Hallo forum,
habe mich gerade angemeldet um ein paar Fragen zu klären die sich mir vor meiner Größestellung stellen.
Ich muss dazu sagen, dass ich vor ein paar Jahren eine Laborausrüstung geschenkt bekommen habe und auch ein paar S/W Filme entwickelt habe. Ganz normale Standard Ilford, die Chemie gabs damals noch im örtlichen Brinkmann-Kaufhaus.
Die Ergebnisse waren auch ganz gut, soweit ich mir die Negative heute anschaue.
Habs gestern nochmal mit alter Chemie und Testfilm versucht, ging sogar ganz gut, aber war halt nicht mehr so das Wahre.
Jetzt hat es mich wieder gepackt und wollte doch ein bissel tiefer in die Materie eingehen. Zudem muss ich für Bewerbungen
ein paar größere Fotos erstellen und ich denke selbstgemacht kommt das auf jeden Fall noch besser als wenn ich sie abgebe.
Die Hardware ist soweit vorhanden, also Schalen, Zangen, Gefäße, Vergrößerer (Opemus Standard2) und ein Jobo Tank für einen 35er und den ganzen Kleinkram. Was fehlt sind die Filme und die Chemie sowie ein wenig "Knowhow".
Ich dachte an einen Adox CHS 50, das Ganze durch APH09, MacoEcoStopp und AddFix gezogen. Da ich ganz neu anfange, habe ich mal die Chemie genommen, die laut Katalog wohl am besten harmoniert.
Dazu habe ich noch zwei Fragen. Im Katalog steht, dass ich das Stoppbad für die Adoxfilme lieber nur 2%ig ansetzen soll wegen der Emulsion. Das ist kein Problem, aber auf der Technikseite steht beim efke50 (efke ist doch Adox?) ich soll den Häter in das Stoppbad kippen und im Katalog steht bei den Adoxfilmen, dass der Häter in das Fixierbad gehört. Jetzt bin ich leicht verwirrt. Habe zuvor aber auch noch nie Häter benutzt, also kein Plan was das angeht. Des Weiteren steht im Katalog unter den Entwicklungstipps 1 Minute vorwässern. Zwar benutze ich einen anderen Entwickler, aber ist das Vorwässern trotzdem generell von Nöten? Wenn ja, was heißt vorwässern eigentlich, einfach 1 min Wasser im Dunklen einsprudeln lassen? Ich denke ansonsten sollte das relativ unkompliziert von der Bühne gehen oder gibt's irgendwelche Einwände seitens Chemie?
Gut, dann zum Printen. Stopp- und Fixierbadchemie würde ich gerne übernehmen. Fehlt mir nur noch ein Papier und Entwickler.
Da hab ich keine Ahnung, was da gut wäre. Bedingungen wären: Einschalenentwicklung und Anfängerfreundlich.
Kein Gradiationswandelpapier, da ich keine Filter besitze. Der Ton Neutralschwarz bis warmschwarz. Spontan spricht mich das Formaspeed an. Ob das allerdings dem Film Rechnung trägt (ich geh mal davon aus, dass ich supertolle Bilder mache ;-)) weiß ich nicht, vielleicht habt ihr da eine bessere Idee. Tja und wie gesagt, passender Entwickler, nur welcher?
Und noch eine Verständnisfrage, was ist eigentlich: Gradiationswandelbar, Multikontrast und für was ist Barytpapier gut?
So, ich glaub das wars soweit erst mal :-)
Vielen Dank schon mal für die Hilfe
Grüße Sebastian
Hallo Sebastian,
mal so ganz trocken das, was Du am wenigsten hören willst, gleich als erstes:
Um einen gewissen Lernaufwand wirst Du nicht rumkommen!
Und dann zu Deinen einzelnen Fragen:
> Bewerbungen ein paar größere Foos erstellen und ich denke selbstgemacht
> kommt das auf jedenfall noch besser als wenn ich sie abgebe.
Wenn sie denn wirklich besser werden als der übliche "abgegebene" Schnitt. D.h., die müssen dem Betrachter (den Du bei einer Bewerbung *nicht* kennst) gefallen und da für das gewisse Zögern sorgen, ehe die Bewerbung auf dem falschen Stapel landet.
Da spielt nicht nur die dem Personaler angepasste "durchschnittlich richtige" Ausarbeitung mit ein, sondern auch das Motiv bei der Aufnahme.
> kleinkrahm
Bei Deiner Bewerbung magst Du bitte auf diese Besonderheiten verzichten wollen und stattdessen eine klassische deutsche Rechtschreibung verwenden. Ansonsten wirkt Deine Bewerbung so, wie jetzt Dein Posting auf mich: Strunzbesoffen, bestenfalls zugekokst.
