Pentacon six oder Kiev 88? oder besser keine der beiden?

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Hallo liebes Forum, nachdem ich nun seit einiger Zeit mit 6x7 shoote zieht es mich immer mehr zum Quadrat.

Ich möchte mir (vorausgesetzt ich bekomme meine Digitalknipse verkauft) gerne eine 6x6 Kamera mit Wechselbaren objektiven zulegen.


Zur Auswahl hätte ich nun


Kiev 88 mit 5 linsen und weiterem zubehör 

Zodiak k-8, 3.5, 30mm 

Zweimal Volna 3 MC, 2.8, 80mm 

Jupiter 36B, 3.5, 250mm 

Vega 28B MC, 2.8, 120mm 

Mir 38B, 3.5, 65mm


oder eine Pentacon six


mit drei linsen und optionalem zubehör.


Sonnar 180mm 2.8

Biotar 80mm 2.8

Objektiv Flektogon 50mm 4


Preislich liegen beide gleich auf.


Nun habe ich gelesen, dass beide Cameras Ihr für und Wieder haben. Pentacon Transportprobleme Kiev diverse Probleme. Mich würde nun die Meinung von Leuten interessieren die zu beiden Kombos was sagen können oder evtl sogar damit fotografiert haben. Was denkt ihr womit werde ich mehr Freude haben. Wichtig ist mir das, was am ende auf dem Negativ ankommt und nicht das aussehen der Kamera (soll ja Leute geben da spielt das ne rolle :-P). von der Bildqualität bin ich an die Mmiya RB67 gewohnt.


Lieben Dank euch allen.

 

...ganz ehrlich - mit gutem Gewissen würde ich keine der beiden empfehlen... Die Qualitäts-Bandbreite bei Mittelformat-Ost reicht leider von unterirdisch bis ganz O.K..

 

Fangen wir mal mit der Kiev 88 an:

 

Die Kamera selbst nimmt jede kleinste Fehlbedienung äußerst übel - siehe Kiev-Mantra "Verschlusszeit nur bei gespannten Verschluss wechseln, sonst..." Die Objektive selbst sind im Prinzip O.K. - vor allem, wenn der zuständige Betriebsleiter den Wodka bereits vor der Frühstückspause schon weggeschlossen hatte... ;-) Mit Spiel im mm-Bereich ist eigentlich immer zu rechnen und ruckelige Schneckengänge sind fast schon Folklore... 

 

Bei der Pentacon Six gibt es ähnliche Probleme - nur halt nicht so stark ausgeprägt... Ein Hauptübel sind z.B. die Schmierstoffe - eine P'Six, die nach der Wende noch keine Werkstatt gesehen hat, ist ein Hort. ständiger unangenehmer Überraschungen. Fehlbehandlungen nimmt sie übrigens ähnlich übel wie die Kiev - nur führen diese bei der P'Six wenigstens nicht gleich zum Totalausfall... 

 

Also kaufen, Film einlegen, fotografieren und sich freuen dürfte bei beiden Modellen eher die Ausnahme darstellen. Wer z.B. eine gut funktionierende P'Six oder Kiev hat und sich mir den spezifischen Macken arrangiert hat, gibt sie eigentlich selten noch her. 

 

Und wenn du sowieso schon von der Mamiya RB67 verwöhnt bist - die ich auch habe - bleibt dir beim Wunsch nach 6x6 eh' nur noch Hasselblad, Rollei oder Zenza Bronica. Es sei denn, es käme auch was zweiäugiges wie die Mamiya C 220/330 in Frage...

 

Also Möglichkeiten gibt es viele...

Gruß

Wolf
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 20-03-2018, 08:42 PM von Wolf_XL.)
Hallo Wolf_XL,

 

Ja das habe ich jetzt leider auch schon öfter gehört bzw gelesen. ach weh ach weh es ist ein Kreuz die suche nach was schönem das aber bezahlbar bleiben soll. Zweiäugig bin ich nicht sooo der Fan von. Daher eher Zenza oder Rollei, Hassi kann ich mir bei aller Liebe nicht leisten.   für weitere Tips und Empfehlungen bin ich aber immer Dankbar. PS was darf so ne Zenza mit sagen wir mal 1-2 linsen denn noch Kosten? 
Du zahlst um 3-4 Hundert für die Zenza mit Magazin und 80er. Fürs zweite Objektiv werden dann nochmal 200 fällig.


