Fragen eines Barytpapieranfängers

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Hallo, alles zusammen!

Habe mich gerade erst angemeldet und schon ein bisschen im Forum gestört. Echt toll, was man hier alles für Infos finden kann.

Ich bin 27 und habe vor 10 Jahren das erste Mal (in der Schule) in der Dunkelkammer gestanden. Dann hat das Hobby lange geruht, bis ich mir vor 2 Jahren meine eigene Duka zugelegt habe. Ich habe schon einige Erfahrung mit PE/RC-Papieren, sowohl Festkontrast als auch Variokontrast. Jetzt möchte ich mich gerne auch mal mit Baryt beschäftigen, weil das ja wohl - wie ich gehört habe - doch noch mal eine ganz andere Liga ist als die PE-Papierchen. Ich habe im Moment ein Auge auf das ADOX Polywarmtom Barytpapier geworfen. Ich habe allerdings keinerlei Ahnung davon und deshalb hier ein paar Fragen.

1) Kann ich Barytpapier zumindest für den Anfang auch in meinem stinknormalen Ilford Multigrade o.ä. entwickeln oder brauche ich speziellen Barytentwickler?

2) Das Adox hat ja glaube ich keinen Entwickler eingelagert. Was bedeutet das? Muss ich das nur länger entwickeln oder auch länger belichten? Muss ich Barytpapier generell länger oder anders belichten als PE/RC-Papier? Wie lange muss das Papier im Entwickler liegen?

So, das waren für den Anfang meine wichtigsten Fragen. Tausend Dank schonmal für eure Antworten und frohe Weihnachten!

Jens
(This post was last modified: 23-12-2005, 11:53 PM by db5zx.)
Jens,

nimmst du wirklich ID-11 als Papierentwickler, das ist nicht Sinn, weder bei Polyethenplast, noch bei Baryt, das ist Negativentwickler.

Baryt kann man in jedem Papierentwickler entwickeln (nimm am besten den billigsten).

Belichtung ist normalerweise länger, als bei Plastpapier, aber nicht immer, kommt auf den Hersteller an, wenn keine Entwicklersubstanz eingelagert, dann musst du so 1-2 Minuten entwickeln, um normale richtig belichtete Papiere zu entwickeln, wenn du zu kurz belichtet hast, kannst du auch bis etwa 6 Minuten drin lassen, gilt auch bei schwierigen Kontrast wenn Lichter nicht gut kopierbar.

Problem ist mehr wie bekomme ich Papier so getrocknet, dass es schön glatt wird und da gibt es verschiedene Methoden.

Willst du eigentlich Spiegelglanz auf Papier, oder reicht dir normale Oberfläche?

dir auch frohe Weihnachten

Oleksander
Sorry, das mit dem ID-11 war eine Freud'sche Fehlleistung, weil ich heute den ganzen Tag Filme entwickelt habe... :-) ich benutze den Ilford Multigrade für's Papier.

Ansonsten Danke für die vielen Infos, ich werde mir jetzt wohl mal eine Ladung Barytpapier vom Händler meines Vertrauens besorgen.

Jens
(This post was last modified: 23-12-2005, 11:56 PM by db5zx.)
Hallo Jens,

Glückwunsch zur Entscheidung für Baryt, wirst’s nicht bereuen. Wie schon gesagt wurde, Multigrade-Entw. ist völlig in Ordnung,

empfehlen kann ich dir aber auch den Calbe N113 ( sehr billig, sehr ergiebig, super Ergebnisse ), musst du eben nur als Pulver selber

anrühren ( geht aber einfacher als man denkt ).

Tipp: Baryt am besten kurz und mit einem hochkonzentrierten Schnellfixieren fixieren, das verkürzt die Wässerungszeit erheblich.

Für den Anfang das Bild zum Trocknen einfach auf einer ebenen Fläche leicht antrocknen lassen und dann noch feucht mit starkem doppelseitigem

Klebeband oder speziellem Nassklebeband auf einer Spanplatte o.ä. ankleben. Nach 24-48 h rausschneiden, so bekommst du plane Bilder.