Das war jetzt hart, aber herzlich. Und Du weißt jetzt, worauf es ankommt.
> Ich dachte an einen Adox CHS 50 das ganze durch APH09, MacoEcoStopp und
> AddFix gezogen.
CHS50/Efke50 ist als Rollfilm keine schlechte Wahl. Für Bewerbungsbilder -unabhängig, ob Porträts oder Künstlermappe gemeint sind- sollte man aber berücksichtigen, dass der Film anders als heutige Durchschnittsemulsionen sensibilisiert ist. Rot wird deutlich schwächer wiedergegeben und kann bei geblitzten Portraits für eine gewisse Leichenblässe sorgen (cave: Schnaps und Koks werden dadurch deutlicher wiedergegeben;-).
Entwicklung in Rodinal/R09/F09/APH09 ist soweit gut für den Film, mache ich auch seit Jahren mit gutem Erfolg.
Stoppbad und Fixierer sind nebensächlich. Auf käufliches Stopbad verzichte ich und nehme einen gestrichenen Esslöffel Zitronensäure auf einen Liter Leitungswasser. Pfund Zitronensäure kommt im Supermarkt auf ca. 3,50 und langt so für einen halben Kubikmeter Stopbad.
Als Fix nehme ich X55 von Amaloco oder jeden anderen beliebigen Fixierer.
> Häter in das Stoppbad kippen
Wenn man das Zeugs denn unbedingt nehmen will: Da gehört er nicht hin. Man kann nach dem Stopbad ein Häterbad einschieben, muss allerdings dann den Häter selbst ansetzen. Käufliches Maco-Geladur (nach Waschzettel in den Entwickler zu kippen) sorgt bis einschließlich Stoppbad nur für Probleme, nicht aber für an printbaren Negativen sichtbare Hätungs-Ergebnisse. Bestenfalls für Frust.
> Adoxfilmen das der Häter in das Fixierbad gehört.
Da kann man Häter nehmen und sogar Geladur reinkippen. Die Fixierzeit steigt drastisch an, das Korn wird gegerbt und bleibt nicht mehr so hübsch fein.
Kurzum: Häter? Nehme ich nicht. Stattdessen einen sauberen Prozess (womit wir wieder am Anfang "Lernen" wären...), hinterher nach der Wässerung etwas Netzmittel und den Film im klammfeucht-warmen Bad über Nacht zum Trocknen hängen. Den Filmabstreifer magst du vorher in die Mülltonne werfen, dort gehört er nämlich hin.
> entwicklungstipps 1 Minute vorwärsen.
Ja. Auf 50ASA belichten, 1 Minute vorwärsen, danach in Rodinal 1+25/20°C/15-sec-Kipp/7min. Während der Vorwärsung so etwa alle 3sec kippen. Die rauslaufende Brühe ist blau, nicht erschrecken.
Und ob Du jetzt Rodinal 1+25 oder APH09/R09/F09 in 1+20 nimmst, bleibt sich eigentlich gleich.
Der Film ist pissig in der Belichtung, zu viel mag er nicht, er hat seine Empfindlichkeit "in echt" und wird bei Überbelichtung leicht steinhart. (Darum der Tipp mit festgraduierten Papieren in 0-2.)
Ach so: Vorwärsung auch bei 20°C, ebenso wie Entwicklung, Stoppbad, Fixierung, Schlusswässerung. Die Emulsion ist kein Elefant, eher eine empfindliche Diva.
> Einschalenentwicklung und Anfängerfreundlich.
Das schließt sich gegenseitig aus. Für bis einschließlich 13x18 sind die TK-Aldi-Süd-Lasagneschalen für ein paar Duka-Sitzungen geeignet (Nachteil: Man muss erst 3kg Lasagne fressen und hinterher abwaschen). Oder: Billige 13x18-Schalen gibt es auch im Supermarkt. Besteckkästen als Schubladenstecksystem: Z.B. von "curver" in 15x23cm aus PP für je so ca. knapp unter 2,- Ersatzmark.
> Kein Gradiationswandelpapier da ich keine Filter besitze
Also wirst Du Dich an eine passende Belichtung und Entwicklung herantasten müssen. Nix für mal so eben an einem Abend.
Du bräuchtest festgraduiertes Papier gleich in mehreren Gradationen. Nach dem, was meiner Erfahrung nach Anfänger mit dem R50 so erleben: Gradationen 0 bis 2. Da wäre ein Karton MG samt Filtersatz günstiger.
> (ich geh mal von aus das ich supertolle bilder mache ;-))
Ich will Dir ja jetzt nicht alle Illusionen nehmen, aber davon solltest Du besser nicht ausgehen. So ganz ohne Grund ist Photographie nämlich nicht Handwerk, Lernaufwand, tlw. Kunst.