Ganz ehrlich. Bastel dir eine Suchermaske für die RB in 6x6 und beschneide das Negativ beim vergrößern. Die Qualität der RB ist super. Das Quadrat wird ohnehin überbewertet und 6x7 ist nicht soweit davon entfernt.


Gruss Sven.
Ich hatte mir um 1987 herum eine Kiev 60 gekauft.

Die Kamera hat ziehmlich genau bis 2 Wochen nach Ablauf der Garantiezeit funktioniert.

Dann gab es überlappte Negative der Verschluss blieb auf. Der Hauseigene Kameratechniker kümmerte sich auf Kulanz darum.

Im Rheinland gibt es das schöne Wort Beimachen für solche Instandsetzungen. Danach war der Fehler nach 5 Filmen wieder da.

Die Kiev habe ich dann in die Ecke gelegt und das Mittleformat vergessen. Gute MF Kameras waren in der Anlogen Zeit für mich zu teuer.  Später hatte ich mich auf der Photokina von einer Edel Praktica Six, der Exakta 66, überzeugen lassen. Das Ding habe ich mir zusammengespart und später gekauft. Das war etwas besser und um einiges teuerer wie das Original oder die Kiev Geschichte. Da die Exakta im Prinzip bis auf einige Details eine eckige Praktisix ist hat sie auch die gleichen Schwächen. Auch diese Kamera hatte Überlappungen und einen gelegdlich offen Verschluss. Auch hier ein Reparaturfall nach Ablauf der Garantiezeit.

Mit diesen Systemen gibt man sich nur wegen der Objektive ab. Wobei dies heute kein Grund mehr ist.

Wenn es 6x6 sein soll würde ich heute zur Mamiya c330 oder c220 raten. Die Kameras sind robust und dabei noch tragbar. Die Objektive sind Spitzenklasse und haben den Vorteil das Sucher und Aufnahmeobjektiv identisch und untereinander tauschbar sind.

Auf Exoten wie das Kiev 30mm und die "Russentonne" muß man verzichten. Aber mit Brennweiten von 50 bis 250mm kann man gut leben. 

Die Idee mit der Suchermaske für das 6x7 Format finde gut. Eine billige, sichere und einfache Lösung. 

Von den Praktika/Kievsachen würde ich die Finger lassen. Das ist mir zuviel Radio Erwin: Im Prinzip gut wenn der Besitzer gerne bastelt.

Matthias

...wenn nur nicht das Alter wäre - Kowa Six oder Norita. Beide aus Japan - aber leider recht selten und aufgrund des Alters eben auch nicht ganz unproblematisch. Dafür wenigstens ohne konstruktionsbedingte Macken...

Gruß

Wolf
Es gibt noch einen Nachteil der Mittelformat Spiegelreflexkameras nach dem Konstruktionsprinzip der Exakta66/Pentacon/Kiev Kameras. Den Vorteil der preiswerteren Verschluss losen Objektive erkauft man sich mit einem relativ großem Verschluss und Schwingspiegel. Gerade die Kievkameras sind für Spiegelschlag berüchtigt. Die Pentacon Exakta66 Produkte mögen in dieser Disziplin etwas besser sein, sind aber typische Fälle für robuste und schwere Stative.

Von allen mir bekannten Mittelformat Kameras gefällt mir das MamiyaC System am besten. Ein weitere Vorteil dieser Kamera ist ihr wirtschaftlicher Erfolg, der den Markt heute noch mit massenhaft guten Kameras versorgt. Dank des relativ großen Angebots werden diese im bezahlbarem gehandelt.

