Altes Orwo-Baryt-Papier und Planlage

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Beim Exhumieren meiner totgeglaubten Dunkelkammerausstattung stieß ich -o Freude- auf von mir vollkommen vergessene Schätze, nämlich etliche teilweise noch ungeöffnete Kartons mit Orwo-Baryt-Papier (BN111 etc.).

Naja, dachte ich mir so in meinem nicht mehr ganz jugendlichen Leichtsinn, vielleicht macht's ja noch was, und machte einige Probeabzüge auf einige Blätter aus einer bereits angebrochenen Schachtel.

Geht im Prinzip alles, lästig ist nur, dass das Papier alles mögliche macht, nur nicht plan unter meinem Vergrößerer liegen. Dat Zeug ist teilweise recht stark gekrümmt, so dass auch Niederhalterlösungen unpraktisch erscheinen. Der Versuch, es über eine Kante "glattzuziehen", scheitert, da das wegen der nötigen Krümmungsradien die Schichtseite übelnimmt. Ich müsste also durch eine dicke und schwere Glasplatte belichten ...

Spricht etwas dagegen, in so einem Fall das Papier vor der Belichtung zu wässern und nass zu belichten? Dann nämlich würde es wunderbar plan & eben auf einer Glasplatte liegen ...
Moin Gast,

Radio Eriwan sagt, im Prinzip nein (es spricht nichts dagegen).

Falls Du mal was von Emmermann gehört hast, da wird sogar das in Entwickler gebadete Papier auf das Grundbrett geklatscht.

Ich hab das mal gemacht, dabei scheint mir wesentlich, dass Du es hinbekommst, "stehendes" Wasser abzustreifen, ohne die Schicht zu verletzen. Tropfen oder ein Wasserfilm führen zu Unschärfen.

Grüße
Martin
Hallo Gast,

warum sollte es nicht gehen? ... und was hast Du zu verlieren? Nasses Material soll weniger empfindlich sein, also nicht wundern, wenn Du mehr Belichtungszeit brauchst. Ob nun eine Glasplatte eine gute Unterlage zum Belichten ist weiß ich nicht. Ich könnte mir vorstellen, dass Du da durch Reflexion an den Rädern der Scheibe ein wenig vagabundierendes Licht um das Papier haben könntest.

Grüße
Richard
Danke für die Hinweise.

Anstelle der Glasplatte sollte ich also irgendwas wasserfestes stabiles nichtreflektierendes verwenden; 'ne schware Acrylplatte oder dergleichen.

Hatte die Glasplatte in erster Linie wegen der echtholzfurnierten Grundplatte meines Vergrößers erwähnt, die über Feuchtigkeit gar nicht glücklich ist.

(Und damit "oute" ich mich gleichzeitig als Belichtungsrahmennichtbenutzer).

Das Problem des Wasserfilms/von Tropfen ließ sich mit einer entsprechend weichen Abziehlippe vielleicht in den Griff bekommen, aber richtig glücklichmachend klingt das nicht. Mal sehen, wie empfindlich die feuchte Schicht wird.

Kennt ihr 'ne andere Möglichkeit, um gewelltes/gewölbtes unbelichtetes Barytpapier anständig glatt zu bekommen?
Hallo.

Was spricht denn gegen eine dicke Glasplatte? Ich habe früher nur so vergrößert, keine Probleme. Die Platte gibts beim Glaser (um die Ecke ist da wohl nicht mehr der richtige Ausdruck, aber EINEN gibts bestimmt noch) für wenig Euronen. Muss halt kratzerfrei sein und um einiges größer als das entsprechende Papierformat. Klebeband links und rechts, um sich selber eine Grifffläche zu schaffen und nicht zu weit in die Fläche hinein zu greifen und los gehts.

Damit gibts keine Wassermatscherei, trockenen Finger (Belichtungsuhr wird das gut finden) und ein plattes Blatt.