Dein gesamtes Posting lässt mir kaum Glauben daran, dass Du weißt, was Du eigentlich willst.
Im Gegenteil: Du hast die nette Idee, affengeile Bewerbungsbilder zu knipsen und diese in einem vor Jahren geschenkt erhaltenen Labor jetzt ad hoc selbst auszuarbeiten. Ahnung hast Du aber keine (siehe: "verständnisfrage, was ist eigentlich : Gradiationswandelbar, Multikontrast und für was ist Barytpapier gut?").
Hättest Du Dich vor Jahren damit befasst, Du wüsstest, was Baryt ist. Hättest Du Dich vor weniger als 20 Jahren damit befasst, "Multigrade/Multikontrast/gradationswandelbar" wären Dir ein Begriff. So aber hast Du gezeigt, dass Du absoluter Einsteiger bist. Nicht schlecht, aber gib Dich keinen Illusionen hin. Du wirst ganz unten anfangen, gefrustet sein, es nochmal versuchen. Handwerk halt. Ehe der Heimwerker mit der Bohrmaschine das erste gerade Loch in die Fliese bekommt, vergeht auch einiges an Übung.
Ansonsten mal für die Basics:
- www.fotolehrgang.de und danach üben (gibt's auch in Buchform)
- ISBN: 3-9809801-0-3 und danach üben (gibt's nicht online, geht aber etwas weiter)
- ergänzt durch: sämtliche PDF-Kurse bei sw-magazin.de (kostenloser download)
> Der Ton Neutralschwarz bis warmschwarz.
Fomatone in Eukobrom mit etwas Benzotriazol kommt recht neutral. Ohne Benzotriazol eher warmschwarz, vor allem, wenn man einen älteren Eukobrom-Ansatz nutzt.
Bei Polywarmtone langt die normale Alterung von Eukobrom. In frischem kommt es neutralschwarz, angeranztes mit einem Schluck frischem wieder "replenished" sorgt für gering wärmere Töne. Bissel KBr rein machts noch wärmer.
(Gilt nur für Baryt, mit PE habe ich da keine Erfahrungen.)
Fomaspeed mag ich nicht. Als PE nehme ich eher Tetenal Speed aus Altbeständen oder gleich Agfa MCP. Man hat ja noch davon :-)
Und, hat Dir das jetzt geholfen? Nein, oder? Es gibt nämlich keine Instant-Lösung zum anrühren.
Beste Grüße,
Franz
Also Franz das war jetzt sehr hart.
Ich bin jetzt über 20 Jahre dabei und wenn ich ganz ehrlich bin, am Anfang geht man natürlich sehr blauäugig an die Sache ran. Aber da ist doch nichts Schlimmes dabei. Man wächst halt mit seinen Aufgaben. Und am Anfang ist es egal ob es eine einschichtige Emulsion ist oder ein mega Feinkornentwickler oder sonstiges handelt.
Hauptsache man hat was Passables auf Papier gebracht. Die Amis haben auch nicht mit der ersten Rakete den Mond getroffen.
Ich würde empfehlen einfach mal einen Ilford Film wie den FP 4 oder den HP 5 und nen passenden Entwickler von Tetenal oder Ilford. Keine großen Anfangsexperimente. Dafür ist noch genug Zeit und die Bewerbungsfotos werden wohl sicher besser bei einem Fotografen.
Gruss
Marwan
Hallo
Gegenüber den SW-Entwicklungen, die ich damals bei Drospa/IhrPlatz hab machen lassen (weils billig war) war mein erster Filmversuch in der Selbstentwicklung mindestens gleichwertig. Damals FP4+ in Ilfosol im Vergleich zu FP4+ von Drospa. Also daher kann ich das Einleitungsstatement verstehen.
Ansonsten Franz, nicht ganz so cholerisch <img src='http://forum.fotoimpex.de/public/style_emoticons/<#EMO_DIR#>/tongue.gif' class='bbc_emoticon' alt=':D' /> (nicht böse auffassen) Ich bin über viele deiner Tipps dankbar, Wissen sprech ich dir in keiner Weise ab. Aber deine Art ist... "gewöhnungsbedürftig". Als du angefangen hast musste man vielleicht zu Büchern greifen oder hatte Leute die einen einwiesen, heute gehts in Foren. Ich hab anfänglich auch Bücher gelesen, aber soviel Ideen und Impressionen, was möglich ist, wie in den Foren können einem erst etliche Bücher geben.