Leider findet sich auch hier ein Haar in der Suppe, bedingt durch die Konstruktion für Wechselobjektive ist der Auslösmechanismuss nicht so seidenweich und geschmeidig wie wir es von anderen Kameras kennen. Leider hat Mamiya die Objektive für die Mamiya C Serie nicht mit einem Drahtauslöseranschluss ausgerüstet.

Matthias
Nachtrag. 
Einen nicht unerheblichen Vorteil hat die Pentacon Six: Man kann mit vertretbaren Aufwand Eigenkonstrucktionen verwirklichen. Bei mir ist es die Adaption eines 4,5/75mm Tominons einer Polaroid Cu5 inklusive Ringblitz. 
Bei der Pentacon Six häufen sich die Angebote mit gestörten Verschluss. Meist liest man von Problemen mit den Zeiten 1/125sec, 1/250sec und 1/500sec. 
Dieser, durch verharztes Schmiermittel entstandene Fehler lässt sich mit  einer fachgerechte Überholung beseitigen.
Wer sich eine Pentacon oder Exakta 66 kauft die noch nicht überholt worden ist, sollte mit ca. 100-150€ für diese Notwendigkeit rechnen. 
Ausserdem ist  die Pentacon Six nicht Kältefest, O-Ton einer Fachfrau: Sie ist eine Schönwetter Kamera. 
Ich habe mir zu der Exakta noch eine Pentacon Six gekauft. Als Back Up und Zweit Gehäuse. Nach dem die MamiyaC recht teuer geworden ist ist sie immer noch eine preiswerte Alternative mit sehr interessanten Objektiven.


Matthias
Oder man besorgt sich eine neuwertige Arax aus der Ukraine. Da ich die Optiken hierfür noch von Pentacon Six und Kiev 60 hatte, sowie die Sucher, habe ich mir einen neuen (?) Body bestellt. Der hatte dann inklusive Zollgebühren und Versand (beides recht hoch) immerhin knapp 350 Euro gekostet.
Dafür braucht man keinen Service mehr bzw. jemanden suchen, der so etwas bei einer alten Kamera macht und die Arax hat einige Verbesserungen gegenüber der Kiev 60: https://analoge-fotografie.net/blog/arax-60/
Gruß,

Thomas
Die Arax ist eine interssante Kamera. Der große Vorteil ist ihr P6 Anschluss und ihrer sorgfältigere Montage.
Sie ist im Grunde genommen wie die Exakta66, die nichts anderes wie eine Pentacon Six ist.
Eine Kiev60 mit kleineren Veränderungen.
Man kauft eine neue alte Kamera. Die Kamera ist neu gekauft 30 Jahre alt.
Sie hat alle Systembedingten Macken der Kiev60/Pentacon Six Familie.
Ich persönlich empfinde die Arax sie als zu teuer.
Vor allem wenn man neu einsteigt und noch keine passenden Objektive und Zubehör besitzt.
Für die bezahlten 350€ hätte sich mit Sicherheit eine Mamiya C330 oder C220 mit mindestens einem Objektiv finden lassen.
Andere Rechnung für P6: neuere Pentacon Six komplett mit Objektiv und Lichtschacht 120€ + fachgerechter Überholung für 120€ = 240€.
Foto Olbricht in Görlitz liefert bei einer Überholung eine komplett neu justierte und überholte Kamera aus. Hier passen dann die üblichen 12 Bilder auf den Film. Der Verlust eines Bildes hört sich nicht dramatisch an, läppert sich aber. Die Pentacon Six steuert die Negativlänge mit einer Messwalze.
Wenn man den Film der Anleitung gemäß einlegt und transportiert gibt es bei funktionsfähigen Kameras keine überlappenden Negative.
Zur Spiegelvorauslösung. Für die Arax eine gute Idee. Den Spiegelschlag kenne ich noch von meiner Kiev60 die ich immer mit Stativ und Vorauslöser genutzt habe. 
Die Exakta3 hatte auch so was, wobei die Nutzung der Spiegelvorauslösung umständlich war und bei nicht wenigen echten Experten umstritten war.
Mattes



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