Photographie auch schon gab. Betrachten wir das doch einfach als Chance, vielleicht kommt ja was ganz Neues, Einzigartiges dabei raus.

Gruß CP
CP, Oleksander,



ich vermutelangsam aber sicher, schlechteste Verarbeitung und extrem teuer, genau, das mit den alten Maschinen beunruhigt mich auch, Finanzreserven zum Reparieren sind da wahrscheinlich wirklich ein Problem.

Svema ist auch bankrott, schade geade habe ich daran gefallen gefunden, aber so ist es wohl immer.

Hoffen wir das beste.



Roland
Tarurig,



nicht zu vergessen Oriental, Ilford und Tura, Efke geht es auch nicht gut.
Quote:Ich glaube das wir bald gar nicht mehr Film, Papier, Chemie haben werden oder den letzten Mist

Das kommt darauf an was Du für "den letzen Mist" hältst.

Ich habe je bereits an andere Stelle erwähnt dass Emulsionskonstanzen wie sie die Tmaxe der 80iger und frühen 90iger Jahre hatten Vergangenheit sind. Dasselbe gilt für High Speed RC Papiere und möglicherweise 4- Schicht 3200 ASA Filme.

Auch absolut hunderteinprozentig streifenfreie Planfilme über 8x10 Inch könnten wegfallen wenn Agfa, Ilford und Kodak die Fussballfeldgroßen Extrudertrockner-Maschinen abschalten die so schnell laufen dass nach zwei Wochen der Weltmarktbedarf an begossenem S/W Material produziert ist.

Alles andere kann man auf kleinen Maschinen mit der Technologie der 50iger Jahre wunderbar in kleineren Serien produzieren.

Wer mit der jetzigen Qualität unserer ADOX Produkte oder mit Foma Materialien zufrieden ist und bereit ist kleinere Toleranzen in den Chargen "wegzutesten", auf Flachkristallfilme verzichten kann, mit 400 ASA plus Push-Möglichkeit hinkommt und das Papier nicht unbedingt mit einem Computer berechnen und analysieren muss sondern noch nach Sicht arbeiten kann, der wird auch in Zukunft wunderbare Bilder machen können.

Chemie ist übrigens überhaupt kein Problem in Kleinserien mit absoluter Top Qualität zu machen.

Siehe ADOX, Moersch, Spur etc.

Grüße,

Mirko

PS Nicht dass wieder jemand sagt ich schimpfe über Flachkristallfilme: Alles oben gesagte bezieht sich auf produktionstechnologische Hintergründe. Kurze Formel: In der Massenproduktion liegt die absolute Qualität und der höchste technische Fortschritt. Tmax Kristalle sind extrem komplex zu züchten, müssen in großen Mengen angesetzt werden um gut zu werden und auf schnell-laufenden Präzisionsmaschinen beschichtet werden. Sinkt die Nachfrage weiter wird es irgendwann einmal nicht mehr möglich sein diese Massenware zu produzieren oder man schmeißt 90% der Produktion weg .......

Es bleiben diejenigen Produkte übrig die produktionstechnologisch nicht so anspruchsvoll sind. Wie man sich leicht denken kann sind das die Produkte die es auch schon 1950 und 1960 gab.
(This post was last modified: 05-07-2005, 12:14 PM by Mirko Boeddecker.)
Mirko,



kann FOMA oder EFKE eigentlich auch technisch noch Farbfilme und Papiere machen, d.h. sind die vorhandenen Maschinen tauglich, ich will da in Zukunft nicht drauf verzichten, wenn es keine "gigantischen" Filmfabriken mehr gibt.

Es muss ja nicht Spitze sein, ORWO-Niveau sollte reichen.
Nein, aber dieser Markt wird groß genug bleiben um wenigstens einen der Größten am Leben zu halten.

Mirko
Mirko!

Letzter Mist, gut das ist wenn du hast Film mit Schlieren, Löchern oder Stück ohne Emulsion, total falsche Gradation, ohne Schutz vor Lichtdiffusion oder verkratzte Emulsion.

Foma ist gut, benutze ich gerne, Efke kenne ich nicht, z.B. Forte, Swema, manchmal schon sehr schlecht wenn du nimmst ihre Filme.

Und Rollfilmepapier muss doch dicht machen können, geht mindestens seit 50 Jahren, wo liegt hier Problem.

CP!

Quote:Daß z. B. die Lebenserwartung von Männern in der ehemaligen UdSSR seitdem um über zehn Jahre gesunken ist.

Sag mal willst du sagen, das ich trinke und nicht weiß was ich schreibe, oder dass ich das nicht ernst nehme und lieber über Filme schreibe, oder willst du UdSSR wieder?

Oleksander
Quote:Letzter Mist, gut das ist wenn du hast Film mit Schlieren, Löchern oder Stück ohne Emulsion, total falsche Gradation, ohne Schutz vor Lichtdiffusion oder verkratzte Emulsion.

Film mit Löchern etc. hab zumindest ich noch nicht erlebt, ebensowenig grob falsche Empfindlichkeiten bei Film, die gegenüber meiner eigenen Ungenauigkeit bei der Entwicklung ins Gewicht gefallen wären.