Ich hab mit der ganzen Geschichte vor einem halben Jahr angefangen und bin heute soweit, dass ich mit meinen Anfangsutensilien (Fomaspeed, damals aus einer Schulauflösung geschenkt bekommen, Eukobrom) ganz gute Ergebnisse erziele. D.h. für mich ich konnte von einem Negativ ein Bild abziehen, das passabel belichtet aussah und Kleinigkeiten "Verbessern" durch Abwedeln/Nachbelichten oder Kontrastsregulierung und das reproduzierbar. Bilder die ok aussahen kamen von Anfang an raus, aber an wirklich gute DuKa-Arbeit fehlt noch _einiges_ an Übung.
Als ich dann irgendwann mal Fomatol ausprobierte blieb mir einfach nur der Atem weg, so ein Bild hatte ich mir immer vorgestellt, von dem Bildton.
Neues Material: Fomatol + Polywarmtone, bin bis jetzt nicht soweit, dass ich mich auf das Polywarmtone eingestellt hätte. Mit Euko bekomme ich da noch keine guten Bilder hin.
Was will ich damit sagen: Man kommt relativ schnell zu "akzeptablen" Ergebnissen. Nur bis sie gut oder gar WIRKLICH gut sind, da braucht man Übung! Und woher soll man den Unterschied zwischen 0815-Bild und einem WIRKLICH gutem kennen? Vieles sieht man auch erst, wenn man sich in die Materie vertieft hat und Unterschiede zwischen früher und heute sieht.
Wenn man auf einem Material bleibt gehts doch etwas schneller und man lernt sich einen sichereren Umgang mit den Arbeitsschritten an, den man schnell benötigt, wenn man eine Komponente ändert.
(Das erste Bild auf PWT hat mich ca 1h Versuche gekostet, ehe ich zufrieden mit der Belichtung war)
Ich hoffe bis Ende Januar soweit zu sein, dass ich auf PWT gute Ergebnisse erziele und einen Negativprozess habe, mit dem ich "zufrieden" bin. Da muss ich anfangen selber eine Bewerbungsmappe mit meinen Bildern zusammenzustellen, da muss es sitzen. Im Endeffekt muss man sich ja bei sowas selber verkaufen und wenn man noch nicht weiter ist, dann ist es eigentlich nur die Wahrheit.
Gruße
huehnerhose
Edit: Eine Frage mal von mir: Die Adoxfilme kann man bei der Nennempfindlichkeit bedenkenlos beichten und pi-mal-daumen auch nach Standardangaben entwickeln? Ich les andauernd davon, dass ein Kodak/Agfa/Ilford/.... mit Nenn 100/400 ASA nur 56/370 ASA bringt. Soll das heißen, dass der Film bei 56ASA "optimale" Ergebnisse in der entsprechenden Kombo Betrachter/Film/Entwickler/Prozess bringt oder ist das irgendwie "allgemeingültig"?
(This post was last modified: 19-12-2005, 01:40 PM by huehnerhose.)
Wenn ich bedenke, wie viele Meter Film ich versaut habe, bis die ersten Ergebnisse annehmbar waren.
Über den Ton von Franz kann ich mich nicht aufregen, die Fragestellung vom Wastel war schon etwas dreist. Nach 2 Jahren, die ich als Assistent für Fotografie an meiner Hochschule zugebracht habe, bin ich auch ganz klar für die Wiedereinführung der Prügelstrafe.
Mindestens eine Nikon FM2 pro Semester kaputtgemacht, weil wieder so ein "Oberchecker" sich sicher ist, mit etwas Gewalt gehen auch 42 Bilder auf den Film.
Mindestens einmal Aggregate und Lampen geschossen, weil die Elinchrom und Broncolor den gleichen Stecker haben (stehen in getrennten Studios, Bron für Sachfotografie und Elinchrom für Mode).
Regelmäßig die Kameras entweder ohne Objektive oder ohne Chipkarten zurückgebracht.
Stative verschlampt.
etc. etc.
Letztes Jahr saßen zwei Studenten im Hof und haben das Fotopapier abgezählt, das sie sich gerade gekauft hatten und in der Dunkelkammer dann nur noch gestaunt.
An sich haben die alle Abitur und es gibt auch reichlich Einführungskurse in Fotografie, auch Assistenten, die sie immer wieder anschreien. Es kam auch schon fast zu Handgreiflichkeiten, wegen der Dummdreistigkeit einiger Studenten.
Insofern kann ich Franz verstehen.
Am gefährlichsten sind die Leute, die fest daran glauben, dass alles ganz einfach ist und sie mit ihrer natürlichen Begabung maximal 10 Minuten brauchen, wofür andere 20 Jahre lernen.
(This post was last modified: 19-12-2005, 03:04 PM by Stagirit.)
Quote:Soll das heißen, dass der Film bei 56ASA "optimale" Ergebnisse in der entsprechenden Kombo Betrachter/Film/Entwickler/Prozess bringt oder ist das irgendwie "allgemeingültig"?