An der Wäscheleine wellt sich Baryt meist stark.

Unter www.schwarzweiss-magazin.de findest du viele Infos zur Barytverarbeitung.

Hier bei Fotoimpex ist unter "Daten" auch ein Artikel zu finden.

Gruß Benjamin
Hallo Jens,

viel Erfolg mit Baryt!

Zur Entwicklungszeit bei PW: Das Papier hat keinen eingelagerten Entwickler, deshalb braucht es länger im Entwickler. Auch nach drei Minuten kommt da immer noch was.

Die Tatsache, dass Du deutlich länger belichten musst bei PW, hängt damit zusammen, dass die Emulsion einfach unempfindlicher ist. Das hat aber mit eingelagerten Entwicklern nichts zu tun, das ist eher so wie bei Filmen, wo es 100er und eben 400er gibt. Im Vergleich zu Agfa MCP (PE-Papier) belichte ich PW etwa doppelt bis dreimal so lange, je nach Charge.

Zur Trocknung: Die Klebebandmethode wurde schon beschrieben. Ich habe diese etwas modifiziert und klebe die Prints freischwebend in einen Holzrahmen, Klebeband auf die Rückseite des Prints, Oberfläche innen im Rahmen. So bekomme ich zwei Prints in einen Rahmen und habe absolut kein Staubproblem.

Achtung: Das Klebeband drückt sich durch den Print, deshalb nur am Rand kleben. Das nervt gerade bei kleinen Formaten, weil man schon so 5-10mm für eine stabile Klebung ringsum braucht.

Die Alternative ist die Trocknung in der Trockenpresse. Gegen das Tuch getrocknet (Schicht zum Tuch) gibt das einen hübschen "Mattglanz". Dabei achte darauf, dass Du Dir Zeit zum Trocknen nimmst. Die Presse nicht zum Brateisen umwidmen, etwas mehr als handwarm langt. Vor dem Entnehmen des Prints (man kann oben auf dem Tuch fühlen, wenn er trocken ist) die Presse kalt werden lassen, Print über Nacht zwischen zwei schweren Büchern lagern, fertig.

Für Hochglanz hat Friedrich Helms mal im Parallelforum eine tolle Anleitung verfasst:

Quote:Liebe Photofreunde,

(Bei Interesse am besten aus dem Internet gehen, oder speichern und später lesen, da der Text recht lange ausfällt; Ist auch mehr für Anfänger in der Hochglanztrocknung gedacht)

Perfekter Hochglanz aber wie?

Nun perfekter Hochglanz, wird wohl nur selten erreicht werden, aber sehr guter ist ohne weiteres möglich.

Ich möchte jetzt hier einmal alles darüber zusammenfassen, was ich darüber, seit 1950 (mein erster Versuch) lernen konnte, da mir auffiel, dass dieses Thema sehr häufig behandelt wird und Mißerfolg an der Tagesordnung zu sein scheint (bei mir zuerst auch, nur da gab es noch Photohandlungen in denen man so etwas fragen konnte).

1) Pedantische Sauberkeit, die Hochglanzplatte (Hochglanzfolie meint das gleiche) muss tadellos sauber sein, da sich im Laufe der Zeit darauf Gelatine sammelt.

2) Das letzte Bad der Photos darf nicht verunreinigt sein (Staub, Haare u.?), da es sonst zu Stippchen (kleine matte Punkte) kommen kann.

Ist die Hochglanzplatte nicht sauber (gelatinerestefrei), kleben die Photos fest, man reinige grundsätzlich in Spiritus, reicht dies nicht, mit Talkumpulver (Talkumpuder).

Man bestreue die Hochglanzplatte damit, verreibe ihn und entferne die Reste mit Wasser, gegen Kalkflecken hilft Essigreiniger.

Reicht all dies noch immer nicht, die Photos kleben also immer noch fest, so bleibt ihnen außer Chrompolitur nichts mehr übrig, was ich aber gar nicht mag, da die Platte dabei ganz leicht verkratzt wird, eine Alternative ist mir in diesem Fall aber nicht bekannt.

