Internegative für POP-Papier

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Hallo,

wir haben, wie vor längerer Zeit schon mal angedroht, damit herumexperimentiert, inwieweit sich der ADOX-Printfilm für Internegative für Vergrößerungen auf POP-Papier im Kontaktverfahren einsetzen lässt. Wir haben das Ganze mit zwei Methoden ausprobiert, einmal mit Umkehrentwicklung des Printfilms direkt zum Internegativ, einmal mit Zwischenschritt über ein Interpositiv und Umkontakten.

Erfahrungswerte:

(1) Zur Umkehrentwicklung von ADOX-Printfilm mit dem Foma-Umkehrsatz:

(1.a) Umkehrentwicklung von ADOX Creativ-Planfilm ist grundsätzlich möglich.

(1.b) Die Emulsion des Printfilms ist anscheinend ziemlich empfindlich, während der Prozess selbst schon durch die wechselnden pH-Werte der einzelnen Bäcker hohe Anforderungen an die Emulsion stellt. Wir hatten einen Testdurchgang mit Schalenverarbeitung und Temperatursprüngen von zwei bis drei Grad, die der Film uns mit Schichtablösungen quittierte; aber auch in einem anderen Durchgang mit temperierten Bädern und Rotationsverarbeitung fing die Schicht schon an, sich zu lösen. ADOX Printfilm ist, nebenbei, in der Entwicklung ziemlich schnell für einen Film.

(1.c) An und für sich scheint Schalenentwicklung dabei besser zu funktionieren, der Prozess ist insgesamt besser zu kontrollieren. Dafür ist das Ganze eine ziemliche Stinkerei, etwa wegen der Schwefelsäure.

(1.d) Insgesamt lohnt sich die Umkehrentwicklung nur, wenn man sich den einen Kopierschritt über ein Interpositiv sparen will, etwa um Tonalität zu erhalten o.ä. Billiger ist die Umkehrentwicklung nicht, weil das Umkehrkit anteilig mehr kostet als ein Blatt Printfilm 24x30. Zeit spart man auch nicht wesentlich, weil die Umkehrentwicklung so lange dauert, vor allem, wenn man das Negativ zwischendurch verhunzt (grummel). Das ist auch eine Frage der Ausrüstung im Labor und der Möglichkeiten, die Parameter für die Umkehrentwicklung des Planfilms konstant zu halten.

(1.e) Evtl. bleibt in Steinkimmen nochmal auszuprobieren, inwieweit man den Prozess für eine empfindliche Emulsion wie beim Adox-Printfilm noch optimieren kann.

(2) Zwei Zwischenkopien (Interpositiv-Internegativ):

(2.a) Erste Kopie (Interpositiv): Vergrößern des Originalnegativs. Achtung: Die Unterlage darf keine Konturen aufweisen, da diese auf den Film sichtbar werden. Theoretisch könnte man auch das Negativ erst umkontakten und dann im zweiten Schritt vergrößern, aber der Printfilm ist billig genug, dass man den Informationsverlust auch minimieren kann. Entwicklung in Rodinal 1+25 zum Interpositiv; man muss bei der Wahl des Erstentwicklers etwas aufpassen, dass das Interpositiv nicht zu hart wird, sonst kriegt man hinterher brettharte Prints, denn was einmal hart ist, wird nicht wieder weich.

(2.b) Zweite Kopie (Internegativ): Umkontakten des Interpositivs. Entwickelt haben wir es in Tanol, wegen des Stains und der Belichtung des POP-Papiers bei Tageslicht. Dichte und Gradation sollten erst bei diesem Schritt festgelegt werden. Die Entwicklung ist ein bißchen knifflig. Am Anfang kann man das ganz gut auf Sicht machen. POP-Papier ist nur für blau und UV empfindlich, was der Stain von Tanol beides blockiert; deswegen kann das Internegativ ruhig etwas dünner aussehen, weil Stellen, die für das bloße Auge normal bis mitteldicht wirken, durch den Stain schon fast undurchsichtig sind. Die Entwicklungszeiten sind, wie oben angedeutet, ein ganzes Stück kürzer als für andere Filme, weil Printfilm schneller in der Entwicklung ist, deswegen empfiehlt sich wirklich Sichtentwicklung für den Anfang.

Das Interpositiv kann man nachher wegschmeißen, aufheben, ans Fenster kleben oder was auch immer.

(3) Endgültiger Abzug auf POP-Papier im Kontaktverfahren:

(3.a) Internegativ im Kontaktverfahren bei Tages- oder UV-Licht auf POP-Papier belichten. POP-Papier hat einen ziemlich großen Kontrastumfang, man braucht also relativ dichte Negative, wenn man Zeichnung sehen will. Stainende Entwickler bieten sich da insofern an. Wir haben zwei Serien von Abzügen angefertigt:

(3.b) Erste Serie: Interpositiv hart aber dünn entwickelt, das Internegativ dann in Tanol auf Sicht auf eine für das Auge normale Dichte entwickelt. Das Ergebnis sieht aus wie eine Fotokopie - das kann man auch billiger haben. Die Details in den Lichtern sind weg, umso mehr, als das POP-Papier beim Fixieren noch an Zeichnung in den Lichtern verliert.

(3.c) Zweite Serie: Interpositiv in Ausgleichsentwickler entwickelt, das Internegativ dann in Tanol so, dass es für das Auge eher etwas flau rüberkam. Die Prints wurden gut, mit tiefen Schatten, Zeichnung in den Lichtern und schönen Tonwerten.

(3.d) Beim Fixieren verliert man bei POP-Papier immer etwas an Dichte in den Schatten und an Zeichnung in den Lichtern. Für die Schatten kann man das mit Goldtoner vor dem Fixieren etwas verhindern, der frißt dafür die Lichter aus und ist auch kein billiges Vergnügen. Selentonung bewahrt die Lichter, tont dafür bei POP-Papier den Grundschleier etwas mit. Vor allem wenn man die Bilder also nicht tonen will, sollte man sie insgesamt etwas dunkler belichten, als sie hinterher rüberkommen sollen; mit Gold kann man die Schatten über die Fixage retten, mit Selen die Lichter. POP-Papier dunkelt beim Trocknen auch noch nach, ähnlich wie manche Warmtonpapiere.

(3.e) POP-Papier lässt sich schlecht in der Presse trocknen, weil die Emulsion relativ klebrig ist. Der Träger ist allerdings sehr gutmütig, und mit anderen Trockenverfahren kriegt man sie ganz gut glatt. Wir haben unsere Prints mit der Rückseite auf Glasplatten geklebt und dort getrocknet.

So, vielleicht bringt euch das ja weiter. Schönen Dank an Mirko für die Zurverfügungstellung von Printfilm und auch vom Umkehrkit; evtl. lässt sich jetzt in Steinkimmen noch mehr zur Umkehrentwicklung des Printfilms sagen (wobei diese so oder so teurer käme als der Weg über ein Interpositiv)!

Samuli & Philipp

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Internegative f?r POP-Papier - by Philipp Reichmuth - 01-12-2005, 12:00 AM



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