Jein:-) Das soll heißen, dass z.B. HP5+ in Spur HRX-II nur reale 250ASA bringt. In einer anderen Suppe kann er dann trotzdem auf mehr kommen.
Und dann hängt das ganze noch davon ab, wie die Belichtungsmessung vorgenommen wurde, wie der persönliche Geschmack ist und alles andere. Wenn man es nicht exakt einmessen will (dazu such mal im Parallelforum nach "Martin Jangowski", der ist da recht aktiv, was die exakte Herangehensweise anbelangt).
"Allgemeingültig" ist nur obenstehendes:-) Ne, im Ernst, weitaus die meisten Hersteller (mal von Efke abgesehen) geben idealisierte Filmempfindlichkeiten an (weil die DIN halt wenig mit der fotografischen Wirklichkeit zu tun hat) und diese gelten dann streng genommen auch nur für den spezifischen Entwickler und die sonstigen spez. Rahmenbedingungen.
Beste Grüße,
Franz
Leute,
"Am gefährlichsten sind die Leute, die fest daran glauben, dass alles ganz einfach ist und sie mit ihrer natürlichen Begabung maximal 10 Minuten brauchen, wofür andere 20 Jahre lernen."
Dem kann ich schon zustimmen, aber wenn solange sie es mit ihrer eigenen Gerätschaft machen, kann es unsereinem doch herzlich gleich sein. Und wenn ich denke, wie uninformierte Fragen ich vor gar nicht langer Zeit hier im Forum gestellt habe (etwa: warum haben "Normal" gradierte Papiere X und Y nicht die gleiche Gradation, sondern das eine wirkt weicher und das andere härter...), möchte ich doch verständnisvoll einem Fragenden gegenüber treten, auch wenn die Fragen gründliche Unwissenheit verraten. Man probiert, man lernt, und ich würde einem Anfänger wie Sebastian dasselbe raten, was ich gemacht habe, und immer noch oft mache: möglichst viel möglichst billiges und einfaches Material verbrauchen, da kommt es echt nicht auf die Entwicklerkombis und "echte" Filmempfindlichkeiten an, sondern dass überhaupt irgendwas rauskommt, und manchmal hat man eben doch einen schönen Glückstreffer drin.
Selbstgemacht war bei mir eine ganze Weile noch nicht so gut wie abgegeben (in Holland macht HEMA echt gute SW-Abzüge im Großlabor), aber meine Negative waren oft so daneben belichtet, dass ich die Abzüge nur in der eigenen Duka halbwegs so bekommen habe, wie ich sie haben wollte, während das Großlabor sie nach dem Durchschnittswert belichtet hat, der anscheinend nur dann gut aussieht, wenn man mit fachmännischer Sorgfalt belichtet. Und wenn man mal besser wird (was man evt. daran merkt dass man immer mehr der eigenen Fotos schlecht findet...) kann man überlegen, ob es sich lohnt, in Qualität zu investieren...
Samuli
"No photograph ever was good, yet, of anybody - hunger and thirst and utter wretchedness overtake the outlaw who invented it! It transforms into desperadoes the meekest of men; depicts sinless innocence upon the pictured faces of ruffians; gives the wise man the stupid leer of a fool, and a fool an expression of more than earthly wisdom." (Mark Twain)
http://www.samuli-schielke.de/foto.htm
(This post was last modified: 19-12-2005, 06:39 PM by Samuli Schielke.)
Moin,
also ich muss ehrlich zugeben da sich ein wenig enttäuscht bin von den Antworten.
Wobei mir der erste Post noch am meisten gebracht hat. Rein vom Technischen her. Aber mal so ganz allgemein, erstens ist das nicht das erste Forum das ich betrete und die Internetsprache ist nunmal immer unterschiedlich zu interpretieren, wobei ich mich immer wieder wunder wie Menschen vom Fotoentwickler auf Prügelstrafe kommen. Hau den Nub..naja, kann ich gut drüberlesen und abhacken. Zweitens ist es in der Tat nicht so das ich der Meinung bin das ich morgen geile Fotos mache (bezogen auf den Film!) mal eben ein bissel Chemie kaufe und super Abzüge hinbekomme. Das das nicht an einem Abend machbar ist, ist mir auch klar. Wäre nicht das erste Hobby (für mich bleibt es eins) was ein gewisser Lernfaktor beinhaltet den ich auch gerne bewältigen würde. Tut mir ja leid wenn sich jemand in seiner Berufsehre getroffen fühlt....
Fakt ist das ich das gerne vertiefen würde was vor Jahren mit einfachen Dingen geklappt hat. Und ich hab mir gedacht, fragste vorher bevor ich alles kaufe und dann irgendetwas nicht funktioniert weil's eben total falsch ist oder trotz Empfehlung von Handel nicht klappt, siehe Hüter z.B.