Sollten Sie diese haarfeinen Kratzer, die man kaum sieht stören, müssen Sie eben eine frische Hochglanzplatte kaufen.

3) Das grundlegende Vorgehen

Man nimmt die Photos aus dem letzten Bad und legt sie tropfnass auf die Hochglanzplatte, die seit mindestens etwa 10 Minuten eingeschaltet sein sollte und quetscht sie auf.

Das Aufquetschen selbst geschieht so, kleine Photos werden einmal mit mäßigem Druck mittels des Rollenquetschers angequetscht, größere Photos werden aus der Mitte heraus sternförmig unter ebenfalls mäßigem Druck angequetscht.

Die Hochglanzplatte wird dabei selbstverständlich von der Trockenpresse genommen, wonach man sie etwas abkühlen lässt und erst dann die Bilder aufquetscht.

Für besonders gute Resultate, wird die Platte zwischen jedem Aufquetschen in Spiritus gelegt um Verunreinigungen zu entfernen (mache ich aber nur selten, um es ehrlich zu sagen).

Die Trockentemperatur soll zwischen 70° und 80° betragen.

Nach dem Aufquetschen, wird die Hochglanzplatte auf die Presse gelegt und die Presse geschlossen.

4) Hilfsmittel

Es gibt im Grunde zwei Möglichkeiten, sich die Hochglanzarbeit zu vereinfachen, die man auch kombinieren kann.

Im ersten Falle, wird man ein Netzmittelbad benutzen, indem man sein Papier etwa 1 Minute badet und es danach auf die Hochglanzplatte aufquetscht.

Das Netzmittelbad würde ich mit destilliertem Wasser ansetzen, insbesondere bei kalkreichem Leitungswasser.

Die Ergebnisse sind meiner Meinung nach eher bescheiden, insbesondere seit Tetenal „Glanzol“ nicht mehr im Handel ist, als Ersatz vielleicht Ilford „Ilfotol“.

Zu den Ochsengallepräparaten, kann ich nichts sagen, sie dürften aber ähnlich wirken.

Im zweiten Falle wird man die Photos vorher etwa eine Minute in Spiritus legen und sie dann aufquetschen, dabei halbiert sich die Trockenzeit.

Diese Methode bringt meines Erachtens die besten Ergebnisse, dem steht aber der Geruch des Spiritus entgegen (keinen benutzen, der mit Benzin vergällt wurde, das riecht man eine kleine Ewigkeit).

Man kann auch in den Spiritus noch das Netzmittel geben, ich habe aber bisher keine Vorteile sehen können.

Bei beiden Methoden, sollten die Bilder nicht allzu nass in die Presse gelangen, damit sie nicht unnötig verdünnt werden, aber tropfnass auf die Hochglanzplatte kommen.

Formalinzusatz, ist kein Hochglanzmittel, sondern ein Hütebad und darüber hinaus höchst gesundheitsschädlich, es fand beim sonst nicht Trockenpressebeständigen „Agfacolorpapier“ vor 1971 (bei allen Colorbarytpapieren, bevor sie eingestellt wurden; Kodak könnte eine Ausnahme gewesen sein) und zur Heißtrocknung matter und strukturierter Photopapiere Anwendung.

5) Weiteres Vorgehen

Nach 10-15 Minuten (mit Spiritus 5-8 Minuten) bei kartonstarken und 5-8 (mit Spiritus 3-5 Minuten) bei papierstarken Photopapieren, wird die Presse geöffnet, die Bilder sind jetzt abgesprungen.

Jetzt liegen die Bilder keineswegs plan, man lege sie dazu einfach auf eine glatte möglichst kühle Oberfläche, danach legen sich die Photos.

Um weiteres Planwerden zu fördern, beschneide man sie am Rande um etwa einen Millimeter (ist aber wohl kaum nötig, vielmehr aber zeitintensiv).

6) Probleme

Bei der Stippchenbildung, ist das letzte Bad oder die Hochglanzplatte verunreinigt gewesen, arbeiten Sie sauberer (muss ich mir auch oft sagen), ganz lassen sie sich nicht vermeiden, es sei denn Sie wollen ihre Duka als Reinraum wie in der Mikroelektronik einrichten, wenn Sie das bezahlen möchten.