Grüße

Ronald
Quote:Kennt ihr 'ne andere Möglichkeit, um gewelltes/gewobenes unbelichtetes Barytpapier anständig glatt zu bekommen?
Ja.

Das da:
Quote:Und damit "oute" ich mich gleichzeitig als Belichtungsrahmennichtbenutzer
mal überdenken und eine Versamask kaufen. Ist nicht ganz billig (in etwa gleich teuer wie ein mittelprächtiger Maskenrahmen von Dunco), auf feste Formatgrößen limitiert, bekommt aber jedes Papier plan und ist eine Anschaffung fürs Leben.

Als Abziehlippe würde ich ein schönes günstiges Scheibenwischerblatt aus dem KFz-Zubehörhandel nehmen. Die billigsten Noname-Blätter reichen und funktionieren ziemlich gut.

Beste Grüße,

Franz
Gegen Glasplatte sprechen einfach die kleinen Staub- und Dreckpartikel, die sich auf ihre Oberfläche während der Dunkelkammersitzung begeben. Beim ersten Abzug sind sie noch nicht da, aber beim zweiten usw. können schon fingerabdrücke, Staub usw. Zeug auftauchen, was man alles nicht im Bild haben will.

Eine Versamask oder ein Maskenrahmen ist zwar gewaltig praktisch aber nicht unbedingt nötig - es gibt viele einfache Wege das Papier glatt zu halten, bei denen Wasser keine Rolle spielt und man keinen Maskenrahmen usw. braucht. Mein Maskenrahmen geht nur bis 18x24, weswegen ich bei größeren Maßen notgedrungenerweise zum experimentieren veranlasst worden bin. Ich habe zwei Methoden brauchbar gefunden.

1. Schwere Metallgegenstände. Bevor ich den Maskenrahmen hatte, habe ich meine Papiere mit ausrangierten schwarz gemalten Diskettenlaufwerken plan gehalten. Funktioniert allerdings nur bis zu einer bestimmten Größe. Im Moment plane ich, für die großen Größen im Fachhandel mir vier 30 bzw. 40 cm lange Blöcke Eisen schneiden zu lassen und sie dann selber schwarz zu malen. Das hält jedes Papier hübsch plan.

2. Viel einfacher ist es, das Papier einfach auf die Grundplatte festzukleben. Malerkrepppapier tut es gut, man muss allerdings vorsichtig sein, dass man die Emulsion beim Entfernen des Klebers nicht beschädigt. Malerkrepp produziert winzige Mengen blaues Licht wenn man es schnell abreißt, aber ich habe davon noch nie Schatten auf dem Papier gehabt.

Viel Spaß beim Basteln,

Samuli
"No photograph ever was good, yet, of anybody - hunger and thirst and utter wretchedness overtake the outlaw who invented it! It transforms into desperadoes the meekest of men; depicts sinless innocence upon the pictured faces of ruffians; gives the wise man the stupid leer of a fool, and a fool an expression of more than earthly wisdom." (Mark Twain)



http://www.samuli-schielke.de/foto.htm
(This post was last modified: 14-12-2005, 02:38 PM by Samuli Schielke.)
Quote:habe ich meine Papiere mit ausrangierten schwarz gemalten Diskettenlaufwerken plan gehalten.

Verbrecher! Womöglich noch von alten DECs/VAXen oder Mac. Man möge Dich in planes Photopapier einwickeln und in die See rollen.

Beste Grüße,

Franz
Keine Sorge Franz, alles PC. Ich hoffe, dass damit mein Urteil milder sein wird...



S.
"No photograph ever was good, yet, of anybody - hunger and thirst and utter wretchedness overtake the outlaw who invented it! It transforms into desperadoes the meekest of men; depicts sinless innocence upon the pictured faces of ruffians; gives the wise man the stupid leer of a fool, and a fool an expression of more than earthly wisdom." (Mark Twain)



http://www.samuli-schielke.de/foto.htm



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