Fakt ist das ich eben etwas Neues ausprobieren will und mein Gott dann lass eben die ersten Filme absolute nix werden. Wen kümmert's. Nur, absolutes trial und error ist mir auch zu blöd. Nochwas zu den Bewerbungsfotos, das Thema ist "wie sehe ich meine Familie in 10 Bildern" und es geht hier mehr um die inhaltliche Aussage als die Qualität der Fotos. Ich könnte auch nen Farbfilm reinhauen
10 Fotos schießen und gut ist. Wäre sowieso die Alternative gewesen wenn es halt nicht klappt mit den SW-Abzügen. Schöner wäre es eben gewesen.
Nundenn, nicht viel schlauer als vorher werde ich es jetzt so ausprobieren. Der Mut dazu ist durch die Antworten allerdings eher gesunken. Ob eine Aussage wie: "ne versuch mal lieber dies und das" oder "technisch passt das ist aber nicht ganz einfach" hätte ebenso ausgereicht.
MFG Sebastian
PS: Warum schließen sich Einschalen Entwickler und anfängerfreundlich eigentlich aus?
Ich meine 3 Schalen ist einfacher als 4 Schalen wenn man alle zählt...
(This post was last modified: 19-12-2005, 09:25 PM by Sebastian.)
Hallo Sebastian,
Baryt: Fotopapier auf "echtem" Papier ohne Kunststoffbeschichtung, für dich wohl erstmal nicht interessant. Baryt trocknen oder auf Hochglanz bringen scheinen mir Wissenschaft und Glaubenskrieg. Baryt soll noch ein "schöneres" Bild ergeben als PE/RC-Papiere und ist (ordentlich bearbeitet) wohl haltbarer. Daher werden Ausstellungsabzüge oder Fine-Print wohl so gut wie nur auf Baryt gemacht. PE/RC ist mit einer Kunststoffschicht versehen. Dadurch saugt sich das Papier nicht mit Flüssigkeit so voll. PE trocknet von selber (fast) plan und auf hochglanz, wenn hochglanz Papier ist. (Bis jetzt kaum eigene Baryt Erfahrung, habe nur 2 Schachteln ORWO-Baryt, mit denen ich damals bei den ersten Abzügen mit dem Kontrast nicht klar kam, weil ich einen Fehler bezüglich der Entwicklung gemacht habe)
Multigrade/Gradationswandel/Multicontrast (sollte doch alles eins sein?) Kannst du über Filter den Abbildungskontrast steuern. Solltest dir einen Filtersatz kaufen, dann ersparst du dir mehrere Papiere da haben zu müssen und hast Möglichkeiten wie Splitgrade o.ä.
Zum Adox CHS: Ich habe den bis jetzt nur im Mittelformat benutzt und auch erst einen Film durchgeleiert. Den ohne Hänger entwickelt, in Rodinal. Der Film sieht eigentlich ziemlich gut aus. Ich hab nicht vorgewässert. Ich denke das Ergebnis davon war hier "nur" das der ausgegossene Entwickler violett war. Wenn ich mich recht entsinne stand die Empfehlung primär für den Planfilm?
Meinst du mit "wasser reinsprudeln" ne Cascade? Ich glaube Franz meint da Wasser raufkippen und das so behandeln wie als wäre Chemie drin mit Kipprhythmus. Fände auch ich interessant. Ich benutze ne Jobo-Cascade, weil die damals bei meiner Dose dabei war und ich mir nie Sorgen ums Wässern gemacht habe, aber letztens was von "ilford-wässern" las. Also Franz, könntest du das vielleicht kurz ausbauen wie du deine Filme wässerst, auch abschluss?
Zu Franz' Tipp bzgl. Eukobrom mit KBr,... nimm das mal nicht ernst. Franz ist Chemiker und hat Ahnung von Fotochemie. Wenn man soweit ist kann man an den Entwicklern "tunen" oder selbst zusammenstellen, für dich (so wie auch für mich) wohl noch nicht sinnvoll, erstmal den Prozess selber beherrschen. Eukobrom benutze ich aber auch. Der ist, im Gegensatz zu Fomatol, lammfromm. Soll heißen er hält lange ohne dass er die Funktionstüchtigkeit "wegoxidiert". (Kann man das für alle Warmtonentwickler sagen?) Entwickelt relativ schnell und mit z.B. Fomaspeed kommt was ziemlich knapp neutrales raus und das Bild ist in 40-120s ausentwickelt, was einem die Arbeit beim testen erleichtert. Da kann man das Bild mit Teststreifen in 5min abgezogen haben, wo man auf das Ausentwickeln des ersten Teststreifen in Fomatol erst 5min wartet. Also um Arbeitsweise zu üben, wunderbar.