Spaß beiseite, matte Stellen größeren Ausmaßes entstehen durch schlechtes Anpressen der Bilder, oder durch eine ungleichmäßig heizende Trockenpresse (bei modernen und guten älteren Geräten sehr selten).

Sie dürfen das natürlich nicht vom Amateurmodell in 18*24 aus den Fünfzigern erwarten, obwohl es auch mit denen ganz passabel geht.

Wellige Risse im Photo nennt man Muschelbruch, sie entstehen durch zu heißes Trocknen.

Hat man kein Thermostat an der Trockenpresse, so schaltet man sie vorher etwa 1 Minute aus (während des Netzmittel- oder Spiritusbades und der Zeit, in der die Hochglanzplatte abkühlen soll, Sie verlieren also keine Zeit), danach gibt es kaum mehr Muschelbruch.

Schlechter Hochglanz, kann auch durch falsche Tuchspannung entstehen, meist wird die aber automatisch geregelt.

Flecken auf der Rückseite der Bilder entstehen durch ein unsauberes Tuch, da hilft meist auskochen oder eben das Tuch zu ersetzen (Verlangen Sie nach Leinenstoff).

7) Weiteres

Für den Anfang, sollte man seine Hochglanzarbeit mit papierstarkem Papier beginnen, da auf ihnen Hochglanz leichter gelingt.

Meines Wissens, gibt es noch Forte „Bromofort“, das damit identische „UNIVERSAL B“ von Banse und Grohmann (Wernigerode/Harz) und das über phototip (Kiel) erhältliche Kentmere „Bromide“ in papierstark.

Des weiteren, um billiger zu arbeiten und mehr Erfahrung zu sammeln, da mehr Bilder möglich, empfehle ich Ihnen, anfangs kleine Formate zu nehmen.

UNIVERSAL B ist ab 7*10 cm und Bromide ab 9*14 cm erhältlich, Bromide gefällt mir etwas besser, ist aber deutlich teurer.

Am besten alles, was sich für Hochglanz eignet, so ausarbeiten, ich benutze selbst heute dafür noch kein PE-Papier auch in den kleinen Formaten, bei entsprechender Übung geht das alles fast genauso schnell wie auf PE-Papier.

Sollte es sich etwas trocken und oberlehrerhaft angehört haben, bitte ich Sie darüber hinwegzusehen, aber es ist nun einmal ein solches Thema und genau sollten die Erklärungen doch sein?

Ich hoffe, keine Fragen offen gelassen zu haben und wünsche Ihnen liebe Photofreunde gutes Gelingen.

Viel Erfolg

Friedrich Helms

Beste Grüße,

Franz
Baryt ist anders. Ich habe lange Zeit (DDR) ausschließlich damit gearbeitet, gab halt nix anderes.

Der größte Unterschied: Baryt kann man 'quälen'. Wenn das Bild zu wenig Licht bekommen hat, kann man es länger im Entwickler lassen. Solange keine gelben Schleier auftreten, wird die Dichte immer noch zunehmen. Der Kontrast aber auch. Für St. Ansel war dies oft die einzige Methode, den Papierkontrast überhaupt zu beeinflussen.

Baryt wässert extrem schwer aus im Vergleich zu PE. Eine halbe Stunde im fließenden Wasser ist ne gute Zeit, archivsicher ist das wahrscheinlich noch nicht. Ich persönlich empfinde es als Wasserverschwendung, ständig mit Baryt zu arbeiten.

Hochglanz ist ne Quälerei. Das Wort 'Stippchen' gibt es ja schon gar nicht mehr. Aber wenn du Hochglanz machst, wirst du wissen, was ich meine.
Bleibt dran, am Sucher.



--Uwe
Hallo an alle!



Tausend Dank an euch fuer eure Hilfe. Ich glaube, ich werde mich jetzt mal an Baryt ranwagen.



Nochmals danke...

...Jens



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