Was ich mittlerweile zweimal hatte, waren Foma-Rollfilme mit auf der falschen Seite aufgeklebtem Film (beide aus derselben Charge). Da guckt man dann blöd, wenn man hinten durchs Fensterchen schaut.

Schwarzweißmaterialien sind im wesentlichen einfach zu produzieren. Wenn man sich als Fotograf im 19. Jahrhundert seine Glasplatten im Keller selbst beschichten konnte, wird es wohl im 21. möglich sein, die Materialien in kleinindustrieller Produktion herzustellen. Das Know-how bleibt ja erhalten. Durch die niedrigeren Mengen geht halt höchstens ein bißchen Konstanz in den Parametern verloren. Das sind aber alles Effekte, mit denen man als Fotograf "früher" wohl auch leben mußte und irgendwie damit umzugehen gelernt hat. Der Markt ist ja im Amateur- oder Künstlerbereich bis auf weiteres da; ohne jetzt Zahlen vorlegen zu können, habe ich den Eindruck, daß die Schrumpfungsphase hier im Großen und Ganzen vorbei ist. Ich persönlich habe z.B. erst jetzt mein Labor aufgebaut, als ich es mir aufgrund der gesunkenen Geräepreise leisten konnte. Jetzt kriegt z.B. Meopta halt von mir für Zubehör das Geld, das ihnen bei meinem Gebrauchtvergrößerer entgangen ist.

Die Leute werden mit Schwarzweißfotografie ebensowenig aufhören, wie sie 1890 aufgehört haben, Bilder zu malen. Auch Farben kriegst du immer noch. Kein Grund, in Kulturpessimismus auszubrechen.

Quote:Sag mal willst du sagen, das ich trinke und nicht weiß was ich schreibe, oder dass ich das nicht ernst nehme und lieber über Filme schreibe, oder willst du UdSSR wieder?

Die wünschen sich gar nicht so wenige Leute zurück. Mit meinem Schwiegervater beispielsweise, der nebenbei genauso heiß wie du, hatte ich schon ausgiebige Diskussionen deswegen. Ich kann ihn auch ganz gut verstehen. Der Zugewinn an Freiheit, den die Leute dort auf den Dörfern in der Ostukraine in der Praxis hatten, hält sich in Grenzen, vor allem im Vergleich mit dem wirtschaftlichen Absturz. Ich will nicht klagen, immerhin hat seine Tochter in (West-)Deutschland studieren können.
Phillip,

wenn du, sagen wir an deiner Kamera die Einstellung 250 GOST hast (Modell vor 1981) dann entspricht das 320 ASA, wenn drauf steht 250 GOST (nach 1981) dann ist das 250 ASA, also du belichtest mit alter Kamera/ Belichtungsmesser nicht über sondern unter.

Eigentlich du merkst welches System gemeint an Skale, alt ist 65 und 130 GOST neuer ist 64 und 125 GOST.

Das liegt in einem Bereich wo man noch kann korrigieren mit der Entwicklungszeit, so genau stimmt ja nichts bei Kameras und Filmen und wenn du nicht selbst entwickelst, dann merkst du das nicht.

Tatsache ist, dass Anfang 80iger Jahre neue Filme herauskamen, die feinkörniger waren und anstatt FOTO Vorsatz FN bekamen und offiziell an ASA angepasst waren, wie lange es hat gedauert bis alles wirklich geändert war bei Kamera und Film ist natürlich andere Frage.

Farbfilme, gute Frage, viele hab ich nicht gehabt, da stand glaube ich am Ende der UdSSR drauf Swema DS-4 "40 GOST 17 DIN 40ASA" und auf den alten "32 GOST 17 DIN 40ASA", was ich hatte war Farbnegativ für Tageslicht, wirklich war so schlecht dass es musste geben eigene Negativfilme für Tageslicht und Glühlampenlicht.

Methode bei ukrainische Filmfabrik ist auch eher so, Filmemulsion machen, gießen, und Entwicklungszeit suchen was ergibt richtige Empfindlichkeit, daraus resultiert jeder Guss ist anders.

Die auf Schachtel gedruckte GOST Norm ist weder bei Kamera noch bei Film sehr viel Wert.

Ich bin Ukrainer, DDR und CSSR Filme gab es auch, aber selten, weil wirklich gut, manchmal Forte (geht noch gerade) oder Azomures (teilweise kaum brauchbar).

ORWO hatte NP 15 NP20 NP27, in DDR, NP 20 war 65 GOST als Angabe, andere weiß ich nicht, dann habe ich mal NC 19 gehabt, 64 GOST (?), hatte daraus nur ein Film, ORWO hat sich nicht ganz an die Änderung angepasst sondern NP 20 teilweise weiter nach alte System bedruckt und NC 19 nach neue.

Amerikanisches Film man konnte natürlich nicht so einfach im Geschäft kaufen, aber Presseleute hatten manchmal davon.

Ich meine einfach, dass z.B. Swema FN 125 genauso wie Kodak plus X offiziell 125 ASA hat, gut hat Swema praktisch meistens mehr Empfindlichkeit als Kodak, deshalb Vergleich mit "amerikanskij fotoplenka".

Oleksander



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