Beim Fix für Film und Papier: Auf jeden Fall solltest du 2 Ansätze haben, einen für Papier und einen für Film. Warum kann wohl auch eher Franz erklären, ich habe leider auch nicht den Link zur Hand, der das erläuterte. Kannst ja einen kleinen 300ml Ansatz für Filme machen, falls du immer nur einen entwickelst, so handhabe ich das.
Hallo Sebastian, hallo Seb^H^H^Hhuehnerhose (das muss jetzt sein:-),
nun, wo sich die Wogen geglättet haben, Fragestellungen präzisiert wurden (Sebastian: hättest das gleich gesagt, was das mit den Bewerbungsbildern auf sich hat, ich wäre etwas braver geblieben. So konnte ich aber nur diesen einen Eindruck haben.), melde ich mich auch mal wieder auf den OP (und unser jetzt wieder freilaufendes Geflügelbeinkleid:-). Geht gleich wild durcheinander, mit dem Quoting nehme ich es jetzt nicht so genau, aber zuerst kommt der eine dran, dann der andere. Namensspielereien spare ich mir mal jetzt.
> Baryt soll noch ein "schöneres" Bild ergeben als PE/RC-Papiere
Geschmackssache. Ich mag's. Und gegen das Tuch der Trockenpresse getrocknet oder mit der Nasslebebandmethode behandelt ist es auch recht simpel, das Zeug plan zu bekommen. Die Oberfläche solch getrockneten Baryts ist mit keinem PE auf der Welt hinzubekommen (und egal, wenn eh' Glas vom Rahmen davorkommen soll). Hochglanz ist dank "moderner" Papiere eine echte Wissenschaft/schwarze Magie geworden.
Richtig gut gefällt mir die luftgetrocknete und anschließend gewachste Baryt-Oberfläche.
> [Adox-50er-Entwicklung]: Wenn ich mich recht entsinne stand die Empfehlung primär für den Planfilm?
Nein. Zumindest meine nicht. Planfilme nehme ich nicht (der GF-Selbstbau entwickelt sich seit Jahren zum "running gag" meines Lebens), ich habe das schon auf Rollfilme bezogen.
> Ich glaube Franz meint da Wasser raufkippen und das so behandeln wie als wäre Chemie drin mit Kipprhythmus.
Ja. Wasser rein, 3-10sec-Kipprhythmus. Wasser raus und Entwickler rein.
> Also Franz, könntest du das vielleicht kurz ausbauen wie du deine Filme wässerst, auch abschluss?
Nach Lust und Laune. Wenn ich viel entwickle und Zeit sparen will: Erste Büchse durch den Prozess Cascade drauf und laufen lassen. Wenn ich mit der zweiten Büchse fertig bin, wird das als Wässerungsende für die erste definiert.
Wenn ich wenig habe: Dann wird nach Ilford gewässert und nebenher in die Glotze geschaut (Sonntags-Tatort). Also: Wasser in die Dose, fünfmal kippen. Nach zwei Minuten raus, Wasser rein, zehnmal kippen. Raus...rein... 15/20/25 kippen, fertig.
Geizkragentechnik für Wassersparer. Aber: streßfrei und sicherer, wenn man mit auf 20°C vortemperiertem Wasser arbeitet. Aus einem 10l-Eimer kommen so bei mir locker zwei Entwicklungsvorgänge.
> [Haltbarkeit Eukobrom-Ansatz]: Soll heißen er hält lange ohne dass er die Funktionstüchtigkeit "wegoxidiert".
Ja. Fast ewig haltbar. Im dichten Kanister und kühlen Keller bis zu anderthalb Jahren. Länger habe ich das noch nicht ausprobiert, ich setze nur äußerst selten mal 12l von dem Zeug auf einmal an.
> Kann man das für alle Warmtonentwickler sagen?
Nein, eben da nicht. Eukobrom ist kein Warmtonentwickler. Und Warmtonentwickler sind nicht so ewig haltbar. Die Herleitung erspare ich Euch mal, das Forum kann keinen Formelsatz.
> [Fixierer]: Auf jeden Fall solltest du 2 Ansätze haben, einen für Papier und einen für Film.
Ja. Unbedingt! Das hängt damit zusammen, dass Filme Iodid enthalten und der Fixierer dadurch auch schlechter wird. Außerdem landen die Reste vom Lichthofschutz des Films im Fixierer (Stichwort "rosa TMax"), darüber freut sich Photopapier ganz gewiss auch nicht.
Ändert aber nix daran, dass man nicht trotzdem beide Ansatzlösungen aus derselben Konzentratpulle machen kann.
> Zweitens ist es in der Tat nicht so das ich der Meinung bin das ich morgen geile Fotos mache (bezogen auf den Film!)
Dann schreib's auch so:-)
> Tut mir ja leid wenn sich jemand in seiner Berufsehre getroffen fühlt....
Braucht es nicht, ich habe einen anderen Beruf. Allerdings habe ich schon genügend Leute gesehen, die an SW-Photographie so rangingen, wie an Malen nach Zahlen und noch am selben Tag ein perfektes Ergebnis erwartet haben. Deshalb mein deutlicher Hinweis auf den steinigen Weg.
> das Thema ist "wie sehe ich meine Familie in 10 Bildern" und es geht hier mehr um die inhaltliche Aussage als die Qualität der Fotos
Dann mach es. Nimm' einen Feld-/Wald-Wiesenfilm ala HP5+ (kommt könig), FP4+ (feinkörniger, aber nur grob 100ASA) und schmeiße den streng nach Waschzettel in ID11. Dann passt schonmal die Filmentwicklung so grob über den Daumen.
Aber vergiss erstmal die Efkes, die werden Dich zu Anfang klar überfordern.
Für die Abzüge legst Du dir am besten einen Satz MG-Filter zu (die billigen bei Mirko hier langen vollkommen zu) und einen Karton MG-Papier. Rote Duka-Beleuchtung, Filter können unter das V.-Objektiv gehalten werden (ggf. Rotfilter ausbauen, dann hast du eine praktische Filterablage).
Und dann mach' mal. Die ersten paar Dutzend Abzüge wirst Du als Autodidakt trotzdem am nächsten Tag in die Tonne treten. Deshalb schreibst Du hinten mit Bleistift drauf (lässt sich nämlich nicht im Entwickler), wie Du die belichtet hast, sonst fliegt der Lerneffekt nämlich mit in die Tonne.
> Der Mut dazu ist durch die Antworten allerdings eher gesunken.
Naja, der mag gesunken sein, dafür ist der Realismus-Anteil in der Weltsicht größer geworden. Ohne Arme keine Kekse.
> Warum schließen sich Einschalen Entwickler und anfängerfreundlich sich eigentlich aus?
Weil es ganz stark dazu verleitet, unsauber zu arbeiten, nicht auszuentwickeln, Fixierzeiten nicht einzuhalten und böse Fehlerquellen hinter der Tür lauern: Z.B. auf "merkwürdige" Weise plötzlich nur noch flaue Abzüge (Fixierbadreste in der Schüssel, der beim nächsten Print darauffolgende Entwickler stirbt daran dann kläglich), Flecken (Silberniederschläge durch abgeranzten Fixierer, landen dann im Print) und noch tausend andere Gemeinheiten.
Ach so, Du meintest nicht einen Einschalenprozess sondern nur ein Entwicklerbad? Grmpf. Warum kam ich da nicht gleich drauf. Ja, *das* ist eher anfängerfreundlich! Drei Schüsseln plus Schlusslösung. Sicherer geht es nicht. Nächste Tuning-Stufe wäre dann Zweibadfixage: Gebrauchte Fixiersuppe zuerst, frische dann zum Schluss als zweites Bad. Kann man machen, muss man aber nicht. Ich mach's nicht, nur manchmal bei "Verkaufsbaryt".
Noch so zwei, drei Hinweise für den Wiedereinstieg:
- Rotlicht. Hatte ich schon gesagt. Keine Partybirne(!), ein richtiges Filter.
- Nimm eine Zeitung mit. Nach ein paar Minuten im Rotlicht sollten die Bilder darin Dir wieder "normal" vorkommen, dann hat sich Dein Hirn an den veränderten Seheindruck einigermaßen angepaßt und Deine Prints erscheinen Dir nur noch etwas zu hart. Aber Du erkennst, ob schon ausentwickelt ist.
- Langsam arbeiten! Lieber erst einen Print ganz durch den Prozess bis er trocken ist (drydown-Effekt: Kontraste ändern sich beim Trocknen) und danach den zweiten Versuch.
- Ein großer Mülleimer im Labor und einer davor im Tageslicht-Bereich;-) Und für den nächsten Tag gleich noch einen.
- Vorher mentales Training zur prophylaktischen Frustbekämpfung.
- Filmentwicklung/Belichtung üben: 24er Streifen kaufen, acht Bilder mit einer Blende unter Nennempfindlichkeit, acht mit einer drüber, acht mit Nennempfindlichkeit. Entwickeln, danach vergrößern. Dann weißt Du schon grob, wie Dein Entwicklungsprozess aussieht und lernst Dich automatisch in die Positivverarbeitung ein.
- Für die Filmentwicklung: Standardfilm, Standardsuppe. Für die Positive: Trivialpapiere ala Ilford-MGIV oder Foma-Variant. Den Rest kriegen wir später.
Beste Grüße,
Franz
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